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"Du irrst dich."

Maudado schnaubte nur missbilligend.

"Natürlich tu ich das, oh allwissender Prinz", meinte er abfällig. Michas Herz zog sich ein weiteres Mal schmerzhaft zusammen.
"Kläre mich auf, worin mein Fehler liegt." Maudados Blick war eiskalt.

Die Worte, die bis eben noch gedrängt hatten, gesprochen zu werden, waren nun verschwunden. Micha öffnete den Mund, doch es blieb still.

"Fehlen uns die Worte? Welch Überraschung. Wenn es dir nicht zu viel Mühe macht, würde ich jetzt gerne zurück zu meiner Arbeit und das hier alles abschließen." Maudado machte sich daran aufzustehen. Wenn Micha ihn jetzt gehen lassen würde, wäre es vorbei. Er würde nie wieder die Chance bekommen, als das Ungesagte in Worte zu fassen. Was zwischen ihnen zerbrochen war, würde zerbrochen bleiben.

Zum Glück arbeitete sein Körper schneller, als sein Gedanken alles erfassen konnten und er war aufgesprungen, hatte nach Maudados Handgelenk gegriffen und ihn zu sich umgedreht. Der blonde Wissenshüter versuchte sich loszumachen, doch Michas Griff blieb eisern.

"Lass mich los." All das Gift hatte Maudados Worte verlassen. Der kurze Emotionsausbruch war vorbei, die Kraft aufgebraucht.

"Bitte, Micha", flehte er. Erneute Tränen sammelten sich seinen grünen Augen. Doch Micha konnte jetzt nicht loslassen, er musste jetzt endlich etwas sagen. Es war egal was. Nur etwas, dass Maudado noch einen Moment länger bei ihm hielt.

"Ich liebe dich."

Der blonde Wissenshüter erstarrte.

"Du glaubst es vermutlich nicht, aber es ist so. Und ich bereue nicht einen Augenblick, den ich mit dir hier zusammen verbracht habe. Maudado, du hast mir gezeigt, was es bedeutet wirklich glücklich zu sein. Sich trotz all dem was einen niederdrücken will, frei zu fühlen. Wie soll das ein Fehler sein? Wie sollte ich das bereuen? Ich liebe dich! Und wenn es irgendwie gehen würde, würde ich den Thron, das Königreich Chessie und all das hinter mir lassen. Aber..."

"... es geht nicht. Du bist an diesen Thron gebunden und ich an diesen Turm. Wir haben beide unsere Aufgaben."

Schweigen. Das schleichende Gefühl der Niederlage machte sich in Micha breit. Erschöpft liess er Maudados Hand sinken. Was gesagt werden musste, war gesagt. Niemand konnte jetzt noch etwas ändern.

"Du bist grausam." Der Blick dem Maudado ihm zu warf, war voller Schmerz und kalter Wut. Seine Stimme belegt, von den Gefühlen, die in ihm tobten.

"Bis eben hatte ich noch die Möglichkeit unsere Zeit als etwas abzutun, dass nur ich gefühlt hatte. Dass es, so wundervoll es auch war, nie für die Ewigkeit war und nur in meinen Gedanken so richtig echt war. Dass ich nur für dein Vergnügen da war, während du mir so viel mehr gabst. Der Zweifel war immer da und hätte geholfen am Ende darüber hinwegzukommen. Aber nun zu wissen, dass du... dass du... wie kannst du mir das antun?!" Die Tränen rannen in Bächen nun über seine Wangen. Sprachlos schaute Micha ihn an.

Hatte er einen Fehler gemacht? Hätte er schweigen sollen, die Worte mit ins Grab tragen? Wäre das einfacher gewesen? Nein. Micha wäre an dem Ungesagten irgendwann erstickt. Er hattes  es aussprechen müssen, es ein einziges Mal laut sagen müssen. Um es hier zusammen mit Maudado zurücklassen zu können.

Wenn er es so betrachtete, war es wirklich grausam.

"Es tut mir Leid. Wenn ich den Thron gegen das hier eintauschen könnte, würde ich es ohne zu zögern tun. Egal was es kosten würde. Aber-"

"Wir haben beide unsere Verantwortungen. Ich weiß, Micha. Verdammt ich weiß es nur zu gut." Seine Händen fuhren fahrig durch seine Haare.

"Maudado... wenn ich noch irgendwas tun kann..." Vorsichtig trat Micha einen Schritt näher, nicht wissend, ob es das war, was Maudado gerade brauchte. Er wollte es ihnen beiden nicht noch schwerer machen.

"Micha..., küss mich noch ein letztes Mal", flüsterte Maudado leise, seine grünen Augen nahmen einen flehenden Ausdruck an. Wie sollte Micha da widerstehen? Er überwand den kleinen Abstand zwischen ihnen und drückte seine Lippen sanft auf die Maudado.

Der Blonde seuftze leise, als ihre Lippen sich gegeneinander bewegten. Es würde ihr letzter Kuss werden, das war beiden bewusst. So schmeckte er nach salzigen Tränen und dem unmittelbaren, bitteren Abschied.

Micha brach es das Herz und er wusste, dass es Maudado genauso gehen würde.

Written by Federsturm

Liebe ist (keine) ZaubereiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt