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Nie hatte sich Maudado so hilflos und ahnungslos gefühlt wie in genau jenem Moment. Es beinahe frustrierend, doch die Sorge um den Prinzen wog schwerer. Noch immer wimmerte der Prinz und drückte sich die Hände auf die Ohren und kniff die Augen so fest zu wie er konnte. Sein Atem rasselte und erinnerte an eine Panikattacke.

Wie sollte man jemand erreichen, welcher Worte nicht hören konnte und Sicherheit nicht sehen wollte? Maudado fiel nur eine Möglichkeit ein und sein Widerworte gebendes Herz wurde durch den Wunsch dem Prinzen zu helfen, zum Schweigen gebracht.

Seinen langen Mantel legte er ab und und kroch in Hemd und Bundhose begleitet unter die Lacken des Prinzen. Eine Tat für die er gehängt werden konnte. Doch als er den Prinzen mit beiden Händen zwang sich zu ihm zu drehen, wurde das wimmern lauter und brach dem Hüter ein ums andere Mal das Herz ein Stückchen weiter.

Er zog das kleine Nervenbündel in seine Arme und ließ ihn gewähren sich in seiner schutzsuchenden Haltung bei ihm auszuweinen. Er spürte das beben seiner Brust an seiner eigenen, fühlte wie nässe der Wangen an seinem Hals und die wirren braunen Zotteln an seinem Kinn. Er wurde von dem leicht verschwitzten und doch betörenden Duft des Prinzen umhüllt, welcher doch so schwer nach bodenloser Überforderung sich anfühlte. 

Maudado war selbst so weit von seinen Gedanken entfernt, als würde er sein eigenes Handeln als die Tat eines anderen nur beobachten. Als würde er auf die zwei Gestalten im Bett hinab sehen und sich fragen warum sich das so vertraut anfühlte.

Gedanken die ihm sein Herz schwer wie Berge werden ließ...

Doch schien seine Nähe und das stetige, vorsichtige Streicheln über den Rücken von Micha seine Wirkung zeigen und langsam verebbte das Beben in dem stark geschundenen Körper. 

Eine Hand welche sich um Maudados Oberarm gelegt hatte, krallte sich plötzlich in eben jenen und auch Micha spannte sich merklich an.

"...W-wenn ...du das j-jemanden erzählst... lasse ich dich hinrichten."

Trotz der zittrigen Stimme und seinem Rang, glaubte Maudado die Worte des Prinzen nicht eine Sekunde. Das der Prinz auch nicht von ihm abließ und weiterhin die Augen geschlossen hielt, bestärkte ihn in seiner Annahme. Auch als Michael eingeschlafen war, drehten sich Maudados Gedankenkarussel munter weiter über ein Thema das er doch längst für Vergraben und Vergessen gehalten hatte...

Verliebtheit...

~

Die Wunden des Prinzen genesen und auch das vorbereiten der Kräuter ging gut voran. Da man sie für das Trocknen zu Sträußen zusammen band und sie verkehrtherum beispielsweise an Deckenbalken hängte, verströmten sie ihren Duft im gesamten Turm. 

Auch wenn Annas Aufgabe getan war, besuchte sie noch immer jeden Nachmittag den Wissensturm um mit Prinzessin Chessie einen Tee zu trinken oder sie mit frischer Ware aus dem Dorf zu versorgen.

Maudado hatte sich inzwischen dem Studieren der Zauberformel und dem zusammen suchen der bereits vorhanden Zutaten gewidmet, welche nicht erst vom Paar zusammen gerafft werden muss. 

Man konnte beobachten wie sich die Küche zu einer kleinen Hexenhöhle mit Kessel, Gläsern voller seltsamer Inhalte und Kräutern von der Decke hängend, entwickelte. Chessie fand es im selben Maße lustig wie gruselig und sprach daher nur noch selten mit Maudado über die eigentliche Zeremonie. Sie fürchtete sich etwas, denn das erinnerte sie an das, was ihre Kammerzoffe über schwarze Magie getuschelt hatte. 

"...Fehlt nur noch der Kadaver eines Tieres.", flüsterte Chessie eher zu sich selbst.

Maudado hob fragend den Kopf. "Sagtet ihr etwas, Prinzessin?"

Eilig und ertappt schüttelte sie den Kopf. "Nichts nichts, werter Hüter. I-ich geh nur kurz frische Luft schnappen!", und damit war sie aus dem Haupttor verschwunden.

Schwere Stiefel setzten ihr Gewicht auf die Dielen der Treppe und Maudado senkte eilig wieder den Kopf. Als dann Micha die Küche betrat, konnte er lediglich eine formlose Begrüßung von sich geben und war weiter dabei die Zeilen des Spruches in ihren Buchstaben wiederzugeben.  

Es fiel Maudado immer schwerer dem Prinzen gegenüber sicher und gefasst zu wirken... 

Seit wann hatte er seine Gedanken nicht mehr unter Kontrolle!?, fragte sich Maudado eins ums andere Mal.

Written by -Notizbuch-

Liebe ist (keine) ZaubereiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt