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Ein Schatten hatte sich über die Worte seines alten Meisters gelegt und erschwerten es ihm den Sinn dahinter zu verstehen. Als er aufsah um den Grund zu erfahren, weshalb er gestört wurde, schockierte ihn der zornige Ausdruck auf des Prinzen Gesicht zutiefst. Wie seine Hände sich zu Fäusten ballte und sich sein Kinn beim Anblick des Hüters anspannte, verdeutliche Maudado die tiefgreifenden und brodelnden Gefühle von Michael.

Ein Kloß schlich sich in Maudados Hals und ganz langsam senkte er das Buch. Darauf bedacht durch keine hektische Bewegung das zu provozieren, wozu Micha wohl gleich in der Lage sein würde.

Er sah ihm an, das kein beruhigendes Wort der Welt ihn gerade erreichen würde, also was konnte er tun?

"Lies dein verdammtes Buch nicht, wenn dein Prinz eine Aufgabe zu erledigen hat! Mach dich wertloses Leben zu etwas nütze!!", knurrte der Prinz in einer so tiefen und bedrohlichen Stimme, welche Maudado zuvor noch nie von ihm gehört hatte. Und er hatte Micha schon in verschiedensten Gefühlslagen erlebt!

Sein Zögern schien wohl der vom Prinzen erhoffte Grund zu sein, dass Buch welches Maudado zur Seite gelegt hatte, hinfort zu kicken. Ein Ausdruck von Schmerz blitzte in Maudados Augen auf als er das kostbare Werk seines Meisters irgendwo im hohen Gras verschwinden sah.

"Beweg dich endlich, du nutzloser Mensch!", wurden ihn die nächsten Worte entgegen geschmettert. 

Der Hüter selbst musste um seine Beherrschung ringen, da erkannte er erst den Grund für Michaels plötzlichen Stimmungsumschwung. 

War in seine Züge ein grenzenlos wirkender Zorn zu erkennen, barg sich dahinter eine alte Angst. Verstärkt wurde diese durch Fäden die sich wie Netzte um des Prinzen Geist spinnt. Ein Gedankennetz von einer Kreatur gesponnen, welche die negativen Gefühle des Prinzen manipulierte und verstärkte.

"Ein Kobold!", rief Maudado seine Erkenntnis heraus. 

Doch  mag seine Kombinationsgabe noch so richtig liegen, hatte sie in Micha das Fass zum überlaufen gebracht und schon flog eine Faust knapp an seinem Gesicht vorbei.

Vor Schreck wich Maudado auf allen Vieren zurück, doch sein langer Mantel behinderte ihn, sodass er kaum vom Fleck kam. Michael, welcher noch immer über ihn gebeugt stand, funkelte ihn mit solch einem Hass entgegen, dass Maudado jetzt auch die Falschheit dieser Gefühle erkannte.

Doch statt sich auf den in Rage geratenen Prinzen zu konzentrieren, suchte der Hüter die Lichtung nach einer langohrigen katzenartigen Gestalt ab. Denn ein Kobold musste sein Opfer durchgängig sehen um ihn in solch Wallungen versetzen zu können.

Und schnell fand er ihn, hoch oben in einen der Baumwipfel.

"Ne transgrediaris-", rief Maudado laut seinen Zauberspruch welcher an seiner Lebensenergie zehrte und noch während er ihn sprach, spürte er das harte aufkommen einer Faust gegen sein Linkes Auge.

Danach wurde kurzzeitig alles Schwarz.

~

Eine Hand strich ihm über die Stirn und sorgte so dafür das die Strähne verschwand, welche ihn bis eben gekitzelt hatte. Ein seltsames Gefühl welches sofort einem dumpfen Pochen folgte, was Maudado daran hinderte die Augen zu öffnen.

"Hüter? ...Kommst du wieder zu dir?", wurde er besorgt und reumütig gefragt und ein belustigtes Seufzen entwich ihm.

"Nicht, wenn ich noch so einen Schlag von euch zu erwarten habe, eure Hoheit.", witzelte er. Doch als er darauf keine Antwort bekam, öffnete er doch die Augen. Und den Prinzen neben sich hocken zu sehen, wie er einem getretenen Welpen ähnelte, war doch etwas das Maudado überraschte. 

"Ich... ich habe nach dem Schlag, nicht einmal mehr den Hauch dieser Feindseligkeit in mir gespürt. U-und als ich dann am Rand der Lichtung den versteinerten Kobold fand, habe ich mir eins und eins zusammen gereimt. Also... danke.", flüsterte der Prinz kleinlaut und schien nicht zu wissen wohin mit sich.

Ein leichtes Lächeln legte sich auf Maudados Lippen und beruhigend schüttelte er den Kopf. Was leider neue Kopfschmerzen auslöste.

"Ihr müsst euch für nichts die Schuld geben. Der Kobold wurde scheinbar aus einem Haus oder der Scheune vertrieben und hat seinen Frust an euch ausgelassen. Sonst sind sie sehr scheue Wesen.", versuchte der blonde Hüter sein Gegenüber zu beruhigen. 

Doch die Reue wich nicht aus den blauen Augen und leise seuzfte Maudado wieder. Er holte eine kleine Büchse aus seiner Manteltasche und reichte sie Micha. 

"Wenn es eurer Gewissen beruhigt, dann helft mir diese Wundsalbe auf mein blaues Auge aufzutragen. ...Außer euch gefällt euer Hüter mit Veilchen.", versuchte Maudado erneut einen schlechten Witz zu reisen und tatsächlich schmunzelte der Prinz etwas.

Dankbar nahm er die Büchse an und rutschte näher an den Hüter, ehe er begann die Salbe aufzutragen.

Written by -Notizbuch-

Liebe ist (keine) ZaubereiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt