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Das befreite Lachen der blaublütigen Braunhaarigen war durch den ganzen Turm zu hören. Anna dagegen musste sich die Hand vor den Mund halten um die frische Milch nicht wieder im hohen Bogen auszuspucken. Doch ließ es sich beim besten Willen nicht vermeiden die Brotscheiben hinunter zu werfen und meinen Becher umzuwerfen. Glücklicherweise war dieser leer und verursachte nicht noch mehr Chaos auf dem Frühstückstisch. 

Seine Schwester hatte sich nicht lumpen lassen und ein herrliches Frühstück gezaubert. Dafür war sie extra noch einmal zu ihre Hütte vorbei gegangen und hatte die Hühner lieb um ein paar ihrer Eier gebeten. Die Milch wurde ihr netterweise von einem Bauern in der Nähe geschenkt. Zusammen mit den ernte-frischen Kräutern und dem frisch gekauften Brot welcher sein knuspriges Aroma in der viel zu kleinen Kochnische verbreitete, war es gerade zu schade die Lebensmittel auf den staubigen Dielenboden fallen zu lassen.

Während Anna kichernd ansetzte eine erneute Anekdote aus ihrer Zeit im Zauberwald zu erzählen, in welchen sie einst ein paar Jahre gelebt hatte, hob der blonde Hüter die herabgefallenen Brotscheiben auf. Den Staub entfernend, unterbrach Maudado Anna kurz.

"Könnten wir bitte zuerst zu Ende essen, bevor du dich eventuell noch an dem köstlichen Omelett verschluckst.", bat der Blonde sie sanft. Doch ihr freches Grinsen wurde nur breiter. 
Und auch Prinzessin Chessie schien ihn nicht zustimmen zu wollen. Das sagte zumindest ihr schmollendes Gesicht.

"Gerade jetzt wo sie endlich zum Punkt kommt und erzählen will wie sie in die Lage kam die Baumgeister zu sehen!", sprach Chessie etwas zu laut und neugierig. Nicht schicklich für eine Dame, versteht sich, doch wer war er darüber zu urteilen?

"Du vergisst, das Baumgeister und Zauberwesen nicht das gleiche sind. Feen konnte ich von klein auf für mich gewinnen. Sie waren meine Sandgrubenfreunde als es Maudado nicht mehr sein konnte.", erläuterte Anna etwas zu schnell und unbedacht. 

Denn vom einen auf den anderen Moment war die ausgelassenen Stille dahin. Den Becher mit Milch in der Hand, welchen er zum trinken angesetzt hatte, stellte Maudado nun ganz langsam wieder ab. Auch Anna wurde sich erschrocken bewusst welches Thema sie angesprochen hatte.

"Maudado...", flüsterte sie mit Reue in der Stimme.

Die Schritte klangen schwer und schleppend, welche in der Stille lauter und erdrückender wirkten. Micha trat unter den Torbogen hindurch und sah in die Nische. Sein Haar verstrubbelt und die Müdigkeit hatte sich tief in seine Züge gegraben. 

Seine schlechte Laune geriet etwas ins Wanken als er die bedrückte und zwiespaltige Stimmung am Tisch bemerkte. Es war interessant zu beobachten wie es hinter diesem Gesicht zu arbeiten begann. Es schien ihn tatsächlich zu irritieren, das er nicht für die gekippte Atomsphäre verantwortlich war.

"Ich werde mich kurz zurückziehen und mich für den Aufbruch vorbereiten. Esst nun erstmal, mein Prinz. Ihr findet mich draußen wenn ihr soweit seid.", sprach der Hüter ruhig und erhob mich von Tisch. 

Den bettelnden Blick seiner Schwester ließ Maudado an sich abperlen. Sie fühlten sich genau gleich an, damals wie heute. Diese bemitleidenswerten Blicke.

~

Noch immer wirkte der Prinz nicht viel frischer wie als er in der Küche dazu gestoßen war. Doch neue Kleider und ein Picknickkorb in der Hand, signalisierten dem Hüter das sein Prinz wohl soweit war den Weg zu den Weidelande im Süden anzutreten. 

Sie nickten sich an diesem Morgen lediglich zu. Zu stark waren die Schatten der letzten Zeit auf ihren Gesichtern zu lesen. Jeder hing noch seinen eigenen Gedanken nach, während sie den kiesbedeckten Weg folgten. Doch konnte Maudado genau spüren das die Gedanken des Prinzen auch in andere Richtungen gingen. Das verriet ihn die Nadelstiche welche er im Nacken spürte. 

Ein kaum hörbares Seufzen entwich dem Hüter und seine Schultern sanken ein Stück weiter. 
"Bitte, eure Majestät, werft mir nicht so verachtende oder herablassende Blicke zu. Ich kann und werde euch mit aller Kraft versuchen zu helfen.", bat Maudado, denn noch länger ertrug er es nicht seine Gefühle hinter den Barrikaden zu verrammeln. 

Gefühle welche von Unverständnis seiner Mitmenschen, den schweren Pflichtgefühl und der grenzenlosen Einsamkeit einher ging. Wie sollten diese hohen zarten Schultern solch eine Last tragen können?

...Ertragen können?

"...Denn ich bin der beste Hüter den dieser Turm je gesehen hat. Also vertraut auf meine Fähigkeiten.", sprach er weiter und ballte seine Hände zu Fäusten.

Der Prinz schien nichts erwidern zu wollen und auch die Nadelstiche wichen nicht.

"Das werde noch immer ich entscheiden.", erklang es schlussendlich doch hinter ihm und Maudado wagte es nicht mehr sich umzudrehen. Denn die Tränen ließen sich nicht so einfach aus seinen Augenwinkeln hinfort blinzeln.

Written by -Notizbuch-

Liebe ist (keine) ZaubereiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt