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Die Dämmerung hielt Einzug und es war amüsant zu beobachten, wie der Prinz an dem Wermut vorbei lief ohne diesen eines Blickes zu würdigen. Nun, nicht jede Pflanze strahlte mit seiner Blüte einem entgegen. Doch irgendwie empfand der junge Hüter genau diese Unwissenheit als etwas schönes, zeigte es ihm doch das der Prinz auch nur ein Mensch wie jeder andere war, der nicht alles wissen konnte.

Erst als sich dieser über das Schweigen aufregte, da er scheinbar vermehrt fragte, wo denn der Wermut sei, wurde Maudado wieder ins hier und jetzt katapultiert. Etwas abwesend mit seinen Gedanken deutete auf die Nadelförmigen Blätter des Gewächses. Mit einem leisen Schnauben riss Prinz Micha drei Stile samt Blättern aus der Erde.

Kurz tat der Anblick Maudado weh, denn man sollte immer mit dem was einem geschenkt wird, respektvoll umgehen. Und die Pflanze hätte gern bereitwillig gegeben, wenn ihnen wenigstens die Wurzeln erhalten geblieben wären...

Scheinbar war dem Prinzen aufgefallen wie nachdenklich der Magier auf seine Hände schaute denn er fragte mit einer gewissen Empathie, das Maudado kurz vergaß das dieser eine Abneigung gegen ihn hegte.

„Geht es Euch nicht gut? Oder ist das doch nicht der Wermut den wir suchen?"

Maudado schüttelte den Kopf um seine Gedanken zu sortieren. „Nein, nein. Ihr haltet das Richtige in Händen, es ist nur..." Gespannt wurde er aus den blauen Augen des Prinzen betrachtet. „Vergesst es, euch würde es sowieso nicht interessiert..."

Im Gegensatz zu all den möglichen bissigen Antworten des Prinzen, folgte diesmal eine sanfte. „Erzählt es mir trotzdem, ob es Interessant in meinen Augen ist, beurteile ich doch gern erst selbst." Wenn sich der Blonde nicht täuschte, wurde ihm sogar ein kleines Lächeln geschenkt. Sein Herzschlag erhöhte sich und verlegen sah er hinauf zu dem sich verdunkelnden Himmel. Dann brachen seine philosophischen Gedanken aus ihm heraus wie ein angestauter Damm der Risse aufwies.

„Es ist nur..., die Wurzeln des Wermutes so in der Luft zu sehen, lässt mich nur wieder bewusst werden das dieses kleine Leben für immer beendet war. Die Wurzeln hätten noch soviel mehr Blättern das Licht der Sonne zeigen können, und doch ist seine Reise hier vorbei... Wer sagt, das wenn wir die Wurzeln eines Menschen kappen, er ohne so weiter Leben könnte, wie es der Wermut nun nicht mehr kann?" Er entdeckte den ersten Abendstern am Himmel und hatte sich so tief in seine Gedanken zurück gezogen, das er komplett vergaß wer vor ihm stand. „...Ist es denn legitim einen Kind... sein Zuhause, seine Familie zu nehmen um ihn für ein höheres Ziel einsetzen zu können? Wo soll es denn noch die Nährstoffe herbekommen, wenn die Wurzeln gekappt und der Weg zu Wachsen von anderen bestimmt wird..?"

Zwar sprach Maudado über sein eigenes Leben, doch sah er aus dem Augenwinkel Micha an, das dieser sich nun die selbe Frage zu stellen schien. „...Ist so ein Leben überhaupt Lebenswert..?" Beendete er seine Gedanken und sah Micha wieder direkt in die saphirblauen Augen. Dieser schwieg einen Augenblick lang. Dann beugte er sich hinab und pflanzte den Wermut wieder ein. An anderer Stelle nahm er einen Dolch aus der Tasche und schnitt drei Stile samt Blättern ab.

Als er sich aufrichtete, sah er Maudado so intensiv in die Augen, wie es dieser zuvor getan hatte. Dann wandte er sich um. „Wir sollten für's Erste zurück kehren. Nicht das sich die Prinzessin Sorgen macht."

Written by -Notizbuch-

Liebe ist (keine) ZaubereiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt