Epilog

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Die Jahre zogen ins Land. Zerwanya gedeihte unter der Herrschaft von König Michael IV und Königin Chessie. Die lange Friedensperiode tat den Bewohner gut und sie verehrten ihr Herrscherpaar, die ihnen das ermöglichten.

Doch trotz ihrer Beliebtheit zeigten sie sich nur selten gemeinsam dem Volk. Das und das Fehlen eines Thronfolgers ließen die Gerüchteküche der Bewohner Zerwanyas brodeln. Immer wieder wurden dem blonden Wissenshüter wundersame Geschichten über Mätressen von denen, die ihn aufsuchten, erzählt, eine verrückter als die andere. Zu all diesen Geschichten lächelte er höflich, beließ sie aber ohne Kommentar. Er wollte nicht riskieren, dass aus dem kleinen Stich, den er immer noch spürte, etwas mehr wurde.
Mit der Zeit wurde es besser und es fiel ihm leichter mit den Frauen des Dorfes über die Gerüchte zu plaudern.

Und schließlich verbreitete sich die frohe Kunde, dass die Erbschaft gesichert sei und eine gesunder kleiner Prinz, der auf den Namen Philip Maurice hörte, dem Hofe neues Leben einhauchte. Das Königreich feierte. Und auch der blonde Wissenshüter ließ sich von der Freude, die überall in der Luft hing, anstecken.

Der kleine Prinz wuchs rasch zu einem stattlichen jungen Mann heran und war der ganze Stolz Zerwanyas. Er wusste mit der Feder und Worten umzugehen wie kein Zweiter, und doch konnte er sich auch im Schwertkampf behaupten, wie seine Lehrer erfreut feststellten.

Philip hinterließ einige gebrochene Herzen, als seine Hochzeit schließlich bekannt gegeben wurde. Zur Überraschung aller, nahm sich der junge Prinz eine einfache Bauernstochter zur Frau. Doch das Königspaar hatten ihrem Sohn schon früh deutlich gemacht, dass er jeden heiraten konnte den er wollte, so lange er denjenigen wirklich liebte.

Die junge, etwas schüchterne Frida eroberte die Herzen der Untertanen im Sturm. Sie würde eine gute Königin werden und Philip der Ruhepol sein, den er manchmal vergeblich suchte. Zum ersten Mal seit langem erlaubte Micha sich auch an seine eigene Zukunft zu denken und selbst Hoffnung zu fassen.

Schnell war ein Entschluss gefasst und ein Plan erdacht. Chessie nahm es nicht leicht auf, doch hatte sie gewusst, dass es schlussendlich darauf hinauslaufen würde. Michas Herz hatte ihr über all die Jahre nie ganz gehört, auch wenn er es noch so sehr wollte.

***

Philip war gekrönt, der Thron und die Krone an die nächste Generation weitergegeben. Ein letztes Mal reisten Chessie und Micha durch ihr Königreich, um sich von ihren Untertanen zu verabschieden.

Das letzte Dorf was sie besuchten, lag recht abgeschieden mitten im Wald. Es waren so viele Jahre vergangen seit Micha das letzte mal hier gewesen war.
Ein letztes Mal hieß es, die königliche Miene zu wahren, der Masse zuzuwinken und Zerwanya zu repräsentieren.

Ein allerletztes Mal. Dann hatten sie auch das geschafft.

Je näher er diesen Wäldern kam, in dessen Mitte sich eine kleine versteckte Lichtung mit einem altertümlichen Turm befand, desto mehr zog es Micha näher. Über all die Jahre konnte er das sanfte Ziehen seines Herzens ignorieren und in sein Unterbewusstsein verbannen. Doch jetzt gab es kein Grund mehr, all das zu unterdrücken. Er stand am Rande der Freiheit.

Eine letzte Nacht. Ein herzzereißender Abschied. Ein letztes Mal Chessie beruhigende Präsenz an seiner Seite spüren, ein letztes Mal das Gewicht ihrer Hand in seiner spüren, ein letzes Mal in ihren braunen, liebevollen Augen blicken, die ihm so viel Kraft geschenkt hatten.

Dann trat Chessie den Weg zurück zum Schloss an. Micha schaute der Kutsche noch einen Moment hinterher, bevor er seine letzte Reise zu der kleinen Lichtung, auf der er gelernt hatte zu lieben, antrat.

Sie sah noch genauso aus, wie zu dem Tag, als er sie verlassen musste. Als schien die Zeit stillgestanden und auf ihn gewartet zu haben. Die Tür in dem Turm stand offen, hieß jeden willkommen, der Hilfe oder einen einfachen Rat suchte.

Der Wissenshüter stand mit dem Rücken zu Tür, sortierte gerade einige Bücher zurück ins Regal. Es erlaubte Micha die Überwältigung, Maudado nach all der Zeit wiederzusehen und all die verschollen geglaubten Erinnerungen, die gerade hochkamen, zu verarbeiten.  Sein Herz raste, seine Hände schwitzten. Er war wieder der junge Prinz, der sich zum ersten und einzigen Mal erlaubte nur an sich zu denken und die Krone zu vergessen. Er war wieder der junge Prinz, der frei war.

Nur das es diesmal kein Illusion war. Diesmal war es echt. Und er hatte den Rest seines Lebens Zeit dieses Gefühl auszukosten.

"Würdest du einem Prinzen in Nöten, ein letztes Mal deine Hilfe anbieten?" Mit einem lauten Knallen landeten die Bücher auf den Boden. Sprachlos starrte Maudado zu Micha, der lässig an den Türbogen gelehnt stand, als wäre es das Normalste der Welt.

"Wobei... wobei brauchst du denn Hilfe?" stammelte Maudado dann schließlich. Sein rasendes Herz ignorierend, trat Micha lässig einen Schritt näher.

"Glaubst du , dass zwei Personen in der Zeit zurückzureisen und einen Fehler zu korrogieren können, den sie begangen haben?" Langsam wuchs das Lächeln auf Maudados Lippen. Seine grünen Augen leuchteten in diesem wundervollen grün  dass Micha so vermisst hatte.

"In diesem Turm ist alles möglich."

Written by Federsturm


Und damit ist die Reise vorbei.

Wow.

Eine lange, beschwerliche Reise. Anderthalb Jahre....

Als -Notizbuch- und ich die Story angefangen haben, sah die Welt noch anders aus...

Tja und jetzt viele mentale Krisen, einige hundert Schreibblockaden und eine Pandemie später, sitzt Tiz doch tatsächlich gerade neben mir und es ist endlich an der Zeit danke zu sagen.

Danke an all die Leser, die uns auf diesem Weg begleitet haben und die uns mit ihren Kommentaren stets ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben.

Danke für die bisherigen 25K Reads und 2.6K Likes. Ich... wow. Das sind Zahlen die ich mir nicht im geringsten vorstellen kann.
Auch ein Danke an all die Kommentare, die ihr unter die Kapitel schreibt. Auch wenn ich nicht oft antworte (weil ich meistens einfach keine Ahnung habe  was ich schreiben soll... p.p ein einfach Danke scheint mir oft zu plakativ, um meine Dankbarkeit auszudrücken aber alles andere wäre zu kitschig rip), lese ich jeden einzelnen und freue mich wie ein Honigkuchenpferd über jeden einzelenen. Fühlt euch gedrückt.

Und als eine Art kleines... Danke von uns... gibts heut Abend noch eine kleine Überraschung ;D

Liebe ist (keine) ZaubereiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt