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Michas Augen wurden groß als er den Zentauren vor sich sah.
Dieses Fabelwesen war Stoff von Kinderbüchern und Gute-Nacht- Geschichten, niemals hätte der Prinz gedacht, dass es diese Wesen auch in Echt gab.

"Ist das nicht der Prinzensohn, von dem du geredet hast?" Maudado nickt leicht, während er Micha prüfend musterte. Dieser bemerkte den Blick nicht. Viel zu sehr war er von dem Wesen vor ihm fasziniert.

Hufgetrappel war zu hören und ein zweiter Zentaur mit stechend grünen Augen trat zu dem ersten. Er wirkte nicht so augeschlossen wie sein Kumpane. Im Gegenteil - seine Augen schauten den Prinzen misstrauisch und unheilsverkünden an.

"Manu! Das ist der, über den die Sterne sprechen!" Aufregung blitzte in den braunen Augen des ersten Zentauren. Manu schaubte nur abwertend.

"Ja, nicht gerade positiv."

"Zwei Menschen, gebunden durch ein Versprechen, mögen Glück nicht greifen.

Ein Einzelner jedoch vermag Fortuna zu befreien. - Doch nicht Magie mag Wahres beherrschen. 

Denn Glück verlangt nach der stärksten Macht auf Erden.

Ihr solltet aufpassen, was auch immer ihr vorhabt." Sorge sprach aus den braunen, gütigen Augen.

Wenn möglich wurde der Blick aus den giftgrünen Augen noch intensivet. Unwillkürlich machte sich der Prinz ein bisschen kleiner und schaute unsicher zu Maudado. Dieser schaute gedankenverloren zu Boden. Hatte er die Worte überhaupt gehört?

"Wir sollten gehen, Palle. Es wurde schon zu viel gesagt. Du weißt doch, dass wir uns den Menschen nicht zeigen sollen. Und noch weniger sollen wir ihnen von den Worten der Sterne erzählen. Die Worte sind nicht für diese Wesen gemacht." Mit einem weiteren abwertenden Schnauben verschwand Manu im Gebüsch. Patrick kratzte sich verlegen am Nacken, bevor er mit einem letzten Winken auch im Gebüsch verschwand. Kurz darauf war das Hufgetrappel nicht mehr zu hören.

Micha lief ein Schauer über den Rücken und auf seinen Armen bildete sich eine Gänsehaut. Was hatten die Zentauren mit diesen... Worten der Sterne gemeint? War er damit überhaupt gemeint? Wenn ja, wer war diese Fortuna, die befreit werden sollte?

"Du hast nicht zufällig eine Ahnung, was es mit diesen... Worten der Sterne auf sich hat, oder?!" Micha zuckte innerlich zusammen, bei der Bissigkeit seiner Stimme. Maudado rollte nur mit den Augen. Sofort war jegliche Schuld vergessen. Der Prinz spürte, wie die Wut wieder in ihm brodelte. Der Zauberer schaffte es immer wieder Emotionen aus ihm heruaszuholen, die er von sich nicht kannte. Das machte ihm Angst. Er musste die Kontrolle über sich behalten. Und das konnte er am besten, wenn er eiskalt war und den Blonden nicht zu nah an ihn heranließ. Lieber verletzen können, als selbst verletzt zu werden.

"Zufälligerweise kenne ich die Worte. Glaub mir, sie haben weniger mit Euch zu tun, als Ihr denkst. Die Welt dreht sich nicht nur um Euch!" Aus den grünen Augen schoßen Blitze.
"Würdest Ihr Euch dann dazu herablassen die Kamille zu pflücken?! Wir wollen vor Sonnenuntergang zurück sein."
Der Prinz ballte die Hand zur Faust. Es fehlte nicht viel und er hätte sie in das Gesicht seines Gegenübers gerammt. Stattdessen beugte er sich hinunter und rupfte mit mehr Kraft als nötig die Kamille aus den Boden.

"Wenn Ihr vielleicht ein bisschen sanfter damit umgehen würdest. Wir wollen die Kamille schließlich noch verwenden." Der Satz triefte förmlich vor Selbstgefälligkeit. Mit aller Macht versuchte Micha sich zusammen zu reißen. Der Zauberer war wirklich dabei es auszureizen. Aber es brachte nichts sich aufzuregen. Es brachte nichts seine letze Hoffnung aufs Spiel zu setzen, nur wegen einer kleinen Meinungsverschiedenheit. Mehr oder weniger.

Etwas verzweifelt rief er sich Chessie wieder ins Gedächtnis und was er mit ihr verlieren würde. Er schluckte seine Wut hinunter und pflückte die nächste Pflanze etwas vorsichtiger.

"Wie viele brauchen wir?!" Den genervten Unterton konnte er nicht aus seiner Stimme verbannen. 

"Ich denke drei werden reichen."  Mit einem Seufzen legte er die dritte Pflanze auch in den Korb.

"Was als nächstes?", fragte er, während er sich die Hände an der Hose sauber wischte.

"Als nächstes würde ich vorschlagen, wir sammeln Wermut. In der Nähe gibt es eine Stelle, wo es gut wachsen kann." Mit einem knappen Nicken folgte Micha dem Zauberer.

Das kann noch ein langer Tag werden...

Written by Federsturm

Liebe ist (keine) ZaubereiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt