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Seufzend ließ Micha seine schmerzende Hand sinken.

"Was willst du?" Seine Stimme klang schwach und gebrochen. Nichts war mehr von dem distanten, arroganten Prinzen übrig geblieben. Alles woran er sich geklammert hatte, hatte mit der Krone und dem Umhang hinter sich gelassen.

Er war nicht mehr Michael IV. Er war nur noch ein gebrochener Mann, der unter dem Gewicht der Krone auf seinem Kopf zusammengebrochen war. Was wollte Maudado also noch von ihm? Wollte er ihn zurückholen? Wirklich? Wollte er, dass er seinen Mut wiederfand, die Krone zurecht rückte und einfach weitermachte? Dafür kam er zu spät.

Er hatte bereits aufgegeben. Auch wenn Maudado noch so überzeugend sein würde, nichts würde ihn den Moment vergessen lassen, als er die Krone abgenommen hatte. Es war falsch und vorallem feige gewesen, doch konnte Micha es nicht leugnen, dass es sich auch verdammt gut angefühlt hatte.

Wenn er nur weit genug gekommen wäre, ohne dass Anna, Toff oder Maudado auf ihn aufmerksam geworden wären...

Zum ersten Mal hatten sich Möglichkeiten vor ihm aufgetan, für die er sich entscheiden konnte. Zu denen er nicht gezwungen wurde.

Dann hatte er Maudados Schritte hinter sich gehört.

Und all die Hoffnungen, die sein Herz für einen kurzen Moment so leicht gemacht hatten, waren wieder verschwunden. Denn natürlich folgte Maudado ihm. Natürlich würde er ihn zurückholen wollen. Er konnte der Krone nicht entfliehen und es war dumm gewesen, dies überhaupt zu versuchen. Als würde man ihn einfach gehen lassen. Vor Frust wollte er laut aufschreien.

Maudado hatte noch nichts gesagt.

"Willst du mich zurückholen? Mir sagen, dass ich weitermachen soll? Wie soll ich das bitte tun?! Ich habe die Krone bereits einmal weggeschmissen, wer sagt, dass ich dies kein zweites Mal tun will? Wer sagt, dass mich überhaupt irgendjemand als König will? Würden meine Eltern mich so kennen, wie ich bin, würden sie mich exekutieren lassen. Ich bin voller Angst, Schwäche und Feigheit. Und ich bin es leid etwas anderes zu sein. Wer will schon so einen König? Chessie ist bereits gegangen und es ist besser wenn du es auch tust. Oder willst du, dass ich dir erneut das Herz heraus reiße?! Dass ich wieder benutze, wie eine Hure? Ich habe genug davon, den Leuten, die ich liebe, herunterzuziehen und innerlich zu zerstören! Wieso versteht das denn keiner?!"

Maudados ließ seine halb erhobene Hand sinken und trat einen Schritt näher. Micha wich nach hinten aus. Kurz wanderte sein Blick die Felswand hinauf, abschätzend, ob er es schaffen würde sie als letzten Ausweg zu erklimmen. Vermutlich würde er dabei zwar abstürzen und drauf gehen, aber dies schien ihm in diesem Moment auch als eine akzeptable Lösung.

"Du bist nicht feige, ängstliche oder schwach." Micha schnaubte nur. Maudado würde ihn nicht überzeugen können, egal was er sagte.

"Du bist stärker und mutiger, als ich je gedacht hätte. Am Tag deiner Ankuft hier, habe ich dich für einen arroganten Schnösel gehalten. Verzeih die Wortwahl. Aber in den letzten Tagen, hast du mir so oft das Gegenteil davon bewiesen. Micha, du... du bist einer der selbstlosesten Menschen, die ich kenne. Hinter deiner höfischen Maske, findet man vielleicht tatsächlich einen etwas ängstlichen Jungen. Aber du hast gelernt, wie du damit umgehst. Wie viele hätten sich schon aufgegeben, während du stillschweigend weiter deinen Schmerz erträgst unf weiterkämpfst. Du bist so unheimlich stark. Schmeiß das nicht alles hin. Das bin ich nicht wert."

"Ach ja?! Ja. Vielleicht bist du es nicht wert, aber wer sagt, dass ich das alles wegen dir tue?! Ich bin der gottverdammte Prinz dieses Landes! Und ich bin es leid! Ich bin es so leid! Ich will nicht mehr stark sein. Ich will nicht mehr, dass ich wegen jedem kleinsten Anzeichen an Schwäche, das ich zeige, verurteilt werden. Ich will einfach nur sein wie ich bin. Ohne, dass dieses Land oder Chessie die Konsequenzen dafür tragen müssen. Ihne dass andere dafür leiden müssen. Ich... ich will doch einfach nur ich sein. Wi-wieso darf ich das denn nicht?" Die Tränen verschleierten ihm die Sicht, sodass Micha nicht mitbekam, wie Maudado näher kam.

Als er schließlich die Arme um ihn legte, wehrte er sich nicht mehr dagegen. Er hatte es Leid immer und immer wieder zu kämpfen. Immer und immer wieder für ein Bild von ihm zu kämpfen, welches er nicht war und welches er nicht mehr sein wollte.

Denn was er wirklich wollte, hatte er in den letzten Tagen gezeigt bekommen. Doch das wurde ihm erst jetzt, viel zu spät, bewusst.

Written by Federsturm

Ich hoffe das Kapitel ist annehmbar, ich durchlebe gerade noch die letzen Auswirkungen des Supernatural-Finales. Freitag war ich wirklich zu nichts zu gebrauchen, inzwischen geht es wieder.

Schaut überhaupt jemand Supernatural?
Wenn nicht, kann man absolut empfehlen aber nur bis 15x18. 15x18 ist das Ende.

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