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Von Maudados sanften Blick begleitet, glitt Micha in eine farblose, beängstigte Traumwelt.

Er rannte. Er wusste nicht warum, nur, dass er nicht an diesem Ort bleiben konnte. Irgendwas zog ihn förmlich fort. Also rannte er. Bäume, Sträucher flogen vorbei, mit einer ungekannten Leichtigkeit sprang er über Wurzeln, duckte sich unter tiefen Ästen, ohne jemals stehen zu bleiben.

Er war rastlos. Das Rennen fühlte sich gut an. Erfüllte ihn mit einer Kraft, doch erfüllte diese ihn nicht. Er war auf der Suche.
Auf der Suche nach was?

Ohne Vorwarnung änderte sich die Szenerie. Der Prinz landete in einer dunklen Höhle, erhellt einzig allein von einer leuchten grünen Fackel. Augen schienen sich auf ihn zu richten. Ein ungutes Gefühl sandte ein Kribbeln über seinen Rücken. Er versuchte zu schlucken, doch war seine Kehle plötzlich staubtrocken.

Micha wollte wieder rennen, wollte nichts sehnlicher, als weg von diesem Ort, doch natürlich konnte er sich jetzt nicht mehr bewegen.

Die Dunkelheit wurde umfassender. Die Fackel erlosch. Ein leises Wispern, nicht zu verstehen, hallte von den steinerndn Wänden wieder.

Die Angst kroch langsam aber stetig näher und im nächsten Moment hatte sie Micha voll gepackt. Seine Hände zitterten, während seine Augen versuchten den leisesten Lichtschein auszumachen. Doch nichts drang durch die pechschwarze Finsternis.

Das Wispern wurde lauter.

Michas Bewegungen wurden hektischer, ein gehetzter Blick ließ seinen Augen glänzen. Er fühlte sich in die Enge gedrängt, wie ein Hase, der in die Falle eines Jägers getappt war. Die ungute Vorahnung, dass etwas schlimmes folgen würde, ließ ihn vor Angst am ganzen Körper zittern.

Mit einem Mal wurde das Wispern zu einer dröhnend lauten Stimme:

"Zwei Menschen, gebunden durch ein Versprechen, mögen Glück nicht greifen.

Ein Einzelner jedoch vermag Fortuna zu befreien. - Doch nicht Magie mag Wahres beherrschen.

Denn Glück verlangt nach der stärksten Macht auf Erden."

Die Worte schienen sich in seine Seele zu brennen, sein komplettes Sein wurde von dieser dröhnenden Stimme erfüllt, die klang, als würde man einen spitzen Stein über eine Schiefernplatte ziehen. Es schmerzte. Der Stein schien sich nicht in Schiefer zu bohren, sondern in ihn selbst.

Der Prinz konnte es sehen. Sehen, wie diese Spitze sich immer tiefer und tiefer in seine Brust bohrte. Immer tiefer und tiefer. Ein Lichtstrahl löste sich, zu hell um etwas zu erkennen und dennoch konnte Micha den Blick nicht abwenden. Die Helligkeit war schmerzhaft. Alles tat auf einmal weh.

Wieder erklang die Stimme. Wieder sprach sie diese Worte. Wieder bohrte sich der Stein in seinen Körper.

Micha wollte schreien, weinen, um sich schlagen. Er musste irgendwas tun, damit es aufhörte.

Es sollte aufhören!

Hätte er sich bewegen könnnen, hätte er sich zu einem Ball zusammengerollt, Hände über die Ohren geschlagen und gebetet, dass es endlich aufhörte. Er wollte nicht mehr. Es.... es sollte endlich aufhören.

Mit einem Ruck landete er wieder in der Wirklichkeit. Keuchend saß er in dem Bett, in dem kleinen Zimmer im Turm des Wissenshüters. Seine Hände zitterten noch immer, Tränen liefen über seine Wangen. Ein Wimmern kämpfte sich durch seine Kehle. Er spürte es mehr, als das er es hören konnte.

Da legten sich vorsichtig zwei warme Hände auf seine eiskalten Fingern. Erschrocken zog er sie weg, versuchte weg von dem zu kommen, der auch immer versuchte an ihn ranzukommen.

Das Blut rauschte in seinen Ohren, pulsierte in einem schnellen Schlag. Er machte sich klein, so klein wie es ging, wollte einfach nur vergessen. Wollte das es aufhörte.

Er wusste nicht mehr ob er weinte, er wusste nicht ob er schrie. Er wusste überhaupt nichts mehr. Er konnte nichts hören, wollte nichts sehen! Es sollte aufhören!

Warum hörte es nicht auf?!

So in seiner eigenen Panik vertieft, vergass er die Welt um sich herum. Maudado konnte nur da sitzen, die Hand noch halb erhoben, und beobachten wie der sonst so stolze Prinz zu einem wimmernden, verängstigten Elend wurde.

Was hatte er geträumt, dass er so panisch wurde? Was für starke, dunkle Gedanken hatte sein Unterbewusstein ihm gezeigt?

Written by Federsturm

Liebe ist (keine) ZaubereiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt