55

441 60 6
                                    

"Chessie..."

Die Prinzessin schaute auf, als Micha erstaunt ihren Namen rief.
Sie wirkte so unsicher, schaute sich um, als wäre sie lieber überall anders, als hier bei ihm. Der Anblick tat ihm im Herzen weh.

"Wie... du ... du bist wieder hier." Er blieb stehen. Sie nickte betreten und schaute zu Boden. Zwischen ihn befanden sich ein paar Längen Gras. Niemand traute sich den Abstand zu überwinden.

"Micha... es tut mir Leid. Ich... hätte nicht einfach so abhauen sollen." Chessie sprach leise und hastig, ihre Worte erreichten gerade so die Ohren Michas. Meinte sie es ernst? Oder sagt sie das, weil es von ihr erwatet wurde? Er konnte es nicht sagen und aus ihrem ihm immer noch abgewandtem Gesicht konnte er nichts ablesen. Früher wäre er spätestens jetzt zu ihr gegangen, hätte sie in den Arm genommen und geflüstert, dass alles gut werden würde.

Doch die letzten Tage hatten ihm zu einen anderen Mann werden lassen und so blieb der Abstand zwischen ihnen bestehen. Er wirkte wie eine unüberwindbare Schlucht. Die Stille, welches vom Zwitschern der Vögel untermalt wurde, zog sich in die Länge.

"Jetzt sag doch was", schluchzte Chessie leise, mit erstickter Stimme. Das schien Micha endlich aus seiner Trance reißen zu können. Doch die Momente der fast eisgen Stille würden den beiden für immer im Gedächtnis bleiben, selbst als Micha den  Abstand überwand und Chessie fest in den Arm nahm.

Er wollte ihr sagen, dass es ihm auch Leid tat. Dass er es bereute mit Maudado zusammen gewesen zu sein. Doch das konnte er nicht. Er konnte sie nicht anlügen. Und die letzten Tage hatten Micha den Mut gegeben, dass er sie nun auch gar nicht mehr anlügen wollte.

"Ich bin froh, dass du wieder da bist", flüstere er Chessie schließlich sanft zu und strich ihr die frischen Tränen von den Wangen. Die Prinzessin drückte sich nur enger an ihn.

"Lass uns ein Stück gehen, wir haben einiges zu bereden." Micha löste sich von ihr und bot ihr den Arm. Schniefend gewann Chessie wieder etwas Haltung und nahm den Arm an.

"Es war unausweichlich. Und bevor du irgendetwas sagst - ich kann es dir nicht übel nehmen. Ich liebe dich und... er macht dich glücklich. Wie sollte ich euch das übel nehmen?" Alle Worte, die Micha sich auf die Schnelle zurecht gelegt hatte, waren verschwunden. Völlig perplex lief er neben Chessie weiter her.

"Und... ich bin zurück gekommem, weil ich will , dass du weißt, dass ich immer für dich da bin. Egal wen du liebst. Ich... bin für dich da. Egal was kommt." Hitze schoss Micha in die Augen und die Welt verschwamm. Ungewollt kämpfte sich ein Schluchzen durch seine zusammen gepressten Lippen. Sie blieben stehen.

Womit hatte er so einen wundervollen Menschen nur verdient? Er belog und betrog sie und sie ertrug alles, kam zu ihm zurück und entschuldigte sich auch noch? Wie konnte ein Mensch so gut sein?! Sie hatte wo viel besseres verdient!

"Chessie... das kannst... das kannst du dir nicht antun." Sie lächelte ihn mit tränenerfüllten Augen an.

"Micha, ich liebe dich. Und ich hab dir geschworen, dass ich immer zu dir halte. In guten wie in schlechten Zeiten. Und ich werde diesen Schwur nicht brechen." Es war so absurd. Die Tränen liefen ihr über die Wangen, der Schmerz versagte ihr die Sprache und trotzdem lächelte sie so zuversichtlich, so voller Hoffnung, dass sie es sogar schaffte Micha Mut zu machen.

Sie meinte es ernst. Sie würde wirklich alles für ihn aufgeben.

Weil sie ihn liebte.

Written by Federsturm

Liebe ist (keine) ZaubereiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt