Bonuskapitel

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Malerisch zeichnete sich der Hauch der Lichtstrahlen über das Grün des Waldes ab. Leises Summen und hölzernes Knacken erklang um den ergrauten Wuschelkopf und genießend beugte er sich zwischen das Gestrüpp hinab. Zwischen Fels und Moos erhob sich Farn und Kraut, dessen Blüten nur der Kundige zu schätzen vermag. 

Sanft war das Lächeln das sich auf den Gesichtszügen des Weisen abzeichnete. Die ersten kleinen Falten des Lachens zierte seine Mundwinkel, noch kaum sichtbar, aber die Jahre würden ihnen ihre Tiefe zum Ausdruck bringen.

"Da haben wir dich ja, kleiner Anis...", säuselte er und nahm den Stängel mit der Vielzahl an Blüten zwischen die Finger. 

Lautes Atmen und gehetzte Schritte unterbrachen des Hüters Träumereien und verwundert sah er auf. Eine junge Frau brach durch das Unterholz hindurch. Ihr Kleid war am Saum eingerissen und Blätter hingen in ihrem Haar. Die Frisur rutschte etwas auseinander, konnte dennoch nicht verbergen, welch Schönheit sie zu sein scheint.

"Werter Herr..!", hechelte sie und musste sich kurz an der Rinde eines Baumes klammern um wieder Luft zu bekommen. "Mein Mann..! Er blutet stark, bitte helfen Sie mir!", flehte sie und ging vor dem Hüter in die Knie. Ihre goldenen Augen spiegelten die tiefe Sorge um ihren Geliebten wieder. ...Wie hätte der Hüter ablehnen können?

Es bedarf keiner Worte mehr, so folgte er dem jungen Ding.

~

Einen stattlicher Mann hatte die junge Frau da. Brünettes Haar, tiefblaue Augen und eine Mimik welche Entschlossenheit und Erleichterung zeigte, als er seine Frau zurückkehren sah. Doch sofort nahm jungenhafter Widerwille die Erwachsene Ausstrahlung des Mannes. "Liebste... ich sagte doch, dass es nur halb so wild sei. Dafür musstest du doch nicht allein weiter durch den Wald streifen. Schau...es geht schon wied-", zur Demonstration versuchte sich der Brünette auf ein Bein aufzustellen, knickte aber sogleich um und sank mit dem Hintern zurück auf den Hosenboden. 

Ein Schmunzeln konnte der Hüter sich nicht verkneifen, setzte er sich voller Geduld neben den jungen Mann und begann das blutende Bein zu inspizieren. 

"Ihr Gemahl hat Glück, kein Knochen ist gebrochen. Es ist nur eine Verstauchung und sollte mit Kühlen und Salben für die Wunden wieder wie neu werden." sprach er beruhigend auf die Frau ein. Das Zittern in ihren Händen ließ nach und trotz der Proteste des Mannes, fiel sie ihm um den Hals und lachte erleichtert.

Der Brünette dagegen seufzte leise und nahm seine Frau fester in den Arm. Dann betrachtete er den Hüter ganz genau, analysierte und und beobachtete jede geschickte Bewegung seiner Finger.

Schließlich war es den Dreien nun möglich gemeinsam zu einem ganz bestimmten Turm zurückzukehren. 

Man sagt, das dort all das Wissen der vergangenen Welt zu finden sei. Und das dort ein Mann lebte, der selbst einen König zu beugen vermag. Die Frau welche voller Neugier lauschte und der Mann dessen Skepsis fast zu schmecken war.

"Solche Märchen bringen nur Unruhen in das Land", erwiderte er auf die Worte des älteren Mannes. Seine Frau wirkte darauf beleidigt und sah zur Seite. 

"Mein Herr, ich mag nur ein verträumter Mann sein, der das Glück genießen darf zu heutiger Zeit zu leben. Doch ist es nicht das Träumen und Glauben, was Hoffnung in die Herzen der Menschen brachte? Ein Romantiker ist auch nichts anderes als ein Träumer der die Welt mit schöneren Farben oder ein Autor die Welt in schönere Worte fassen möchte.", sprach er und sah gen Himmel als würde er sein eigenes Glück darin spiegelnd sehen.

Die Frau lächelte dankbar und der Mann war nachdenklich geworden. Der ergraute Wuschelkopf sah grinsend zu dem Mann. "Was ist es, das euch Hoffnung im Herzen aufflammen lässt." Es war eine kleine Frage mit großer Wirkung. Zu Worten war der brünette Mann nicht in der Lage, doch als sein Blick zu seiner Frau hinüber schweifte, bedarf es auch keiner mehr.

~

Der Turm des Wissens war bereits auszumachen, da kam ein von der Sonne geküsster älterer Herr heraus der die Ankunft der drei mit neugierigen Blicke erwartete. Das junge Ding  schien vor Glück zu strahlen und auch die Augen des Brünetten begannen seltsam sehnsüchtig zu werden. 

Als der Hüter mit den Beiden ankam, half er dem Verwundeten auf eine Bank, ehe er zu seinem Partner nach Drinnen gesellte und dem in die Jahre gekommenen Micha einen Kuss auf die zum Lächeln gekräuselten Lippen hauchte. 

Das reichte dem ehemaligen König dieses Landes aber nicht und prompt zog er diesen an der Hüfte hinter den Efeu des Turmes um diesen fest an seinen eigenen Körper zu drücken und leidenschaftlich in einen Zungenkuss zu verwickeln. 

Mit geröteten Wangen und erhitztem Gemüt, sah Maudado zu seinem Micha auf. "W-warum so stürmisch..?", nuschelte Maudado verlegen und genoss die innige Umarmung. "Erklär du es mir? Erkennst du den König denn nicht, wenn er vor dir steht?", fragte Micha frech. Doch Maudados verwirrte Miene, die ihn nur umso süßer aussehen ließ und zum anbeißen war, machte es Micha schwer beim Thema zu bleiben. "Du..?", fragte Maudado.

"Nein... der Junge..", erwiderte Micha und strich Maudado zärtlich eine Locke hinters Ohr. Sofort verfärbten sich dieses puterrot. "König Philip?!", rief er etwas zu laut. "Ihr ruft nach mir, werter Hüter?", erwiderte eine Stimme gefasst, welches von leisem Kichern begleitet wurde.

Die zwei Männer kehrten zu dem Königspaar zurück und etwas unbeholfen entschuldigte sich der Hüter für sein informelles Handeln. Doch der junge Mann winkt nur ab und setzt sich aufrechter hin. "Vielmehr müsst Ihr mir verzeihen für meine Absichten und die Umstände die ich meiner Frau und euch bereitet habe." Die junge Frida umarmte ihren Mann von hinten und legte die Arme um seine Brust. "So geschickt wie mein Gatte auch sein kann, ist manchmal sein Übermut selbst durch mich nicht zu zügeln."

"Dennoch danke ich euch,", fuhr der junge König Philip fort. "Ihr habt mein Herz beruhigt und ich darf meinen Vater glücklich sehen. Allein für dieses Wissen danke ich euch, werter Hüter."

Maudado wusste nicht ganz was er vor Verlegenheit sagen sollte, war er doch um des Prinzen Willen dem Nachfolger immer fern geblieben um keine Unannehmlichkeiten zu verursachen. Keine peinlichen Fragen oder erdrückenden Gefühle aufzuwerfen. ...Und da kam der Thronfolger zu ihm!

Tränen der Freude drängten sich Maudado auf und Michas Griff um die Schultern des Grauhaarigen wurde fester. "Auch ich habe zu danken, für eure Nachsicht..." Wider winkt der jetzige Herrscher ab. "Lasset uns lieber diese jetzige Zeit genießen. Ich möchte mehr über euch erfahren und auch über die Geschichte die dafür sorgte, dass ich heute mit Frida hier so sitzen darf und sie als meine Braut bezeichnen kann."

Ein Blick zu Micha dessen Strahlen selbst der Sonne Konkurrenz machen könnte, war Antwort genug. "Dann, lasst mich euch in dem Turm des Wissens einladen. Micha hat sich als herausragender Koch erwiesen, müsst ihr wissen.", kicherte der Wissenshüter und wurde dafür liebevoll in die Seite geknufft.

...Am Ende des Tages ist es das Wissen um die Zuneigung die ein unsicheres Herz zur Ruhe bringen vermag.

Written by -Notizbuch-

Liebe ist (keine) ZaubereiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt