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Misstrauisch beobachtete der Prinz wie der Heiler mit wehender Robe zwischen den hohen Bücherregalen verschwand.

Der sollte mir helfen? , dachte er zweifelnd. Aber sein Herz wusste durchaus, dass unter der vielleicht etwas schrulligen Fassade ein richtiger Heiler stecken konnte.

Der kleine Junge auf dem Hocker starrte ihn mit großen Augen an. Micha stand auf, um sich vor ihm hinzuknien. Große, unschuldige, rehbraune Augen schauten in sanft blickende graublaue.

"Und weshalb warst du hier?", fragte er mit freundlicher Stimme.
"Vor ein paar Tagen hat mein Knie geblutet. Maudado hat mich wieder geheilt. Meine Mama meinte ich solle mich bei ihm bedanken und deswegen hab ich ihm ein selbstgebackenes Brot gebracht." Ein roter Schimmer und ein leichtes Lächeln zierte das Gesicht des Jungen.

"Deine Mama ist eine sehr kluge Frau. Da hat sich... Maudado bestimmt sehr drüber gefreut." Ein Leuchten erhellte die braunen Augen und Micha musste automatisch mitlächeln.

"Ja! Maudado ist ein gaanz toller Zauberer! Er kann alles heilen! Und ist gaanz nett. Er hilft jedem der verletzt ist. Wo bist du denn verletzt?" Neugierig schaute der kleine Junge zu dem Prinzen auf. Dieser hatte sichtlich Mühe sein Lächeln aufrecht zu erhalten. Es bekam einen bitteren Beigeschmack. Doch der Naivität und Gutgläubigkeit des Jungens blieb das verborgen.

Der Prinz legte seine Hand auf sein Herz bevor er sprach:

"Bei mir tut es hier drinnen weh. Beziehungsweise fühle ich da gar nichts, würde aber gerne etwas fühlen."

"Maudado weiß bestimmt was dagegen! Maudado weiß nämlich alles! Und dann wird es dir ganz schnell wieder besser gehen. Aber dann musst du dich auch bei ihm bedanken. Das sagt Mama immer. Wenn dir jemand geholfen hat musst du dich bedanken, dann freut er sich auch." Liebevoll sah Micha zu dem Kleinen. Er war wirklich zuckersüß.

"Wenn ich groß bin, möcht ich auch mal so werden wie Maudado. Dann kann ich alles wissen und allen Menschen helfen!"
"Das klingt wunderbar. Aber wenn du mal ein großer Zauberer werden willst, dann musst du pünktlich zum Abendessen wieder zu Hause sein und es ist jetzt schon ziemlich spät. Dein Mama macht sich bestimmt schon Sorgen." Der braunhaarige Junge sah leicht erschrocken aus.

"Ich wusste nicht, dass es schon so spät ist. Dann geh ich jetzt lieber. Auf Wiedersehen Herr Prinz." Hastig sprang der Junge von dem Hocker und rannte aus der Bibliothek. Schmunzelnd schaute Micha ihm nach.

Als der Prinz aufstand um sich zurück auf den Sessel zu setzen, sah er, wie der Heiler eilig so tat als wäre er in dem Buch, das er hielt, versunken. Es stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, dass er die kleine Szene mitbekommen hatte.

Sofort verschwand jegliche Wärme aus dem Gesicht des brünetten Kronprinzen und machte einer kalten, abweisenden Miene platz.
"Gibt es einen Grund, warum du mich belauschst? Für unser beider Wohl ist es wahrscheinlich besser wir arbeiten so schnell und effizient wie möglich. Dann hast du deinen Turm alsbald wieder für dich allein." Arroganz und Missbilligung sprach deutlich aus Michas Stimme.

Der Heiler zuckte zusammen, seine Wangen lief rot an, aber er hielt den Kopf hoch erhoben als er sprach:
"Es ist interessant, wie sehr Eure Persönlichkeit von Person zu Person schwankt. Wenn Ihr immer eine solche Fassade zur Schau stellt, denkt Ihr nicht, dass dies der Grund für Euer fehlendes Glück ist?" Der blonde Heiler zog herausfordernd die Augenbrauen hoch und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Er überragte den Prinzen um zwei Handbreit.

"Was fällt es dir ein so mit mir zu reden!? Ich bin immer noch der Kronprinz! Vater wird nicht sehr begeistert von deiner Einstellung sein!", zischte Micha, Blitze schienen aus den graublauen Augen zu schießen, als er einen Schritt näher trat.
Auch Maudado trat einen Schritt auf ihn zu und auch seine grünen Augen blitzten vor Wut.

"Ich bezweifle, dass Euer Vater sonderlich viel von Eurem Verhalten hält. Ihr benehmt Euch nicht so respektvoll, wie ein Prinz es sollte."
"Respekt muss man sich verdienen! Und du..." Micha ließ den Satz unbeendet.
"Ich könnte Euch hochkant rausschmeißen- sowas muss ich mir nicht bieten lassen. Doch leider stehe ich in der Pflicht jedem zu helfen, der mich um Hilfe erbittet. Auch wenn es ein undankbares, aufgeblasenes und verzogenes Prinzensöhnchen ist."

Micha war so schockiert, dass er Maudado nur wutendbrannt anstarren konnte. Seine zu Fäuste geballten Hände zuckten unkontrolliert. Wie befriedigend es jetzt wäre seinem Gegenüber eine Faust in das hübsche Gesicht zu rammen. Oder sein Kurzschwert zu ziehen und eine wundervolle Narbe in das Gesicht zu zeichnen. Doch sein jahrelanges Leben am Hof hatte ihm genügend Selbstkontrolle gegeben, um sein Schwert stecken zu lassen.

"Hast du nun was gefunden?", zischte er. Maudado starrte ihn tief in die Augen während er antwortete. Irgendwie fühlte Micha sich merkwürdig entblößt, als würde der Zauberer direkt in seine Seele schauen.

"Ich habe tatsächlich etwas gefunden. Für dieses Liebestrank brauchen wir aber Eure Frau. Er kann nur von zwei Liebenden beziehungsweise die, die lieben sollen gebraut werden."

"Und wie soll das gehen? Vielleicht ist dir aufgefallen, dass ich noch nie einen Trank gebraut habe. Woher soll ich wissen wie man einen dann perfekt braut? Ich würde meine Fähgkeiten zwar durchaus so einschätzen, dass ich das Brauen an sich gut hinbekommen würde doch es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und es kann immer etwas schief gehen."

"Ich werde Euch sicher nicht allein lassen und natürlich den ganzen Prozess anleiten. Wenn Ihr auf jede meiner Anweisung hören werdet, kann nichts passieren. Doch dafür brauch ich Eure Zustimmung und Einwilligung jeden meiner Anweisungen auszuführen. Sonst kann ich nichts für Euch tun."

Micha biss die Zähne zusammen um ein paar unschöne Beleidigungen für sich zu behalten. Dann wandte er sich ab und brach den hypnotisierenden Augenkontakt.
Auf einmal schien alle Kraft aus ihm zu weichen und Micha sank in sich zusammen.
Der Heiler hatte Recht. Wenn er nicht auf ihn hörte, konnte der Trank gehörig schief gehen. Und wenn Maudado ihm nicht helfen wollte, wer sollte es dann tun?

Mit resginierter und kraftloser Stimme antwortete er:
"In Ordnung. Ich werde Chessie hier her holen und dann wird dieser verdammte Trank gebraut. Je eher wir anfangen, desto eher wird alles wieder besser."
Er drehte sich um und verließ den Turm. Trotzdem konnte der Prinz den sorgenvollen Blick des Heilers spüren, welcher sich in seinen Rücken zu brennen schien.

Written by Federsturm

Und damit Herzlich Willkommen, bei unserem neusten Projekt :D
Wie gehabt, einmal die Woche (höchstwahrscheinlich Sonntags) ein Update; Tiz schreibt Dados Sicht, ich Zombeys.

Auf ein fröhliches Lesen :3

Ach und natürlich frohe Weihnachten etc bla bla :3

Liebe ist (keine) ZaubereiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt