Louis seufzte. Schon wieder musste er an Zayn denken. Wie lange war es jetzt schon her? Drei Monate? Vier, fünf? Er wusste es nicht, aber er wollte es auch nicht wirklich wissen. Alles, was er wollte, war, ihn zu vergessen - aber auch irgendwie nicht. Dass er ein Engel war, hatte er niemandem erzählt - es ging auch niemanden an. Er hätte auch keine Freunde, denen er das erzählen könnte. Louis schloss die Haustür ab und machte sich auf den Weg zu dem Nadelstudio um die Ecke. Heute würde er sich ein Tatoo stechen lassen. Er hatte Angst vor dem Schmerz und fragte sich immer wieder, ob es sich lohnen würde. Doch dieser Engel ging ihm nicht aus dem Kopf und deshalb konnte er nicht anders. "Guten Tag. Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?" Der junge Mann mit vielen Piercings lächelte ihn freundlich an und Louis stammelte nervös: "Ich - ich hätte gerne ein Tatoo." Ein Nicken, auf seinem Namenschild stand "Harry Styles". Seine Locken versuchte er mit einem Bandana zu bändigen, was jedoch nicht wirklich klappte. "Kommen Sie mit. Sie können sich gleich ein Motiv aussuchen oder selbst eins aufmalen." Harry Styles gab ihm eine Mappe. Gespannt schlug er sie auf und blätterte durch. Es war nichts Gutes dabei. Also nahm er mir einen Bleistift und fing an, Zayn zu zeichnen. Schließlich wollte er ihn ja als Tatoo, oder? Immer wenn Louis zeichnete, verblasste die Welt um ihn herum und seine ganze Konzentration galt der Zeichnung. Der Mitarbeiter, der dem Jungen die Mappe gegeben hatte, sah ihm interessiert über die Schulter und staunte. Er hatte noch nie jemanden gesehen, der so gut zeichnen konnte. Die Meisten Kunden wählten immer ein Motiv aus der Mappe aus, aber dieser wollte anscheinend etwas Besonderes. Und besonders war die Zeichnung. Es war ein junger Mann, sein Blick war in die weite Ferne gerichtet und er hatte schwarze Haare, die nach oben gegelt waren. Auf seinem Rücken waren Flügel - zwei strahlend weiße, und auf seinen Armen prangten unzählige Tatoos. Harry fragte sich, wer das wohl sein mochte. Sein Freund? Sein bester Freund? Sein Bruder? Harry glaubte aber fest daran, dass dieser Junge single war, denn er hatte schon ein Auge auf den attraktiven Mann gerichtet. Louis legte den Stift weg und betrachtete sein Werk, das ihm anscheinend nicht wirklich gefiel. Er wollte schon das Blatt zereißen, als Harry ihm es aus der Hand riss und in einen Hinterraum brachte. "Hey! Was soll das?" Harry grinste nur und legte das Papier in den Drucker, in dem es dann auf ein extra - Blatt gescannt wurde. "Die Zeichnung ist wirklich gut, ich habe noch nie jemanden so ein schönes Motiv malen sehen! Du kannst schon einmal in den Raum da hinten gehen und dich auf den Stuhl setzen. Ich bin gleich da." Louis nickte zaghaft und setzte sich auf besagten Sessel. Er war aus schwarzem Leder, gemütlich und weich. "So, wo willst du das Tatoo denn haben?", fragte Harry beim Herrichten der nötigsten Dinge. "Ähm - am Oberarm. Links." Harry verkniff sich ein Grinsen, denn er musste an sein eigenes erstes Tatoo denken - auch am linken Oberarm. "T - tut es sehr weh?", fragte Louis nervös und spielte mit seinen Fingern. Harry seufzte und schüttelte den Kopf. "Nein, tut es nicht. Wieso haben alle immer Angst davor? Ich verstehe das nicht!" Das war für Harry die Unverständlichkeit schlechthin, denn man spürte die Nadel kaum. Piercings taten viel mehr weh und auch das hatte der Lockenkopf überlebt. "Ich weiß es nicht.", murmelte Louis. Harry drehte sich um und legte alle Werkzeuge neben sich auf einen kleinen Abstelltisch. Skeptisch betrachtete Louis das Ganze und ihm wurde flau im Magen. "Bereit?" Louis nickte und atmete noch einmal tief durch. Dann setzte Harry die Nadel an und Louis zuckte erschrocken zusammen. Es zog ein wenig, doch im Großen und Ganzen war es auszuhalten. "Harry?" Der Angesprochene war verwirrt, da sein Kunde seinen Namen wusste. "Ja? Woher weißt du meinen Namen?" Er brachte gerade die Flügel des Jungen an und lächelte. Bald ist es fertig, dachte er sich. "Steht auf deinem Namenschild." Das fiel Harry in dem Moment auch ein und er lachte einmal kurz auf. "Das hab ich mir auch grad gedacht!" Lou lachte auch etwas nervös und sah auf seinen Oberarm. Dort prangte mittlerweile ein fast fertiges Tatoo, nur seine Haare fehlten noch. "Wow! Das ist - wirklich gut!" Louis hatte keine Worte für dieses Bild, es war wunderschön. "Danke!", Harry wurde rot und senkte den Blick. Nachdem er alles aufgeräumt und Loui´s Oberarm desinfiziert hatte, schüttelte er dem attraktiven Brünetten die Hand und Louis bedankte sich noch einmal. "Danke nochmal!" "Kein Problem!" Louis zahlte noch und ließ Harry seine Nummer da. Er fand den Lockenkopf nett, aber nicht attraktiv. Denn ihm ging Zayn nicht aus dem Kopf.
"Zayn Malik! Herkommen!" Zayn seufzte genervt und stapfte, zum zweiten Mal am Tag schon, zum Teufel. "Hier, dein neues Opfer!" Zayns Blick verdüsterte sich, er wollte das nicht mehr. Seitdem er Louis kennen gelernt hatte, fühlte sich sein Job so falsch an, als würde er ihn betrügen. Er nahm den Zettel widerwillig an und ihm stockte der Atem, als er den Namen sah. Louis Tomlinson. Träume ich?, dachte er. "Ähm - ich dachte man darf kein Opfer ein zweites Mal benutzen?" Zayn verstand gar nichts mehr. Der Teufel schüttelte den Kopf und lächelte freundlich, das hatte Zayn noch nie bei ihm gesehen. "Ich weiß, wie du ihn vermisst. Du kannst zu ihm, wirst aber deine Flügel ablegen müssen. Ist dir das wert?" Zayns Augen wurden groß, hektisch nickte er, es gab gar keine andere Entscheidung. "Ja! Das - das wäre wundervoll!" Und so kam es, dass Zayn Einmal-Flügel bekam und ein letztes Mal seine Freunde sah, in das schwarze Loch sprang und in Lou´s Wohnung landete - zum zweiten Mal.
