ıт'ƨ нαяɔ. ғσяενεя.

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Ich würde es tun. Heute. Es würde schwer werden. Es war ja auch nicht gerade gewöhnlich, aber ich konnte es nicht länger verbergen. Nachdem Louis es wusste und mich geküsst hatte, wusste ich nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Ich liebte ihn, ja, aber so stark, dass ich nicht ohne ihn leben konnte? Das hatte er mir nämich gestanden. Ich hatte nicht gewusst, was ich antworten sollte, und habe nur gesagt, dass ich Zeit brauche. Das hat er dann zwar akzeptiert, doch ich fühlte mich immer noch schlecht.

Wie immer eigentlich. Wer mochte schon einen hässlichen, kleinen, fetten, schwarzhaarigen und nervigen Schwuchtel? Es tat weh, das zu denken, doch es war die Wahrheit. Das wusste ich. Hatte nichts anderes verdient. Einen Grund hatte das viele Mobben in der Schule ja, das Ritzen hatte auch einen Grund: es war mir vorgesehen, ich verdiente nichts anderes.

Das sagte jeder. Heute würde ich mich outen, das war die Tatsache. Wahrscheinlich würde ich danach noch mehr beleidigt, noch mehr verachtet und gemobbt werden, danach würde ich mich wahrscheinlich wieder ritzen. Doch es war mir egal. Ich wollte endlich die Wahrheit sagen, egal, welche Folgen kommen würden.

Das Gefühl des Selbstbewusstseins schwand sofort, als ich aus der Haustür ging und gegen jemanden prallte.

"Na, Zaynie-Boy? Konntest deinen fetten Arsch endlich aus dem Haus bewegen, hmm?", er klang verachtend. Ich wollte nicht aufsehen. Nicht in diese Augen sehen.

Ängstlich zog ich den Kopf ein und machte völlig verängstigt einen Schritt von ihm weg, um gleich darauf unsanft an der Schulter zurückgezogen zu werden.

"Wo willst du denn hin? Magst du mich denn nicht mehr? Wollen wir nicht noch ein bisschen plaudern und rumspielen?", ein Schauer lief mir über den Rücken. Was meinte er mit "rumspielen"? Seine Stimme war ekelhaft schleimig, ich musste nicht aufsehen um zu wissen, dass sein Gesicht ein schmutziges Grinsen zierte. Dennoch tat ich es - und bereute diese Entscheidung sofort.

Schnell war mein Blick wieder auf dem Boden und ich wollte weglaufen. Einfach weg. Ich hatte Angst. Scheißangst. Als würde er mich gleich umbringen wollen. Naja, vielleicht wäre es auch besser. Ich hätte dann keine Schmerzen, keine Schuldgefühle, keinen Selbsthass mehr. Aber das Schicksal gönnte mir das mal wieder nicht und so presste er mich nur an die Wand und zischte aus seinem Mund hervor:

"Bleib gefällist hier, wenn ich mit dir rede, Fettsack! Und sieh mir in die Augen!", voller Angst wusste ich nicht, was ich tun sollte. Sollte ich ihm in die Augen sehen und ihm die Genugtuung geben, besser und stärker als ich zu sein? Oder wollte ich mich nicht ünterdrücken und beleidigen lassen? Natürlich das zweite. Aber es war wieder einmal nicht so.

Plötzlich knallte mein Kopf gegen die Wand unseres Hauses, mir wurde schwindlig und schwarz vor Augen. Ich merkte nur noch, wie er dreckig lachte und mich mitschleifte.

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Mein Kopf dröhnte. Ich wachte auf. Meine Augen öffneten sich reflexartig und ich blickte verwirrt in Schwärze. Wo war ich hier? Und vor Allem: Wie war ich hierhergekommen? Meine Gedanken flogen nur so hin und her, bis ich ein Geräusch bemerkte.

Eine Tür ging auf und jemand schaltete das Licht an. Erschrocken blickte ich in die Richtung und erstarrte. ER stand da. Hatte ein dämliches Grinsen im Gesicht und blickte schadenfroh zu mir.

Meine aufgerissenen Augen fingen an zu brennen, ich blinzelte automatisch. Was tat er da? Und was hatte er hiermit zu tun? Auf einmal fiel mir wieder alles ein und ich erinnerte mich. Wie er wieder vor meiner Haustür gewartet hatte, mich beleidigt und an die Wand geschlagen hatte, als wäre ich ein Tier, das man einfach so mieten und ausnutzen konnte. Es tat so weh. Diese Gefühle zu empfinden, brachte mich innerlich um. Aber das störte ja sowieso keinen, niemand interessierte sich für mich.

Zouis One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt