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(Louis)

"Louis, bring mir bitte den Schnittlauch!"

Schnell lief ich zu dem Frischhaltebereich, in dem das ganze Gemüse herumlag und irgendwann vergammeln würde. Tja, aber ich hatte ja hier nichts zu sagen als Assistent. Ich rannte also wieder zu dem "Sternekoch" Zayn Malik und überreichte ihm den Schnittlauch, wobei ich ihm tief in die Augen sah. Er seufzte und warf mir einen genervten Blick zu. Ich wusste, was das hieß und ging mit hängenden Schultern auf meinen Platz zurück. Mein Platz war ein einziger, ungemütlicher Stuhl, der mir meine Arschbacken derartig platt drückte, dass ich ihn Zuhause immer wieder schmerzhaft versohlen musste. Ich ließ mich also wieder auf das harte Holz fallen, vergrub meinen Kopf in den Händen und schloss die Augen. Ich konnte sowieso nichts anderes machen als das.

"Louis, komm her!", riss mich die Stimme von meinem Vorgesetzten aus der Starre. Etwas schwerfällig erhob ich mich aus meiner sitzenden Position, stapfte lustlos zu ihm rüber und wartete auf seine Anweisung, meine Mundwinkel waren dabei gelangweilt nach unten verzogen. Seine braunen Augen blickten mich gleich darauf an und ein Lächeln zierte seine wunderschönen Lippen, von denen ich schon immer geträumt hatte, sie zu küssen. Aber es ging nicht.

"Kannst du mir schnell die Milch holen?"

Ich nickte und verschwand - in normalem Tempo - zur Theke, an der die Milch stand, ich nahm sie und brachte sie zu Zayn, um den gerade etliche andere Köche herumwuselten.

"Danke."

Kommentarlos ging ich wieder zu dem Stuhl, ließ mich darauf fallen und stützte meinen Kopf in die Hände, während ich Zayn beobachtete. Ich hatte mit mir selbst ausgemacht, dass ich ihn nicht Mr. Malik, sondern Zayn nennen konnte. Er würde es sowieso nicht herausfinden, also was solls?

Ich war so in der Betrachtung des heißen Menschen vor mir versunken, dass ich gar nicht merkte, wie die Zeit verging und alle Anwesenden ihre Arbeitsklamotten ablegten, sie zum Waschen in die Waschküche schmissen und die riesige Küche verließen. Erst als mich jemand anstubste, sah ich erschrocken auf und blickte in das grinsende Gesicht von Zayn. Mit seinen wunderschönen braunen Augen sah er mich an und ich konnte sehen, wie froh er über den Feierabend war.

"Endlich fertig. Was machst du heute noch?"

Etwas bedröppelt sah ich ihn an und setzte ein gefaktes Lächeln auf.

"Bin allein daheim und Sie?"

Sowieso klar, er darf mich duzen, ich ihn aber nicht ... Sein Ausdrück wurde grüblerisch und fast dachte ich, er würde mir nicht mehr antworten.

"Bin heute bei meiner Freundin, Essen gehen."

Der Satz versetzte mir einen schmerzhaften Stich ins Herz, ich schluckte und lächelte ihn leicht an.

"Dann noch viel Spaß.", flüsterte ich und stand auf, um den Laden zu verlassen. Ich merkte schon jetzt, wie meine Augen zu brennen anfingen, schnell lief ich weiter zu meinem Auto und ließ mich hinein fallen. Als ob meine Tränen nur auf den Zeitpunkt gewartet hatten, brachen sie jetzt alle Dämme und ich saß schluchzend, an mein Lenkrad geklammert, in meinem Auto. Der Schmerz in meinem Herzen war das Schlimmste, was ich mir je vorstellen konnte. Wenn ich daran dachte, was sie tun würden ... Ich hatte früh gemerkt, dass der Oberarzt mehr für mich war. Viel mehr wie ein Vorgesetzter oder ein Freund, auch, wenn wir nicht einmal das waren. Die ganze restliche Fahrt über flossen mir heiße Tränen die Wangen hinab und immer wieder wischte ich sie weg, obwohl es nichts brachte. 

"Hast du geweint?", fragte Liam geschockt, als ich an seiner Haustür klopfte und darauf wartete, dass er aufmachte. Ich wollte heute nicht allein Zuhause sein, immer allein sein tut weh. Und dann auch noch zu wissen, dass der, den man liebt, harte Sexspielchen mit einer Frau ausübt, gibt noch eine weitere, riesige Prise Salz in die Wunden. Liam zog mich plötzlich in seine Arme und ich konnte nicht verhindern, dass weitere Tränen aus meinen Augen liefen und seinen Pulli durchnässten. Ich spürte die beruhigenden Bewegungen seiner Hand, mit welchen er erreichen wollte, dass ich mich gut fühlte. Irgendwann klappte das auch. 

Wir kamen im Wohnzimmer an, er gab mir eine Decke, unter die ich mich kuschelte, ging in die Küche und machte uns einen Tee. Eigentlich war er gar kein Tee-Trinker, aber immer, wenn ich da war, machte er uns einen. Ich fand das total süß von ihm, aber was tut man nicht alles für einen besten Freund?

"Also, erzähl!", sagte er, als wir beiden auf seiner großen, schwarzen Ledercouch saßen und in unsere Teetassen starrten, als wäre dort etwas ganz interessantes zu sehen. 

"Also, ich ..." Ich schluckte und drehte meinen Kopf weg, damit er meine Tränen nicht sehen konnte. 

"Ist wegen Zayn, oder?"

Ich nickte langsam, meine Unterlippe zitterte verdächtig, weswegen ich sie gleich zwischen meine Zähne nahm. 

"Sag es ihm einfach, okay? So schlimm kann es ja nicht werden, außer, dass er dir kündigt.", seufzte Liam. Ich wusste nicht, wie oft er das schon gesagt hatte, aber zumindest öfters. Und immer wieder hatte es nichts gebracht. 

"Liam, ich - ich kann nicht!" Verwirrt zog er seine Augenbrauen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust, den Tee stellte er vorher auf den Tisch.

"Weil...?"

"Er hat eine Freundin, Liam. Er geht heute mit ihr essen."

Und wieder fuhr ein Stich durch mein Herz, was mir Tränen in die Augen trieb und eine davon herunterkullerte. 

"Hat er dir das gesagt?"

Ich nickte. Plötzlich vibrierte mein Handy und ich  zog es schniefend unter den tausend Decken von Liam hervor. Mir stockte der Atem, als ich sah, wer mir geschrieben hatte.

Hey Louis,

könntest du heute eventuell zu mir kommen? Ich weiß, dass du alleine bist, aber ich brauche gerade jemanden zum Reden. Kommst du? Wäre wirklich nett,

Zayn xx

Meine Augen waren riesig, als ich die SMS las. Mit klopfendem Herzen sah ich meinen besten Freund an, welcher lächelnd auf mein Handy starrte und mir einen vielsagenden Blick zuwarf.

"Na los, schreib ihm, dass du kannst!"

Ich schluckte und tippte mit zitternden Fingern die Antwort.

Okay, ich komme. Aber wo wohnst du? Sonst kann ich ja nicht kommen ;)

Louis xx

Während der ganzen Zeit, in der Zayn antwortete, tat ich nichts anderes als auf mein Handy schauen, wie immer gerade. 

Backstreet 15. Bis gleich,

Zayn xx

Und dieser Abend sollte mein Leben komplett verändern. Sollte mein Herz nie wieder schmerzen lassen und ich sollte meinen Freund finden. Meinen Freund, der mir das Herz wieder flickte und nie wieder zeriss.

Zouis One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt