(Louis)
Als ich heute in die Schule kam, war ich eigentlich gut drauf, was sonst nie sowar. Ich war immer deprimiert oder still, na gut, still war ich jetzt immer noch. Aber zumindest nicht depri. Ich ging wie imemr zu meinem Klassenzimmer und setzte mich an meinen Platz. Neben mir saß keiner, warum auch?
Wer setzt sich schon neben mich? Und da waren wieder diese zerstörenden Gedanken, die mich so depri machten. Tja, kommt immer vor. Ich sah nicht auf, als mich ein paar Papierkügelchen trafen, sie taten das immer. "Na, Schwuchtel? Heute einen aufgerissen? Obwohl, mit dir würde nie wer ins Bett springen!" Lautes Gelächter.
"Nein, niemals würde das wer machen! Da sträubt sich sogar der letzte Penner!" Wieder lachten sie. Es tat weh, verdammt weh, doch ich schob den Schmerz in den hintersten Teil meines Bewusstseins und verzog mich nach innen, wie ich es immer tat, wenn so etwas passierte - was fast jeden Tag war.
Die Tür ging auf, und als ich aufblickte, sah ich gleich wieder nach unten. Es war Zayn. Zayn Malik, der Badboy der Schule und ich hatte mich in ihn verliebt. Wie dumm konnte ich bitte sein?! Aber für die Gefühle kann man nichts. Er ging eiskalt an mir vorbei und ließ noch dazu einen dummen Kommentar auf meine so schon belasteten Schultern fallen.
"Hi BooBear! Na, heute einen guten Tag?" Die ganze Klasse lachte, ich zuckte zusammen und Tränen schossen in meine Augen. Ich hasste diesen Spitznamen. Keine Ahnung, wie sie es herausgefunden hatten, aber es war einfach lächerlich. Boobear hier, Boobear da!
"Setzt euch auf eure Plätze, los!" Mr. Warner kam herein und für diesen Moment liebte ich ihn. Es erschien mir fast so, als ob er es wissen würde, denn er nickte mir freundlich zu und zwinkerte. Mein rechter Mundwinkel hob sich ein wenig und zuckte.
"So, holt eure Hausaufgaben raus, wir fangen an...." Die restliche Stunde verlief schnell, ich sah die ganze Zeit auf meinen Tisch. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich nicht merkte, wie alle anderen schon rausgingen. Ich saß jetzt alleine im Zimmer und sammelte hektisch mein Zeug ein, dass ich in meine Tasche stopfte.
"Oh, hat es unser Boobear eilig?", sofort verkrampfte ich mich und blieb stehen. Marcus, meine persönliche Hölle, kam auf mich zu und grinste gefällig.
"Kann sein!" Er sah mich mit einem wilden Funkeln in den Augen an, das ich nur zu gut kannte. Es bedeutete Wut.
"Musst du zu deinem neuen Lover? Ach warte - du hast ja keinen!" Jetzt platzte mir der Kragen, ich rannte auf ihn zu und schlug in seinen Bauch, so fest ich konnte. Das schien jedoch nicht fest genug zu sein, denn jetzt zog er mich vor den anderen aus dem Raum und drückte mich gegen die Spinde, alle anderen sahen zu.
Er drückte immer fester, ich schnappte hektisch nach Luft. Seine Hände umschlangen meinen Hals und drückten zu. Alle Luft entwich meinem Hals, nach und nach verschwamm meine Sicht und alles wurde träge. Er ließ plötzlich von mir ab und holte mit der Faust aus. Ein stechender Schmerz durchzuckte meinen Kiefer, als sie mein Gesicht traf.
Ein weiterer Schlag in die Magengrube ließ mich zusammensacken, ich rutschte vor ihm zu Boden. Marcus kniete sich zu mir runter und kniff mir in die Wange, als ob er sich für mich interessieren würde. Unerwartet zog er mich wieder hoch und versetzte mir einen Tritt in die Mitte. Es tat so höllisch weh, ich zuckte zusammen und wimmerte. Das schien ihn noch weiter zu bestärken, denn er lachte und schlug weiter auf mich ein.
Meinen Lippen entfloh nur noch stöhnen und wimmern. Ich konnte nichts anderes mehr als Schmerz spüren. Er war einfach überall. In meinem Bauch, meinem Gesicht, in meiner Mitte, meinem Rücken, meinen Beinen. Überall. Aber am Schlimmsten war der Schmerz in meinem Herzen, der mich zu zerreißen drohte.
"Und da liegt der Schwuchtel! Jetzt ist er auf dem richtigen Niveau!" Alle im Umkreis von zehn Metern lachten. Sie lachten mich aus. Es tat so weh, mein Herz zersprang und ich fühlte mich leer. Alles um mich herum war mir egal, ich wollte einfach nur weg. Doch als ich aufstehen wollte, drückte mich ein Schuh wieder zu Boden. Er drückte und drückte, bis alle Luft aus meinen Lungen war und ich schon blau anlief.
"Wir sind noch nicht fertig, Schwuchtel!" Mit seinem Bein verpasste er mir einen Kinnhaken, der meinen Kiefer bluten ließ, meine Zunge tat weh, ich hatte daraufgebissen. Ich nahm nichts mehr wahr außer meinem Selbstmitleid.
Warum muss ich auch schwul sein? Warum kann ich nicht normal sein, so wie alle anderen Jungs hier auch? Die Tränen flossen jetzt, ich konnte es nicht mehr zurückhalten.
"Awww, weint der Schwuchtel denn? Ooh, das tut mir aber Leid!"
Es wurden immer mehr und mehr, Marcus trat mir ein letztes Mal mit voller Wucht in den Bauch und ging dann. Alle anderen liefen ihm wie kleine Enten hinterher, als wäre er der Wichtigste.
Mir war schwindlig, alles schmerzte. Mein Kopf pochte ununterbrochen und die Tränen flossen immer mehr. Ich brach auf dem Boden zusammen und heulte mir die Seele aus dem Laib. Ich spürte Hände, sie waren so weich. So warm, so liebevoll. Sie strichen mir über den Kopf und nahmen mich in den Arm.
Alles war wie in einem Traum, wie in Trance. Ich machte die Augen auf und was ich sah, ließ mein Herz für einen Schlag aussetzen. Zayn umarmte mich. Zayn, der Badboy. Warum tat er das?! Es war bestimmt nur wieder so eine dämliche Verarsche wie immer!
Ich stieß ihn von mir weg und sah die Verletztheit in seinen wunderschönen schokobraunen Augen. Sein Gesichtsausdruck verschloss sich sogleich wieder, doch ich konnte Liebe hinter der Fassade sehen. Wieso, hatte ich keine Ahnung.
"Komm mit! Du kommst mit zu mir, okay?" Sollte ich antworten? Doch er wartete gar nicht ab, sondern hob mich wie ein Baby hoch und trug mich aus der Schule raus. Mein Kopf sackte an seine Brust und ich hörte den regelmäßigen Herzschlag von ihm. In seinen Armen schlief ich schließlich ein.
Ich wachte auf, als jemand an meiner Schulter rüttelte und öffnete die Augen. Ich sah erst nur braun, nach und nach eine Pupille, und dann Zayns Gesicht, wie er sich besorgt über mich beugte. "Z - Zayn?" Er lächelte erleichtert und antwortete. "Ja?" "Mein Kopf tut weh!"
Er stand kurz auf und kam mit einer Schachtel wieder. Es war immer noch alles verschwommen und mein Kopf schien von innen heraus gegen die Schädeldecke zu klopfen. "Nimm das." Er gab mir ein Glas mit Wasser und eine kleine Tablette, die ich gehorsam schluckte.
"Danke Zayn." Ich schlief wieder ein.
Wieder wachte ich auf, aber nicht durch ein Rütteln, sondern durch Streicheln. Moment mal, streicheln?! Ich hob meinen Kopf ein wenig und sah einen völlig überraschten Zayn, in der Bewegung erstarrt. Ich lächelte ein wenig und setzte mich auf. Ich stöhnte, alles schmerzte.
"Was - was machst du da?" Ich winselte vor Schmerz auf, als ich mich aufsetzte und meinen Kopf in die Hände stützte.
Er seufzte und sah mir in die Augen. Er war einfach perfekt, so perfekt... "Louis, ich ... ich muss dir was sagen..." Er hat das erste Mal meinen richtigen Namen gesagt.
"Okay?" Ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an, die Kopfschmerzen hatten etwas nachgelassen. "Ich - ich liebe dich!" WHAT?! Ich sah ihn völlig perplex an und wartete auf seine Lache, die jedoch nicht kam.
"Du - du was?" Verwirrter war ich noch nie zuvor gewesen. Frustriert fuhr er sich durch die perfekten schwarzen Haare und stand traurig auf. "Ich wusste es..." Es war nur ein Flüstern, doch ich hörte es und kapierte, was hier gerade abging.
"Zayn, warte!" Er blieb stehen und sah mich hoffnungsvoll an. "Komm her!" Er setzte sich vor mich hin und sah mir in die Augen. "Halt ganz still." Ich kam ihm immer näher, bis meine Lippen die seinen berührten. Noch nie hatte ich so etwas erlebt, noch nie war in mir so ein Gefühlschaos gewesen wie jetzt.
Er bewegte sich synchron zu meinen Lippen und umfasste meinen Nacken mit seiner Hand. Der Kuss wurde immer wilder, bis wir uns luftschnappend voneinander lösten. "Ich liebe dich, Zayn!" "Und ich dich, Louis!"
Und das war der Anfang meiner Beziehung zu dem größten Badboy der Welt...
