(Louis)
Wie jeden Morgen ging ich zur Arbeit und nahm meine gesamte Ausrüstung mit. Dazu gehörten meine Kamera, die Statur, Notizen und Karteikarten. Heute würde ich zu einem frisch verheirateten Paar fahren und es interviewen. Ich war nicht wirklich aufgeregt - so etwas tat ich jeden Tag.
Als ich am Büro meines Chefs vorbei kam, nickte ich ihm freundlich zu und sagte höflich: "Guten Morgen, Mr. Malik!" Er sah mit seinen braunen Augen und seiner schwarzen Strubbelfrisur zu mir auf und winkte mir zu.
"Bleiben Sie noch einen Moment hier, Mr. Tomilson!" Und schon stieg mein Puls ins Unermessliche. Er wusste nichts von meiner Sexualität und davon, dass ich verdammt noch mal auf ihn stand. Auf meinen Chef!!!
Ich ging in das Büro und schloss die Tür hinter mir. Er lächelte und bedeutete mir, mich auf den Stuhl vor sich zu setzen. Verwirrt runzelte ich die Stirn und wartete, bis er fertig war.
"So, Mr. Tomilson... wie geht es Ihnen heute?" Jetzt noch verwirrter und skeptischer erwiderte ich:
"Gut, aber warum wollen Sie das wissen? Was ist los?" Er seufzte und mit einem Mal war sein Lächeln verschwunden. Er fuhr sich verzweifelt durch die Haare und sagte dann betrübt:
"Sie sind ein guter Mann, Louis. Ich will Sie eigentlich nicht gehen lassen müssen, doch ich muss. Tut mir leid. Sie sind entlassen!" WAS?! Nein, nein, nein!
Ich schluckte und ignorierte das Stechen in meiner Brust. "W - warum?" Meine Stimme zitterte heftig, ich sah ihm nicht in die Augen, zu groß war die Enttäuschung und der Schock über die Entlassung.
"Louis, ich weiß, dass du seit Längerem auf mich stehst." Was? Neinneinneinneinneinnein! Er konnte, durfte es nicht wissen!
"Woher wissen Sie das?" Jetzt konnte ich die Tränen nicht zurückhalten und eine lief mir die Wange hinunter. Entsetzt starrte er mich an und wollte aufstehen, um mich in den Arm zu nehmen, doch ich schüttelte den Kopf. Was dachte er jetzt von mir? Was wird jetzt passieren? Er hielt mich bestimmt schon immer für einen Perversling, einen Schwuchtel.
"Ich weiß es eben, und das geht nicht! Das siehst du bestimmt ein, oder?" Er suchte meinen Blick, den ich dann auch erwiederte. Der Schmerz in meiner Brust war groß, doch nicht so groß wie die Angst vor seiner Reaktion.
"Wie denken Sie jetzt über mich?", diese Frage spukte in meinem Kopf herum und wollte nicht verschwinden.
"Ich sehe dich nicht in einem anderen Licht, für mich bist du immer noch der Louis, der du schon am Anfang warst! Als Entschädigung lade ich dich zu einem Essen ein, ist das okay?" Ich nickte schwach. Es sollte mich freuen, doch ich fühlte mich einfach nur leer.
"Gut, dann sehen wir uns am Montag um sechs in Nandos! Auf Wiedersehen!", und somit ging er an mir vorbei und ließ mich alleine in seinem Büro zurück, arbeitslos.