(Louis)
"Du wirst morgen heiraten! Ohne Widerrede! Und jetzt geh hoch und pack deine Sachen, morgen bist du hier weg!" Geschockt sah ich meinen Dad an und meine Kinnlade klappte herunter. Ist das sein Ernst?! Nein nein nein! "Sag mal, TICKST du noch ganz richtig?! Ich werde NICHT heiraten, was denkst du dir eigentlich?!" Erst nachdem ich das ausgesprochen hatte, fiel mir auf, dass das wohl nicht gerade klug war. Wie zu erwarten, kam Dad auf mich zu, seine Hand holte aus und bevor ich auch nur die Gelegenheit zur Flucht hatte, klatschte sie auf meine Wange. Mir schossen Tränen in die Augen und ich hatte Mühe, sie zurückzuhalten. "Du WIRST morgen heiraten, verstanden?!" Ich nickte nur und als er sich umdrehte, brach ich auf dem kalten Boden zusammen. Ich konnte es nicht fassen. Morgen heirate ich! Gegen meinen Willen und gegen den meines Herzens. Ich hatte mir alles ganz anders vorgestellt, mit Liebe und Vertrauen, keine Zwangsheirat. Ein paar Schluchzer bahnten sich aus meinem Mund, es wurden immer mehr. Zehn, hundert, tausend Tränen flossen meine Wangen hinunter und ich machte mir erst gar nicht die Mühe, sie wegzuwischen. Es würden sowieso neue nachkommen. Eine ganze Weile saß ich so da, bis ich Schritte hörte, die sich mir näherten. "Lou? Was -" Ich hob den Kopf, mein Blick war leer. "Hast du es gewusst?" Sie sagte nichts und sah betreten auf den Boden. Enttäuscht schüttelte ich den Kopf und stand auf. Mit tränenerstickter Stimme sagte ich noch: "Ich bin enttäuscht von dir, Mom! Zumindest von dir hätte ich erwartet, dass du mich unterstützt!" Ohne ein weiteres Wort nahm ich eine Tasche, stopfte ein paar Klamotten hinein und rannte fluchtartig aus dem Haus. Ich sah kein einziges Mal zurück, sie würden mich eh nicht vermissen. In mir fühlte ich nur Enttäuschung und Schmerz. Was denn sonst? Etwa Freude und Glück? Niemals! Wütend stapfte ich durch die verschneiten Straßen Londons und sah mich nach einer Bank um, welche ich auch gleich fand. Sie stand etwas abseits von Gehwegen, Straßen und Geschäften, ziemlich abgelegen von Gemeinschaft. Erschöpft ließ ich mich darauf sinken und mir wurde klar, dass ich jetzt nichts hatte. Keine Unterkunft, kein Geld, keine Freunde - keine Famile. Und schon wieder bahnten sich Tränen einen Weg aus meinen Augenwinkeln heraus, die ich wütend wegwischte. Wie können sie nur?! Solche Eltern sind das Schlimmste, was passieren kann! "Hey! Warum weinst du?" Überrascht sah ich auf, ich hatte nicht erwartet, hier Leute anzutreffen. Ich sah wahrscheinlich total schlimm aus. "Ist schon okay." Der Typ sah mich noch einmal an, bevor er seine Hand vor meine Nase hielt und murmelte: "Ich bin Zayn." Ich setzte ein falsches Lächeln auf und schüttelte seine Hand. Als ich sie berührte, durchfuhr mich eine Gänsehaut und meine Hand fing an zu kribbeln. "Louis." Zayn lächelte und setzte sich unter die Straßenlaterne, sodass ich ihn genauer mustern konnte. Mir stockte der Atem. Er war wunderschön. Seine schwarzen Haare, seine schwarzen Wimpern, die die wunderschönen braunen Augen perfekt umrahmten, seine Lippen, die leicht schimmerten im Schein der Laterne. "Also?" Wie also? Ich riss mich von seinem Anblick los und stotterte: "W - wie also?" "Naja, also warum weinst du? Dir steht ein Lächeln bestimmt besser!" Meine Wangen färbten sich rot und um ihn zufrieden zu stellen, setzte ich wieder ein falsches Lächeln auf, doch ich hatte nicht mit Zayn gerechnet. "Mann Louis, jeder sieht, dass das nicht echt ist! Lache endlich richtig! Steht dir viel besser als der deprimierte Ausdruck!" Und dieses Mal konnte ich nicht anders, als herzhaft zu grinsen. Er war einfach zu süß. "Ja, so ist es gut! Siehst du, schon viel besser!" Dass das der Mann meines Lebens werden sollte, hätte ich niemals gedacht, und wenn ich das gewusst hätte, wäre ich auch niemals aufgestanden und hätte gesagt: "War schön, dich kennenzulernen! Vielleicht sieht man sich ja nochmal!" Doch ich sah ihn nie wieder, doch dachte die ganze Zeit über ihn nach. Im Nachhinein wurde mir klar, dass ich mich in ihn verliebt hatte - doch jetzt war es zu spät, um es ihm zu sagen, denn er war weg.
... wurde echte Liebe, die jedoch nie gelebt werden würde.
