Komplexe

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Das wäre Tim auch lieber. Stegi sollte schlafen. Nur war er sich nicht sicher, wie Stegi reagieren würde, wenn er morgen alleine hier aufwachen würde. Er sollte sich nicht schlechter fühlen, als im Moment eh schon. Nur würde man ihm genau dieses Gefühl vermitteln. Außerdem schien Stegi es zu mögen, wenn er mit Tim kuscheln konnte.
„ Ich werd ihn versuchen mitzunehmen. Haben sie was herausgefunden?", fragte Tim fast schon zaghaft nach. Er war sich nicht sicher, ob er das wirklich hören wollte. Doch er wollte Stegi helfen.
„ Ja, aber du verstehst sicher, das sich dir das nicht sagen werde. Wenn muss er es dir sagen, aber dräng ihn nicht. Der einzige Rat den ich dir geben kann ist sei für ihn da. Gib ihm das Gefühl hier hin zu gehören.
Das er nicht alleine ist. Umarm ihn mal öfter in sag ihm, dass er nützlich ist. Damit würdest du ihm unheimlich helfen."
Tim verstand gar nichts mehr. Hatte Stegi so starke Minderwertigkeitskomplexe? Das konnte er sich fast nicht vorstellen. Sollte es aber wirklich so schlimm sein, wollte Tim nur helfen.
Mit einem Mal kam Stegi ihm viel zerbrechlicher vor. Er griff unter Stegis zierlichen Körper und hob ihn mitsamt seines Mantels, den er als Decke verwendete hoch. Stegi gluckste leicht, kuschelte sich dann an seine Brust. Behutsam deckte er Stegi mit seinem Mantel weiter zu.
„ Schlaft schön Jungs. Und Tim... lass ihn bitte nicht alleine." Lächelnd schaute er auf das kleine Bündel in seinen Armen. Er würde Stegi nie alleine lassen. Langsam und sich wenig bewegend, damit Stegi nicht zu sehr schaukelte, trat Tim nach draußen. Tobi hielt sich dicht an ihn, schwieg aber.
Draußen war es kalt. Einzelne Flocken landeten auf Stegis Gesicht. Eine genau auf seiner Nase. Stegi kräuselte leicht die Nase, was unglaublich niedlich war. Leicht drückte er den kleineren fester an sich, um ihn zu wärmen. Er brachte Stegi zu sich nach Hause und legte ihn auf seinem Bett ab.
Sofort deckte er den kleineren bis zur Nasenspitze zu. Stegi zog die Beine an und drehte sich auf die Seite. Im rausgehen lehnte er die Tür nur an. Tobi versuchte gerade kläglich ein Feuer zu entzünden. Nur hatte er kein Feuer, um es zu entfachen. Kurz ließ Tim die Flammen auf seiner Hand tanzen, ehe er sie auf den Holzscheit überspringen ließ.
„ Bringst du leise dein Bett rüber? Ich komm gleich nach. Etwas mehr Schlaf schadet uns nicht." Tobi nickte, brachte die Bettrolle rüber. Tim griff nach einem Becher, füllte ihn mit Wasser und erhitzte ihn dann stark. Er gab ein paar getrocknete Beeren dazu und ging dann ins Schlafzimmer.
Scheinbar hatte Tobi eine kleine Kerze entzündet, die nun auf der Fensterbank flackerte und etwas Licht spendete. Tobi war dabei sich auszuziehen. Auf ihn achten tat er nicht, als er sich selbst auszog und zu Stegi unter die Decke kroch.
„ Schlaf gut.", murmelte Tim und drehte sich auf die Seite. Das Licht erlosch, noch bevor Tim die Augen schloss und einen Arm um Stegi legte. Der kleinere schmiegte sich an seine Brust und schlief friedlich weiter. Sanft strich er durch die braunen Haare. Hinter Stegis Fassade steckte noch so viel mehr, was er gerne herausfinden würde.
Erstmal genügte es aber. Tim würde ihm helfen mit dem fertig zu werden, was im Moment war, bevor er sich langsam tiefer in das Wirrwarr von Stegis Geheimnissen begab.

Als Tim aufwachte, war es noch dunkel draußen. Er lag auf dem Rücken und Stegi auf seiner Brust. Beide schienen noch zu schlafen. Sanft küsste er ihn auf den Schopf und deckte sie weiter zu. Stegi war total kalt, was bei der Raumtemperatur aber nicht verwunderlich war. Etwas heizte Tim seinen Körper auf, damit Stegi es wärmer hatte.
Doch er begann sich bereits in Tims Armen zu bewegen. Seine Augenlider flatterten in dem schwachen Mondlicht und dann öffnete er sie ganz. Stegi schien sich erst orientieren zu müssen, dann aber lächelte er leicht und kuschelte sich näher an Tim.
„ Warum hast du mich gestern noch zurück geholt?", wisperte Stegi betrübt und wollte sich aus Tims Armen lösen, doch dieser hielt ihn fest an sich gedrückt. Tim musste wieder an Nelaphines Worte denken. Jetzt merkte er diese Komplexe wirklich mal. Woher kam das bitte?
Sonst hatte Stegi ihm nie dieses Gefühl vermittelt, dass er sich wertlos fühlte. Oder irgendwas der gleichen. Hatte er es nur nie bemerkt, oder hatte Stegi es versteckt? Egal was es war, er würde drauf achten, dass Stegi dieses Gefühl nicht mehr bekam.
„ Weil ich dich nicht alleine lassen wollte. Du bist mir wichtig kleiner. Ich bin immer für dich da, wenn du reden willst. Du musst aber nicht. Wenn du Angst hast nicht verstanden zu werden, ist das ok.
Ich werde dich immer so mögen, wie du bist, vergiss das nicht.", hauchte Tim nah am Ohr des kleineren und strich ihm über die Seite. Man merkte richtig, dass Stegi die Berührung zu genießen schien.
„ Danke Tim. Das hab ich wirklich mal gebraucht. Machst du's bitte ein bisschen wärmer?", bat Stegi. Natürlich könnte er sich auch selbst heizen, aber er fühlte sich schwach.
Tim deckte ihn mehr zu, nahm ihn fester in den Arm und heizte sich noch mehr auf. Auch wenn ihm bereits der Schweiß auf die Stirn stand, wollte er nur das beste für Stegi.
Dessen kalter Körper wurde langsam wärmer. Auch wenn Tim sich fühlte, als stünde er vor einem Hochofen, hielt er diese Wärme noch eine Weile aufrecht. Solang bis er merkte, dass der kleinere wieder eingeschlafen war. Tim kühlte langsam wieder ab.
Eine Zeit lang war es ruhig im Raum und Tim nahm nur das atmen der beiden Jungs wahr. Doch dann bewegte sich wieder jemand. Diesmal aber die Eiselfe. Er konnte ein paar Knochen knacken hören, ehe der andere sich aufsetzte.
Als er ein Zähne klappern hörte, beschloss er kurz aufzustehen und ein Feuer anzuzünden oder Tobi was zum anziehen zu holen.
Eigentlich dachte er, Eiselfen würden solche Temperaturen locker aushalten. Scheinbar aber nicht, wenn er Tobi ansah. Vergleichsweise war es aber auch kalt hier drin.

Von Geheimnissen, Komplexen und verbotener Liebe Stexpert/ Venation FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt