Stegis Geheimnis

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„ Deswegen wusstest du auch, dass Nelaphine dich nicht verurteilen würde wegen Tobi. Weil du eine Eiselfe warst, die sie bereits akzeptiert hatte. Warst du deswegen damals umgekippt? Gott er hat dir gesagt, dass deine gesamte Familie gestorben ist, einfach mal so nebenbei. Und niemand war für dich da. Niemand hat gemerkt, warum es dir schlecht ging. Es tut mir so leid für dich.", flüsterte Tim seine Gedanken wie sie ihm in den Sinn kamen und zog den blonden fester in seine Arme. Erleichtert ließ Stegi sich gegen ihn sinken und von ihm halten. Er war ihm nicht böse, dass Stegi ihn Jahre lang Tag ein Tag aus belogen hatte. Rückblickend auf Tobi und die Reaktion ihrer Stammesmitglieder konnte er verstehen, warum Stegi sie all die Jahre belogen hatte. Selbstschutz. Und Schutz seiner Psyche. „ Schon gut. Es kommt noch besser. Ich darf ihn die ganze Zeit anlügen." Tobi anzulügen fiel ihm besonders schwer. Schließlich hatte er ihn immer noch am schlimmsten belogen und damit auch am meisten verletzt. Nur wusste der noch nichts davon. „ Ihr kanntet euch doch kaum, oder? Er hätte dich doch sonst wiedererkannt. Nicht unbedingt am Aussehen, aber an deiner Art und an Nala." Allein schon Stegi als Name war selten. Gut stimmt er hatte damals nicht so geheißen. Nala hätte er aber wirklich erkennen müssen. Das ihm das auch nie aufgefallen war, dass Stegi eine Schneeeule hatte. Sein Lilke Maie hatte sich als Teil seiner Vergangenheit in seinem Leben etabliert, damit er noch was von seinem richtigen Leben hatte. So viel durfte Stegi sich nicht verändert haben. Nur mit anderer Haar und Augenfarbe und ein wenig größer. Seit er Stegi kannte, was gut neun Jahre waren, hatte er sich äußerlich nicht verändert. „ Er war damals mein bester Freund. Für ihn bin ich seit elf Jahren tot. Und ich durfte ihm nicht mal damals was sagen." Autsch. Das musste hart gewesen sein. Nicht je für Stegi, sondern auch für seinen Freund. „ Scheiße.", murmelte Tim mitfühlend und drückte Stegi beruhigend weiter an sich und zog ihn endgültig zu sich auf den Schoß. Eine Weile wurde es ruhig zwischen ihnen. Stegi nutzte die Zeit, um sich wieder zu entspannen und zu akzeptieren, dass Tim nun alles wusste. Für ihn war er transparent und das fühlte sich unendlich gut an. Tim hingegen nutzte die Zeit, um alles zu verarbeiten, was er gerade erfahren hatte. „ Bist du sauer auf mich?", fragte Stegi irgendwann in die Stille hinein. Er war immer noch unsicher, obwohl Tim ihn im Arm hielt. „ Nein, wieso sollte ich? Irgendwo bin ich schon sauer, aber nicht auf dich. Du musstest das geheim halten. Damit hast du dich ja nur selbst geschützt und das versteh ich vollkommen. Ein bisschen gekränkt bin ich schon noch, aber zwischen uns ist alles ok versprochen. Und da wird sich auch nichts mehr ändern. Nach ein paar Tagen legt sich das wieder kleiner. Mach dir keinen Kopf.", beruhigte Tim ihn. Seine Fragen waren erstmal alle geklärt. Und er war glücklich. Seit er hier war, war er nie so unbeschwert gewesen. Tim ließ ihm auch noch etwas Zeit zum runter kommen. Denn er hatte noch ein paar Fragen und er überlegte gerade, wie er diese formulieren sollte. Direkt die erste betraf nämlich Tobi. „ Bist du sicher, dass er es ist?", wollte er von Stegi wissen. Der Name war ja schon etwas häufiger. „ Hundert Prozent. Hast du die Kette um seinen Hals gesehen? Die ist einmalig und von seiner Mutter. Er hatte noch eine mit Mondstein, von der ich nicht weiß, ob er sie noch hat. Mir gehört der zweite Teil. Es war ein Mondstein, der entzwei gebrochen war. Wir hatten ihn fast zeitgleich in einem Fluss gefunden. Seit er hier ist trag ich sie selten. Ich hab Angst, dass er sie erkennen könnte. Nach meinem tot wollte er sie haben, aber man hat ihm gesagt, man konnte die Kette nicht finden. Ich konnte mich nicht davon trennen." Stegi zog den zweiten Teil der Kette hervor. Die identische Hälfte zu Tobis Kette, die neben ihm im Schnee gelegen war. Tim wusste doch, dass er das Teil kannte. Von Stegi. „ Tobi hat sie noch. Ich hab sie gesehen und sie bedeutet ihm immer noch sehr viel." Er musste es einfach sein. Irgendwo war es gut zu wissen, dass Tobi ihn nie vergessen hatte. Das diese Kette immer noch Teil von ihm war. Sanft drückte Tim ihn wieder näher an sich und strich ihm über den Rücken. Stegi schloss die Augen und versuchte zu entspannen. Doch die kam genauso wenig, wie das Gefühl der Befreiung. Sollte er jetzt nicht eigentlich Befreiung verspüren? Immerhin war er alle seine Sorgen los geworden. Tim kannte nun alles von ihm. Trotzdem blieb ein beklemmendes Gefühl in seiner Brust zurück. „ Was ist los kleiner? Ich seh in deinen Augen, dass was nicht stimmt.", fragte Tim vorsichtig nach. „ Sollte es mir jetzt nicht besser gehen? Sollte ich mich jetzt nicht frei fühlen? Dabei geht es mir genauso beschissen wie davor auch." „ Du hast es mir gesagt. Da war vielleicht eine kurze Erleichterung. Auf dir lastet aber immer noch eine große Last. Immerhin wissen Tobi, Veni und Basti immer noch nicht Bescheid. Deswegen verspürst du noch keine Befreiung. Das wird wieder werden. Aber sag mal. Wie soll ich dich jetzt eigentlich nennen. Stegi oder Lukas.", beruhigte Tim ihn. Lukas wäre ihm lieber, weil das einfach hundert Prozent er war. Mittlerweile hatte er sich aber so sehr an Stegi gewöhnt, dass Lukas ihm falsch vorkam. Zumal dann die Chance hoch war, dass Tim sich vor ihren Freunden verplapperte. Ob er sich überhaupt je wieder an den Namen gewöhnen konnte, war fraglich. Mit Stegi war er eigentlich zufrieden. Für Tim sollte alles einfach so bleiben. „ Für dich immer noch Stegi. Mit diesem Teil der Vergangenheit hast du nichts zu tun. Außerdem bin ich Lukas gar nicht mehr gewöhnt. Kannst du mich vielleicht ein bisschen alleine lassen? Ich denke wir brauchen beide Zeit, um das zu verarbeiten." Zwar wollte er Tim jetzt nicht rausschmeißen, aber er brauchte wirklich einfach mal Zeit für sich. Einfach war das nämlich nicht für ihn. „ Natürlich. Meld dich, falls was sein sollte. Ich vertrau dir, dass du nichts mehr tust."

Flashback Ende

Von Geheimnissen, Komplexen und verbotener Liebe Stexpert/ Venation FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt