Hilfe

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Ihm wurde unwohl unter Tims Blick, weshalb er den seinen senkte. Tims Augen bohrte sich buchstäblich durch seinen Körper bis zu seiner Seele durch. Tim trat einen Schritt auf ihn zu und legte eine Hand unter sein Kinn. Sanft drückte er dieses hoch, sodass Stegi gezwungen war ihm in die Augen zu schauen.
„ Dir geht es schlecht Stegi. Das kannst du nicht mehr leugnen. Du kämpfst mir dir selbst. Und auch wenn du mich nicht an dich ran lässt, will ich dir helfen. Wenn das so weiter geht werde ich dich sonst von der Jagd ausschließen, bis du wieder normal Gewicht hast. Ist das angekommen? Niemand ist bei dir, wenn du umkippen solltest und da draußen erfrierst du sehr schnell. Dieses Risiko werde ich nicht eingehen und die anderen auch nicht. Also lass mich dir bitte helfen Stegi."
In den braunen Augen Stegis bildeten sich Tränen. Stegi hatte Tim nicht gut behandelt und trotzdem wollte er ihm helfen. Warum tat er das? Tim legte beide Hände an Stegis Wangen und wischte ihm die Tränen weg. Einen Moment sahen sie einander bloß in die Augen, ehe Stegi seine schloss und sich gegen Tim sinken ließ. Tim nahm ihn sofort in seine Arme, stützte den kleineren, damit er aufrecht stehen blieb. Für Tim war diese Geste das Zeichen, dass er sich von ihm helfen lassen würde.
„ Du bist mir wichtig Stegi. Wichtiger als alles andere hier. Ich könnte niemals nur zusehen, wie schlecht es dir geht. Vergiss das bitte nie.", hauchte Tim in seinen Schopf. Bei Stegi flossen nun Tränen um Tränen die Wangen hinab und er krallte sich halt suchend an Tim fest. Behutsam dirigierte Tim Stegi in Richtung Tisch und ließ sich dann auf einem Stuhl nieder, nur um Stegi auf seinen Schoß zu ziehen.
Beruhigend strich er mit einer Hand Stegis Rücken auf und ab, während er den kleineren fest an sich drückte. Er wollte ihm ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Stegi sollte nach Möglichkeit endlich mal anfangen sich ihm anzuvertrauen. Andernfalls zerbrach er noch daran und das wolle Tim nun wirklich nicht. Stegi musste lernen, dass er kein Einzelkämpfer war.
„ Ich denke es ist besser, wenn wir erstmal dein Leben in den Griff bekommen. Kein jagen in nächster Zeit. Weder für dich, noch für mich. Ich werde dir helfen das wieder in den Griff zu bekommen." Stegi nickte schwach, drückte sich dann leicht von Tim weg, um ihm in die Augen sehen zu können. Trotz Stegis Trauer waren seine Augen ausdruckslos, aber er hatte sich über die Jahre daran gewöhnt, dass Stegi Emotionen nicht zuließ. Oder zumindest nie ganz.
„ Bleibst du bitte immer bei mir? Egal was passiert?", fragte Stegi leise schniefend. Sofort und ohne zu zögern nickte Tim.
„ Immer. Versprochen. Nichts könnte unsere Freundschaft zerstört. Wir mögen sich so wie du bist kleiner. Und wir werden alle zu dir halten, egal was da in deiner Vergangenheit schlummert. Red dir bitte nicht ein, dass du zu schlecht bist, oder nichts wert seist. Du bist eine wundervolle Elfe."
Wie konnte Stegi nur denken, dass sie ihn verlassen würden. Stegi hatte echt starke Komplexe. Das würden sie nach Stegis beinahe schon Magersucht in Angriff nehmen. Tim wischte Stegi die Tränen von den Wange und küsste ihn auf die Stirn.
„ So jetzt machen wir Frühstück und dann wecken wir mal Tobi."
„ Bin schon wach. Ich mach gerne was zu essen. Bleib du lieber mal bei Stegi. Er hat heute Nacht schon schlecht geschlafen. Ich hab ihn immer wieder Sachen murmeln hören und er war total unruhig." Tim hatte sowas schon geahnt. Gerade waren seine Probleme noch präsent und suchten ihn in seinen Träumen heim. Bei dem was Stegi innerlich durchmachte wunderte es ihn nicht.
Er nickte Tobi dankend zu. Sonderlich weit kam er nicht, den erneut wurde die Tür relativ leise geöffnet. Tim konnte sich schon denken, dass Rafi und Basti nach ihnen sehen kommen und wollten. Immerhin waren sie ungefähr in einer halben Stunde sowieso zur Jagd verabredet. Tobi musste sie jetzt beide vertreten, denn Stegi würde er nicht mitgehen lassen und alleine lassen würde er ihn auch nicht in dem Zustand.
„ Was ist den jetzt schon wieder passiert? Jungs so kann das nicht weitergehen. Stegi langsam musst du uns sagen was los ist. Wir wollen dir alle helfen. Ich weiß du hast bedenken, aber keiner lässt dich fallen oder erzählt das weiter, was mit dir los ist. Du hast doch auch mit Nelaphine geredet, warum mit uns nicht? Stegi bitte."
Es war Basti, der hier sehr einfühlsam und auch behutsam auf Stegi einredete. Stark darauf bedacht Stegis komplexe nicht noch zu verschlimmern. Doch wie so oft wurde Stegi kalt und blockte ab. Zum Selbstschutz wahrscheinlich.
„ Basti lass es verdammt. Ich will eure Hilfe nicht. Außerdem könnt ihr mir sowieso nicht helfen. Also lasst mich jetzt bitte in Ruhe. Verschwindet jetzt jagen oder so."
„ Hey kein Grund Basti anzufahren Stegi. Er will dir helfen. Wir alle merken, dass es dir schlecht geht. Du brauchst Hilfe. Mittlerweile kannst du das nicht mehr leugnen. Wenn du dir nicht von uns allen helfen lassen willst, dann lass Gott verdammt Tim dir wenigstens helfen.", wies Rafi ihn zurecht. Stegi musste endlich mal die Augen aufmachen. Was mussten sie tun, damit Stegi sich von einem von ihnen helfen ließ. So schlimm konnte das was in seiner Vergangenheit passiert war gar nicht sein. Und selbst wenn sie vom schlimmsten ausgehen mussten blieb Stegi ihr Freund.
„ Tim kann mir nicht helfen. Weder kann er meine Fehler ausbügeln, noch Tote zum Leben erwecken. Und bei unseren Geistern nein ich habe niemanden umgebracht.", rief Stegi wütend. Er wand sich aus Tims Armen und wollte schon die Flucht ergreifen, doch er wurde am Handgelenk von Tobi gepackt.
„ Nein du haust jetzt nicht ab Stegi. Ich will dir keinen Druck machen, aber du musst mit uns reden. Der Rest geht raus, wenn du dann endlich mal redest. Stegi bitte tu dir nicht selbst noch mehr schaden als eh schon. Lass dir endlich helfen.", sprach Tobi ruhig und eindringlich auf ihn ein. Er merkte wie Stegi unter seinem Blick zu brechen drohte. Wenn es so weiter ging, würde Stegi anfangen zu reden.

Von Geheimnissen, Komplexen und verbotener Liebe Stexpert/ Venation FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt