Stegis Geschichte

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„ Also wie du treffend bemerkt hast, bin ich eine Eiselfe. Ich wurde dort auch geboren und nicht hier. Meine Eltern hießen Lucy und Max. Sie waren beides Eiselfen und sie haben mich geliebt. Bei uns ist es üblich, dass man mit zehn Jahren seine Fähigkeiten erhält und sie weiter ausbauen darf. Man muss eine kleine Prüfung bestehen, bevor man seine Magie verwenden darf. Meine Mutter hatte mir gezeigt, wie es ging und mich gebeten es mal ganz vorsichtig zu probieren. Als Test. Ich hatte mich auf dieses Gefühl konzentrieren und plötzlich waren da Flammen. Meine Mutter war erschrocken zurückgezuckt, woraufhin ich aufgehört hatte. Nach dem Schock hatte sie mich gebeten das nochmal zu tun. Ich hatte es wieder probiert. Wieder waren da Flammen und sie waren heiß. Meine Mutter hatte gesagt ich soll aufhören. Sie hatte mir Handschuhe angezogen und mich zu Lydia gebracht, unserer Anführerin. Lucy hatte sie gebeten mich um jeden Preis zu verstecken und zu beschützen. Sie hatte sich mit Nelaphine in Verbindung gesetzt, nachdem auch sie die Flammen gesehen hatte. Und plötzlich war sie da. Meine Eltern hatten mich ganz fest in den Arm genommen und an sich gedrückt. Sie sagten, ich muss ganz stark sein. Mir wurden Küsse zu tausenden überall hin gehaucht. Ihnen standen Tränen in den Augen, als sie sich lösten. Damals hatte ich nicht verstanden, was los war, ich hatte sie einfach nur umarmt. Schließlich wusste ich nicht, dass ich sie mir wieder sehen würde und das hatte man mir auch bewusst nicht gesagt. Tränenüberströmt hatten sie mich gebeten mit Nelaphine mitzugehen und ihr zu vertrauen. Sie würde mich beschützen und auf mich aufpassen. Es hatte wehgetan, als sie mich losgelassen hatten und Nelaphine mich hochgehoben hatte. Ich hatte nichts verstanden. Ich war einfach mitgegangen. Danach hatte ich sie nie mehr gesehen. Nelaphine hatte mich bei Pflegeeltern untergebracht. Das sind diejenigen, die ich dir offiziell als meine Eltern vorgestellt hab. Sie war unglaublich nett zu mir. Hatte mir erklärt, dass sie mich beschützen wolle und ich deswegen hier bleiben musste. Aber auch, dass ich mich versteckt halten solle. Nelaphine hatte mir damals mit einem Zauber die Haare gefärbt und mir farbige Kontaktlinsen gegeben. Mein Tattoo hatte sie erstmal überdeckt. Später hatte ich es mir mit anderen Sachen überstechen lassen, aber das Motiv sollte da bleiben. Es ist eine der wenigen Sachen, die ich von meinem alten Leben behalten konnte, ohne sie zu verstecken. Das einzige was ich noch von damals hab, ist eine Kette. Sie hatte meinem besten Freund gehört. Er hat die andere Hälfte, oder hat sie gehabt. Keine Ahnung, ob er sie noch hat. Was mir halt noch geblieben ist, sind meine Klamotten, die ich damals getragen hatte. Aus denen bin ich aber mittlerweile rausgewachsen. Verbrennen war aber keine Option. Es klingt für dich vielleicht mega scheiße, aber ich häng an den Klamotten. Ich hatte mich dann im Wald rumgetrieben, sodass mich erste Leute sahen. Das Haus lag halt weit abseits und da war es nicht verwunderlich, dass man mich selten sah. Zu Beginn war ich ja auch extrem schüchtern. Ich hab mich eher vor den Menschen versteckt, als das ich auf sie zugekommen war. Erst kam es ihnen suspekt vor, dadurch dass ich aber so gut mit Pfeil und Bogen umgehen konnte, hatten sie das vergessen. Ich wurde hier aufgenommen und bekam den Namen Stegi. Mein richtiger Name ist eigentlich Lukas. Und dann traf ich auf euch. Ihr habt mich akzeptiert und nie nachgefragt. So geriet für mich diese Seite immer mehr in Vergessenheit. Nelaphine hat mit mir nur einmal noch darüber geredet, wo ich ein bisschen älter war. Dadurch das ich aber ständig getarnt war, hab ich mich auch nicht mehr daran erinnern. Einzig die Kontaktlinsen, aber die brauch ich so oder so und das sie gefärbt sind, nehm ich kaum noch wahr. Als Tobi dann aber im Wald vor mir stand, es kam alles wieder hoch. Ich war einfach überfordert. Deswegen bin ich erstmal zusammen gebrochen, als Tobi erzählt hatte, was im Dorf passiert war. Das kam nicht von der Trance. Du musst dir halt einfach mal vorstellen, was er erzählt hat. Jahrelang nichts von meiner Familie und dann das Dorf wurde angegriffen. Ich wurde dort für tot erklärt und mein Leichnam verbrannt. Angeblich. Ich sollte in nem Fluss ertrunken sein. Nur hat niemand je meine Leiche gesehen. Das hatte ich von Nelaphine erfahren. Niemand sonst wusste davon. Sie hatte mich gebeten nichts davon jemals jemandem zu erzählen. Es wäre zu meinem Schutz. Je mehr Leute es wissen, desto eher verplappert sich wer. Die Chance, dass jemand es nicht akzeptiert und mich verpetzt war halt auch größer. Ich hatte es hingenommen und geschwiegen, jedem gegenüber. Was hatte ich auch mit zehn Jahren davon verstanden. Ich hatte ihr einfach vertraut. So jung wie ich war, stellst du das einfach nicht in frage, du tust was Menschen von dir verlangt. Damals hatte ich halt auch unglaubliche Angst. Nur fremde Menschen um mich herum, alles ist neu, alle sind dir gegenüber skeptisch. Anfangs wollte ich einfach nur nach Hause, zurück zu meinen Eltern, wo ich mich sicher gefühlt hatte. Erklär aber mal so einem kleinen Kind, dass das nicht geht. Verstanden hab ich es nicht, aber ich hab es hingenommen. Innerlich hat es mich aber zerstört. Ich wurde immer zurück gezogener, schüchterner und zeigte weniger Emotionen. So ganz hab ich das glaub nie verkraftet. Später hab ich das halt erst so wirklich verstanden und es hat immer mehr weh getan. Was hätte ich alles dafür gegeben, sie noch einmal wieder zu sehen. Deswegen hatte ich auch mit Nala geübt, dass sie sich weiter von mir entfernen konnte. Ab und zu wenn ich zu sehr Heimweh hatte, ließ ich Nala dort hin fliegen und schauen, wie es allen ging. Gerade wenn wir auf Jagd waren und näher am Gebiet der Eiselfen waren. Sie durfte zwar nie zu nah ran, aber es hat mir gereicht, damit ich mich besser fühle. Natürlich hat es nicht geholfen, den Schmerz verschwinden zu lassen, aber es hat ihn ein bisschen erträglicher gemacht. Wie wenn du eine Wunde, die man eigentlich nähen müsste mit nem Pflaster verarztest. Es hilft nicht, aber macht es ein bisschen besser. Das muss aber alles unter uns bleiben. Ich darf es zwar denen erzählen, den ich vertraue, aber ich will nicht, dass es so viele erfahren Tim. Irgendwann erzähl ich es den anderen, wenn ich dazu bereit bin."

Von Geheimnissen, Komplexen und verbotener Liebe Stexpert/ Venation FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt