Skelett mit Haut

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Bei sich daheim erwartete ihn nicht wie erwartet Ruhe. In der Mitte des Raumes saß jemand am Boden. Tim zuckte leicht zusammen, was auch den anderen Aufsehen ließ. Es war Basti. Wundern tat es ihn nicht. Die Jungs wollten wissen, was mit Stegi los war und jeder drei besaß einen Schlüssel für seine Hütte. Andersrum natürlich genauso. Sie vertrauten einander und so war es wesentlich einfach. Außerdem musste man sich im Winter beim warten nicht den Arsch abfrieren. Basti erhob sich jetzt vom Boden und kam auf ihn zu.
Sanft übergab er Stegi in dessen Hände, da er doch nicht so leicht war um ihn so ewig durch die Gegend zu tragen. Während Basti den kleinsten also auf seinem Bett ablegte, zog Tim sich Schuhe und Mantel aus. Es war als Feuerelfe echt zu kalt draußen. Wenigstens brannte schon ein Feuer vor dem er sich nieder ließ. Basti kam zu ihm, setzte sich neben ihn und legte einen Arm um den braunäugigen.
„ Ich rat jetzt mal. Stegi ist ausgeflippt, hat dir was unterstellt, es ist alles wieder gut, aber er hat sich an den Rand der Erschöpfung gebracht und ist eingeschlafen. Du hast ein neues Puzzleteil bekommen, was Stegis Vergangenheit erklärt, aber du wirst schweigen, weil Stegi entscheiden soll, wann er es uns sagt."
Erstaunt sah Tim zu Basti, der ihn nur mild anlächelte. Wie gut er sie beide inzwischen kannte. Dabei war Stegi gar nicht mal so einfach einzuschätzen. Es war einfach die lange Zeit, die sie sich jetzt schon kannten.
„ Tatsächlich genau das. Viel schlauer bin ich nicht, aber es ist irgendwas schwerwiegendes passiert, was man nicht einfach ignorieren kann. Das Stegi keine Emotionen zeigt liegt daran, dass er die Gefühle von damals nicht an sich ran lassen will. Es ist nicht einfach für ihn.
Stegi hat mir aber unmissverständlich klar gemacht, dass er niemals sagen wird, was passiert ist. Er möchte das hinter sich lassen. Also helfen wir ihm dabei sein Leben jetzt wieder auf die Reihe zu kriegen."

Es vergingen ein ganzes paar Tage. Stegi war wieder besser drauf, konnte auch mal fröhlich sein. So viel fröhlich wie Stegi davor schon zugelassen hatte und nicht mehr. Tim begrüßte diesen Fakt sehr, doch ihm viel auf, dass Stegi viel distanziert wurde. Besonders zu Tobi, aber auch von ihm distanzierte er sich immer mehr. Oder generell von Menschen. Man sah Stegi noch öfter bei Nelaphine und ab und zu mal bei der Jagd, sonst aber kaum.
Doch dort schwieg er meist und war in sich gekehrt. Tim glaubte, dass Stegi endlich anfing sich mit seiner Vergangenheit auseinander zu setzen und diese zu verarbeiten. Das war gut so, auch wenn er ihm am liebsten dabei helfen wollte. Stegi war eines der kompliziertesten Wesen, die er kannte, bei ihm konnte man Dinge nicht so angehen, wie man es bei einer normalen Elfe tun würde.
Der kleine Gefühlsausbruch hatte sein Jagd Talent aber in kleinster Weise beeinträchtigt. Jeder seiner Pfeile saß immer noch perfekt da, wo er sie haben wollte. Als würde Stegi perfekt wie eine Maschine funktionieren. Tobi bekam zum Glück keine Probleme. Zwar war er immer mit einem der vier unterwegs, aber keiner traute sich ihn zu fragen, wo er den her kam.
Eben weil sie so mit die wichtigsten Elfen waren, würde sie keiner in Frage stellen. Der Plan den Fokus auf seine Stärken, in dem Fall Pfeil und Bogen zu legen war echt nicht dumm gewesen. So betrachtete jeder nur sein Talent, welches er beim jagen aufwies, aber niemanden kümmerte es, dass Tobi eigentlich ein Fremder war. Gut sie schliffen ihn auch nicht am helllichten Tag durch den belebten Marktplatz sondern eher morgens und abends, wo nur wenige Leute draußen waren.
Sie mussten es ja nicht provozieren. Im Moment war Tim auf dem Weg zu Stegi und auch Tobi, der bei diesem untergekommen war. Eine Sache die in den letzten Tagen passierte gefiel ihm nämlich gar nicht an Stegi und das konnte er auch nicht so lassen. Den seit Tobi da war hatte Stegi fast nichts mehr gegessen. Er war erschreckend leicht geworden und wo sich vorher ein klein wenig die Knochen unter seiner Haut abgezeichnet hatten, sah man nun deutlich jeden einzelnen Knochen.
An Stegi war kein Gramm Fett mehr. Es war wirklich beunruhigend. So konnte es nicht weiter gehen. Zumindest auf der Spur musste er ihn wieder auf Kurs bringen. Er verschaffte sich Zutritt zu der kleinen Hütte. Es war noch ziemlich früh, deshalb musste er ziemlich leise sein.
Entgegen seiner Erwartung, vernahm er schon Schritte in dem kleinen Raum. Tim schloss die Tür hinter sich, zog sich aus und trat dann in den kleinen Raum. In dem schwachen Kaminfeuer welches leise vor sich hin knisterte konnte er Stegi erkennen. Er umarmte den kleineren von hinten, welcher heftig zusammen zuckte.
„ Sch ich bin's doch nur kleiner.", murmelte Tim beruhigend und drehte Stegi in seinen Armen um. Stegi zeigte keinerlei Emotion, aber er wand sich relativ schnell aus Tims Armen. In den wenigen Sekunden spürte er, dass Stegi schon wieder abgenommen hatte.
„ Stegi können wir bitte mal reden.", fing Tim vorsichtig an. Er hatte keine Ahnung, wie das Stegi in Ruhe beibringen sollte, sodass er sich auch helfen ließ.
„ Worüber den? Meine ach so tolle Vergangenheit? Gib's auf Tim, ich werde dir nichts sagen. Ich möchte nicht mehr daran denken und ich will auch unsere Freundschaft nicht gefährden.", blockte Stegi sofort ab. Das Thema hatte er eigentlich nicht ansprechen wollen. Es machte Stegi nur schlecht gelaunt und dann bekam man gar keine Antworten mehr von ihm. Hoffentlich ließ er noch mit sich reden und war nicht komplett distanziert.
„ Darüber möchte ich nicht reden Stegi. Es geht um was anderes. Du nimmst ab in letzter Zeit. Massiv. So kann das nicht weiter gehen. Entweder du fängst selbst wieder an zu essen, oder ich werde dich dazu zwingen. Du bist ein wandelndes Skelett mit Haut."
Stegi sah geschockt zu ihm auf. Er hatte sich genau deswegen distanziert. Damit Tim nicht merkte, wie schlecht es ihm eigentlich ging. Doch scheinbar war er Tim nicht ganz egal und er merkte immer noch alles.

Von Geheimnissen, Komplexen und verbotener Liebe Stexpert/ Venation FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt