Während Basti ihr Essen aufwärmte und Teller und Besteck rum gingen, herrschte Funkstille. Keiner traute sich auch nur ein Wort zu sagen. Geschweige den auch nur jemanden zum sprechen aufzufordern. Diese Stille war leider alles andere als eine der angenehmen Sorte. Sie war bedrückend und unangenehm. Keiner konnte dadurch aber auch verdecken, wer oder besser gesagt wo das Problem lag. Stegi bemerkte das natürlich auch. „ Wenn ihr wollt, dass ich gehe sagt es bitte gleich und behaltet mich nicht nur aus Höflichkeit da, wenn ich eh schon die ganze Stimmung ruiniere." Er konnte gut verstehen, das ihn keiner hier haben wollte. Immerhin hatte er fast alle hier in diesem Raum Jahre lang belogen und er hatte auf seinen besten Freund geschossen in dem Guten wissen, dass er ihn töten konnte. Zwar war es ungerecht, aber er wollte jetzt wenigstens eine ehrliche Antwort. Dann wusste er, wo er stand und wie er weiter machen konnte, beziehungsweise nicht. Stegi traute sich schon gar nicht mehr den Blick zu heben und ihnen ins Gesicht zu sehen, nachdem auch nach zwei drei Sekunden keine Antwort kam. Vor der ganzen Aktion hätte er um Antworten gefleht. Jetzt war er einfach nur noch zu erschöpft, um das zu tun. Zumal die Antwort eh klar war. Er war hier nicht mehr erwünscht. Zwar hatten alle überlebt, ihre Freundschaft dann wohl nicht. „ Schon ok. Ihr müsst nicht so tun, als ob ihr mich hier haben wollt. Ich denke, ich geh besser." Selbst jetzt kam kein Protest. Er war allen egal und das war kein tolles Gefühl. Als er sich jedoch erheben wollte, wurde er von zwei Seiten am Arm gepackt. Das eine war Tim, was ihn aber nicht mal groß verwunderte. Von der anderen Seite wurde sein Arm jedoch von Veni umgriffen. „ Du bleibst hier. Bei deinen Freunden. Egal wie viel scheiße du auch baust. Haben wir uns verstanden? Ich denke mal, es ist sowieso noch eine Entschuldigung fällig." Das Veni ihm zumindest mal noch eine Chance gab, bedeutete ihm viel. Mit einer Entschuldigung war es allerdings nicht getan. Die Liste mit Dingen, für die er sich entschuldigen müsste, war unendlich lang und er hatte keine Ahnung, wo er da anfangen sollte. Die nächsten Worte überraschten ihn dafür umso mehr. „ Und zwar von uns. Wir haben dir unrecht getan und das tut uns leid. Keiner von uns hat dich ausreden lassen, als du es am dringendsten hättest tun müssen. Keiner von uns ist nach dir suchen gegangen, bis Tim und den Arschtritt verpasst hat. Für die Narbe sind allein wir verantwortlich. Das hätte nicht passieren sollen. Jahre lange Freundschaft sollten nicht über einer verdeckten Wahrheit stehen, die dich geschützt hat. Keiner von uns kann mehr rückgängig machen, was er getan, beziehungsweise nicht getan hat. Aber wir können daran arbeiten, dass es wieder so wie früher wird. Es wird seine Zeit dauern, aber eine verspreche ich dir in unserem Namen. Wir sind für dich da, wenn du Hilfe brauchst." Noch bevor Stegi es verhindern konnte, kamen ihm die Tränen. Er hatte wirklich mit allem gerechnet, aber nicht mit einer Entschuldigung seiner Freunde. Sie machte ihn dafür umso glücklicher. Recht glauben konnte er es dennoch nicht. Nie im Leben hätte er wirklich gedacht, dass sie noch mal so etwas wie Freunde wurden. Als er mit tränennassen Wangen aufsah, wurde er angelächelt. Tobi war der erste, der sich aus seiner Position löste und zu ihm rüber krabbelte. Fest wurde er in eine Umarmung gezogen, die sich wieder vertraut und heimlich anfühlte. „ Tut mir leid. Ich war einfach überfordert. Aber ich bin froh, dich wenigstens noch zu haben Lukas. Sofern du damit einverstanden bist." „ Ich denk, ich werd meine Zeit brauchen mich wieder daran zu gewöhnen, aber du darfst bei Lukas bleiben.", flüsterte Stegi erstickt. Er wurde einfach nur von Unmengen an Glücksgefühlen überschüttet, die ihm die Kontrolle über seine Emotionen raubten. Ein zweites Paar Arme legte sich um ihn und rasch folgen zwei weitere. Er war umzingelt von seinen Freunden, wurde mit Liebe überschüttet und war am heulen. Seltsamer ging es kaum. Doch er fühlte sich wohl. Als wäre er nach einer langen Suche endlich wieder richtig daheim angekommen. Egal wo seine Herkunft lag, das hier waren seine Freunde, seine Familie. Nie wieder würde er das gefährden. Für keinen Preis dieser Welt. „ Stegi es gibt da übrigens noch etwas, was ich dir von deiner Mutter geben soll. Sie hat mich gebeten, dir das in genau diesem Fall zu geben. Ich weiß nicht, was genau da drin ist, aber das wirst du schon heraus finden." Stegi interessierte sich gar nicht mehr für Nelaphines Worte. Er war einfach nur glücklich und inmitten seiner Freunde. Nach und nach lösten sich alle wieder von ihm. Nur Tim behielt ihn im Arm. Zu ihm wurde er auch auf den Schoß gezogen und von hinten umarmt. Basti setzte sich rechts von ihm hin und Veni links von ihm mit Tobi auf dem Schoß, sodass jeder was von ihm hatte. Er lehnte sich dichter gegen Tim und wischte sich mit dem Ärmel die restlichen Tränen weg. Nelaphine reichte ihm ein gelblich verfärbten in Papier eingepackten Stapel, der mit einer Kordel zusammen gehalten wurde. Stegi löste die Schleife der Kordel und mache diese ab. Vorsichtig löste er das alte Papier ab. Darunter fand ein ein großes Buch. Auf dessen Einband fand er die Silberkette seiner Mutter mit ihrem Anhänger und dem Ring seines Vaters. Sie hatten beides nie abgenommen. Scheinbar aber zu dem Zeitpunkt, wo er sie verlassen musste. Stegi schlug das Buch auf. Die ersten zwei Seiten beinhalteten einen handgeschriebenen Text von Lydia. Lesen würde Stegi sie gleich. Erstmal wollte er sich einen Überblick verschaffen. Die nächsten zwei Seiten waren ziemlich klein geschrieben und von seinem Vater. Die nächsten waren sicher von seiner Mutter. Ihr Text war ellenlang, feinst säuberlich und schön geschrieben, in ihrer gewohnt Miniatur kleinen Schrift. Der ganze Text zog sich über fünf Seite. Ihm kamen jetzt schon die Tränen. Er würde bestimmt los heulen, sobald er richtig lesen würde. Daneben fand sich das schwarz weiß Familienbild, welches immer über dem Kamin gehangen war. Das war alles schon so lange her.
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Von Geheimnissen, Komplexen und verbotener Liebe Stexpert/ Venation FF
Fiction généraleStegi kann sich nicht erinnern, was ihm da im Wald über den Weg gelaufen war. Nur dass er eine andere Elfe gefunden hatte und diese von dem Wesen nieder geschlafen wurde. Dementsprechend beunruhigt ist er, als er aufwacht. Doch dem anderen geht es g...