Stegi war tatsächlich trotz der Anwesenheit eines anderen innerhalb von fünf Minuten in diesem Bett eingeschlafen. Natürlich blieb das von Tobi nicht lange unentdeckt. Ihn schien alles im Moment wirklich fertig zu machen. Leise, um ihn nicht zu wecken, stand er auf.
Vorsichtig griff er Stegi unter die Beine und hob sie aufs Bett. Fürsorglich deckte er den kleineren noch zu und verließ dann das Zimmer, nicht ohne die Tür hinter sich zu schließen. Toll und was machte er jetzt? Er konnte schlecht raus und hier drin konnte man auch kaum was machen.
Das einzige, was er im Moment als Beschäftigung sah, waren die Bücher, die an der Wand in einem kleinen Regal säuberlich aufgereiht waren. Und es waren nicht mal wenige. Er entschied sich für ein altes braunes Lederbuch, welches er mit an den Tisch nahm und ablegte. Er zog den Stuhl heraus und sich setzte.
Gespannt schlug er das Buch auf. Eigentlich hatte er Text erwartet. Eine spannende Geschichte zum lesen. Doch das gab das Buch nicht her. Nur ein kleiner handgeschriebener Text auf der ersten Seite ließ erahnen, dass es sich um etwas anderes handelte.Für Stegi
Damit du dich immer
an diese Zeit erinnern kannst.
Du bist nicht alleine,
vergiss das nie.
In Liebe
Mom und Dad <3Das ganze war ein Fotoalbum. Jetzt war seine Neugier noch mehr gestiegen. Wie Stegi wohl als ganz kleines Kind ausgesehen hatte? Schnell blätterte er die erste Seite um. Gewaltig wurde er enttäuscht. Auf dem Bild durfte Stegi lange nicht mehr ein Kleinkind sein.
Vielleicht maximal neun Jahre. Zwischen den einzelnen Bilder mussten große Zeitabstände sein, den auf dem nächsten musste Stegi deutlich älter sein. Gut dreizehn. Das Bild zeigte ihn mit Tim zusammen. Zumindest vermutete er, dass es Tim war. Er glich ihm zumindest. Tobi blätterte um.
Das nächste Bild zeigte deutlich Stegi und seine drei Freunde. Sie mussten sich fast ihr ganzes Leben kennen. Stegi konnte da so um die zehn Jahre alt sein. Zugegeben sah er echt niedlich aus. Während Tim, Basti und Veni ungefähr gleich groß waren, überragten sie Stegi fast einen ganzen Kopf. Scheinbar war er schon immer so klein und zierlich gewesen.
Stegi stand vor den dreien, die alle einen Arm um ihn gelegt hatten. Auch damals schon spiegelten seine Augen die Emotionen seines restlichen Gesichts nicht authentisch wieder. Tobi persönlich glaubte nicht, dass es unecht war. Vielleicht konnten seine Augen nur die Emotionen nicht so gut widerspiegeln. Seine restliche Gestik und Mimik zeigte seine Emotionen schließlich ganz gut. Oder aber er trug Kontaktlinsen.
Tobi hatte sich diese Frage schon oft gestellt. Es wäre eine einfache logische Erklärung für alles. Schließlich hatte er nie nachgefragt, konnte es somit auch nicht wissen. Es war aber eher unwahrscheinlich, da Stegi Freunde das doch eigentlich wissen müssten. Sicher konnte er das die Tage mal fragen.
Immerhin schien Stegi der einzige zu sein, der ihn freundlich behandelte und kein Misstrauen mehr ihm gegenüber empfand. Übel nehmen konnte er es ihnen nicht. In ihrer Situation hätte er genauso großes Misstrauen. Tobi blätterte weiter. Auf den Bildern wurde Stegi immer älter.
Von seiner Familie war jedoch kein einziges Foto dabei. Nicht mal von einem Elternteil, oder Verwandten. Es war immer nur Stegi mit Gleichaltrigen Kindern.
Auch Baby Fotos fand er nicht. Generell viele Fotos beinhaltete das Album nicht. Gerade als Tobi das Buch zuklappen und zurückstellen wollte, viel ihm auf, dass die letzte Seite etwas dicker war. Der untere Rand der Seite sah beinahe so aus, als könne man ihn abziehen.
Von Neugier geleitet versuchte er vorsichtig die Seite abzutrennen. Darunter verbarg sich tatsächlich ein Umschlag. Über Tobi viel das schlechte Gewissen her. Eigentlich sollte er den Umschlag nicht aufmachen. Das war falsch und dessen war er sich bewusst. Was wenn sich aber gerade dort wichtige Hinweise verbargen, die Aufschluss über Stegis Vergangenheit lieferten.
Dann wäre es umso schlimmer den Umschlag zu öffnen, redete ihm seine innere Stimme ein. Innerlich rang er mit sich selbst. Natürlich wusste er, dass es falsch war. Ziemlich gewaltig sogar, aber vielleicht konnte er ihm damit helfen. Letztendlich und nach Minuten langem überlegen, während er den Umschlag in der Hand hin und her drehte, öffnete er den Umschlag einfach.
Zu sehen waren zwei weitere Fotos. Beide zog Tobi heraus und drehte sie um. Das erste zeigte ein kleines Kind, keine zwei Jahre alt, welches lächelnd auf einer Wiese tobte. Das musste Stegi als kleines Kind sein. Sein Lachen ging bis hoch in die Augen.
Also konnte Stegi doch lachen. Total niedlich. Er sah wirklich richtig süß aus. Hieß im Umkehrschluss, dass Stegis Vergangenheit ihn so gemacht hatte.
Auf dem zweiten Bild war ein Säugling zu sehen. Eingewickelt in eine kleine Decke, sodass nur das Köpfchen heraus schaute. Es war an die Brust einer Frau gedrückt, die lange Haare hatte und den kleinen auch in den Armen hielt. Eine dritte Hand hatte seine um die des Babys geschlossen. Man sah nur klein Stegi, mit geschlossenen Augen und ziemlich verschlafen wirkend.
Er sah unglaublich zierlich und klein aus. -War Stegi vielleicht ein Frühchen und deswegen so klein?- Es gab also doch Bilder seiner Familie. Wenn auch nur die beiden. Tobi steckte die Bilder wieder in den Umschlag und steckte ihn zwischen den Ledereinband und die letzte Seite und drückte diese wieder zu. An sich hatte er nichts über Stegi erfahren, was er nicht schon gewusst hätte.
Stegis Eltern hatten sich wohl nicht gerne fotografieren lassen und selbst sehr wenig fotografiert. Oder aber Stegi hatte alle Bilder aus irgendeinem Grund zerstört oder woanders hingetan. Wollte er sie nicht mehr sehen, weil sie gestorben waren, oder hatten sie ihm etwas angetan?
Was in seiner Vergangenheit passiert war wusste ja immer noch keiner. Mit seiner Familie konnte es da sicher auch Probleme gegeben haben. Spekulationen waren bei dem Thema fehl am Platz. Tobi stellte das Buch wieder zurück in das Regal, wo er es hergenommen hatte. Stattdessen nahm er ein richtiges Buch aus dem Regal und setzte sich an den Tisch. Damit konnte er sich zumindest die Zeit ein bisschen vertreiben.
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Von Geheimnissen, Komplexen und verbotener Liebe Stexpert/ Venation FF
Ficción GeneralStegi kann sich nicht erinnern, was ihm da im Wald über den Weg gelaufen war. Nur dass er eine andere Elfe gefunden hatte und diese von dem Wesen nieder geschlafen wurde. Dementsprechend beunruhigt ist er, als er aufwacht. Doch dem anderen geht es g...