Fragen

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Aurelia kreischte über ihnen, zeigte sich jedoch nicht. Tobi hätte es ihr erlaubt, doch sie war einfach zu schüchtern. „ Darf ich sie mal sehen? Oder ist sie sehr schüchtern?", fragte Luna einfühlsam. Es war nett von ihr, dass sie nachfragte, ob es für Aurelia selbst ok war. Tobi teilte ihr in Gedanken mit, dass sie sich zeigen durfte, wenn sie den selbst wollte. Den seine kleine hatte einen eigenen Willen. „ Ich weiß nicht, ob sie sich runter traut. Sie ist sehr schüchtern." Tatsächlich kam Aurelia jetzt ein bisschen runter, sie blieb aber auf Abstand. Luna schien es aber zu reichen. Sie strahlte fast schon, als sie die kleine Schneeeule über ihren Köpfen sah. „ Eine niedliche kleine Eule. Möchtest du noch was zu deiner selbst sagen? Wann kamst du her, wie bist du an Stegi geraten, wie gefällt es dir hier? Ich glaub das interessiert die Leute wirklich." Bis jetzt waren seine Gefühle und Gedanken ziemlich gemischt. Einerseits waren da seine Freunde, die ihn mochten und aufgenommen hatten. Dann aber waren da alle anderen, die ihn verurteilten und loswerden wollten. Und dann war da halt noch Veni. Zu ihm hatte er von Anfang an die komischste Bindung. Veni war von Anfang an nett zu ihm gewesen. In seiner nähe fühlte er sich durch und durch wohl. Gerade bei Tim und Basti war das erst viel viel später der Fall gewesen. „ Ich bin an Stegi im Wald geraten. Er hat mich halb tot und verletzt gefunden und hier her gebracht. So bin ich an seine Freunde geraten. Klar waren sie erst etwas skeptisch. Gut sehr skeptisch. Aber sie haben angefangen mir zu vertrauen. Eben auch zumindest denke ich mal, dass es so war, weil ich nichts gemacht habe und versucht habe hier zu helfen und mich zu intrigieren. Es war nicht einfach alles und jeden zurück zu lassen, aber jetzt bin ich hier. Ich will einfach nur ein Zuhause. Einen Ort an dem ich mich sicher fühlen kann. Kannst du das verstehen?" Tobi kamen ungewollt die Tränen, als er wieder an das Feuer denken musste, welches seine ganze Familie ausgelöscht hatte. Nein nicht nur seine Familie, sein Leben mit all seinen Erinnerungen. Das einzige was er hatte retten können war eine seit Jahren belang- und besitzlose Kette. Die Kette seines besten Freundes. Es war das erste und einzige, nach dem er greifen wollte und konnte. Ohne die wäre er wohl auch nicht gegangen. Unbewusst griff Tobi nach dem Mondstein, der immer noch um seinen Hals hing. Eigentlich hatte Tobi sie mal verbrennen wollen. Nicht aus Bosheit, sondern als symbolischen Akt um Lukas die letzte Ehre zu erweisen. Doch er würde sich nicht von diesem Teil trennen können. „ Ist alles ok?" Rasch nickte Tobi und wischte sich die Tränen weg. Das Thema würde er nicht mehr verkraften. Bevor sie nachhakte, redete Tobi einfach weiter, den Blick abgewandt. „ Bis jetzt finde ich es ganz schön hier. Klar viele Misstrauen mir und wollen mich wahrscheinlich los werden. Und auch das respektiere ich. Wenn die Mehrheit mir misstraut und möchte, dass ich dieses Dorf verlasse, werde ich das wohl tun müssen. Ich möchte hier niemandem zur Last fallen." Schön wäre es nicht noch mal alles hinter sich zu lassen. Gerade in Stegi und Veni hatte er zwei gute Freunde gefunden. Ein Stückchen Vertrautheit und Normalität. Was er aber wollte war hier hinten anzustellen. „ Ich denk mal, dass du hier bleiben wirst. Wenn das stimmt, was sich rumspricht, dann geht von dir keine Gefahr aus." Auch wenn Tobi sich fast nicht traute nachzufragen, er wollte wissen, was so in Umlauf war. Wahrscheinlich würde es ihm erneut das Herz brechen. „ Das dein Dorf restlos zerstört wurde und fast alle Eiselfen." „ Es stimmt.", unterbrach Tobi sie schnell. Er wollte und konnte das nicht mehr hören. „ Ich seh schon. Erzähl lieber noch was zu dir." Was gab es da? In den letzten Jahren hatte er isoliert gelegt. Er war Einzelgänger und nicht gerade jemand, der sehr vielen Hobbys nachging oder irgendwas besonderes konnte. „ Ich kann dir ehrlich nicht viel zu mir sagen. Seit mein Freund gestorben ist, bin ich Einzelgänger. Kein besonders interessantes Privatleben, keine Hobbys." Luna schüttelte den Kopf. Abrupt blieb Tobi stehen. Was sollte das den jetzt bitte. „ Das hab ich nicht gemeint. Ok Rollen wir die garen anders auf. Was ist dir wichtig im Leben, was sind deine Stärken. Magie? Sowas halt." Also langsam zerrte dieses Gespräch an ihm. Zwar war es immer noch oberflächlich und nicht auf seine Vergangenheit bezogen, trotzdem war es anstrengend. Etwas weiches schmiegte sich gegen seine Schulter, ließ ihn Aufsehen. Aurelia war zu ihnen runter gekommen und schmiegte jetzt ihren Kopf gegen ihn. Tobi nahm sie auf den Arm und streichelte sie. Das hatte er jetzt wirklich gebraucht. „ Ich weiß nicht, ob das jetzt falsch rüber kommt, aber meine Stärken liegen bei Pfeil und Bogen. Ich besitze zudem eine stark ausgeprägte Eismagie. Oder eher sehr detailliert. Bei uns gibt es nicht sowas wie hier Heilkräfte oder so. Und um auf deine erste Frage zurück zu kommen, Familie, Freunde, die Bindung zu meinen Geistern und wahrscheinlich die Kette meines besten Freundes." „ Ok ich danke dir. Ich hoffe, dass es für dich besser wird. Wir sehen uns bestimmt." Tobi hatte nicht mal bemerkt, dass sie wieder zurück waren. Aber der Wald lichtete sich langsam und die ersten Hütten kamen in Sicht. Freundlich verabschiedete er sich von Luna. Hoffentlich drehte sie ihm das Wort im Mund nicht um. Sonst stand er wie der letzte Vollidiot da. Er wartete, bis Luna außer Sichtweite war und ließ sich dann in den Schnee sinken. Aurelia nahm auf seinen Knien Platz und schmiegte sich an ihn. Er fühlte sich beschissen. Hätten sie ihn zu zehnt mit fragen gelöchert, wäre er wohl zusammen gebrochen unter den Druck. Um erstmal runter zu kommen blieb er im Schnee sitzen. Hier fühlte er sich wohl. Hier war keiner, der ihn verurteilte oder versuchte ihn zu beschützen. Hier existierte einfach nur er. Keine Probleme, keine Sorgen. Am liebsten würde er ewig hier bleiben. Früher oder später musste er aber wieder zurück.

Von Geheimnissen, Komplexen und verbotener Liebe Stexpert/ Venation FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt