Tobi konnte man gar nicht mehr als Eiselfe erkennen. Ob ihm das jetzt so gut gefiel, war nebensächlich. Erstmal war er so sicher, halbwegs zumindest. In dem Dorf kannte nicht jeder jeden, aber es viel schon auf, wenn nur drei Leute jemanden kannten, der so plötzlich aus dem nichts auftauchte und von niemandem je vorher gesehen wurde. Als die beiden zurück zu den anderen gingen, staunten sie nicht schlecht.
„ Gute Arbeit Stegi. Man erkennt nichts mehr. Ich würde fast sagen, er gehört zu uns, wenn ich es nicht besser wüsste. Wenn man sieht, wie schnell das bei dir geht, könnte man meinen, du machst das öfter.", kam es von Tim.
Bewusst ließ Stegi die Aussage unkommentiert und setzte sich wieder hin. Sein Kreislauf spielte immer noch nicht richtig mit und ihm war immer noch nach heulen zu mute. Noch mal umkippen wollte er heute nicht.
„ Immer noch Kreislauf?", fragte Tim mitleidig und stellte sich hinter den hellbraunhaarigen, um ihn zu umarmen. Schwach nickte Stegi.
Er genoss die Umarmung einfach nur. Sie ließ ihn im Moment mal alles vergessen. Für ihre Freunde war ein solches Bild fast alltäglich. Sie waren es gewöhnt, dass die beiden sich ein wenig wie ein Paar verhielten.
Trotzdem waren sie nur beste Freunde, die ab und zu ein paar Zärtlichkeiten austauschten und die Nähe zu einander genossen. Solange, bis ihm eine Sache einfiel, die er noch machen wollte. Er stand auf, lief zum Fenster und öffnete es. Laut Pfiff er und hielt dann seinen Arm ausgestreckt.
Es dauerte ein paar Sekunden, dann kam Nala herein geflattert und setzte sich auf seinen Arm. Die weiße Schneeeule putzte sich ihr Gefieder und sah ihm dann in die Augen.
„ Was kann ich für dich tun?", fragte sie sogleich. Eigentlich hatte jede Elfe irgendein Wesen, das zu ihm gehörte. Ein Teil der eigenen Seele, der starb, wenn die Elfe auch starb. Diese Wesen konnten unterschiedlichste Tiere sein und einige waren ganz nützlich. Die meisten Feuerelfen hatten Eulen. So auch Stegi. Nur war seine Eule nunmal weiß.
Diese Wesen, die ein Teil der eigenen Seele waren hießen Lilke Maie und konnten sich nie all zu weit von der Elfe entfernen, der sie gehörten. Sie mussten aber auch nicht immer in der Nähe sein. Sonst verloren sie schnell an Kraft und konnten im schlimmsten Fall sterben. Und eine Elfe ohne Lilke Maie konnte nicht lange überleben. Auch eine Elfe erlitt bei zu großer Entfernung starke Schmerzen und konnte sich mit unter kaum noch aufrecht halten.
Aber Stegi hatte mit Nala geübt, sodass sie sich weiter von ihm entfernen konnte. Wenn auch nicht all zu lange.
„ Fliegst du bitte zum Stamm der Eiselfen und machst dir ein Bild von der Situation dort. Komm so schnell es geht bitte wieder, dass ist ein weiter Flug, der dich Kraft kosten wird.", gab Stegi ihr seinen Auftrag und strich ihr über den Kopf, ehe er seinen Arm nach draußen hielt. Anmutig breitete Nala ihre Flügel aus und erhob sich mit einem kräftigen schlag in die Lüfte und flatterte davon.
Das Fenster ließ Stegi angelehnt, damit er hörte, wenn sie wieder kam. Sofort zog sich ein leichter Schmerz durch seine Brust. Tim war nur wenige Augenblicke später da, brachte ihn dazu sich auf das Bett zu setzen und sich hin zu legen.
„ Bleib liegen, Nala braucht die Kraft.", murmelte Tim und ließ sich dann neben ihm auf dem Boden nieder. Einige Minuten blieb es ruhig zwischen allen.
Tobi fühlte sich zunehmend fehl am Platz. Hier gehörte er ja auch nicht her. Nur zurück konnte er nicht mehr und das wollte er auch gar nicht. Er würde es nicht verkraften, sein ganzes Dorf in Schutt und Asche liegen zu sehen und überall Freunde und Bekannte tot zu sehen.
Plötzlich klopfte es jedoch an der Tür. „ Stegi bist du da drin? Wenn ja mach die Tür jetzt sofort auf, oder ich verschaff mir selbst Zutritt." Vor Schreck weiteten sich die Augen aller. Diejenige, die vor der Tür stand war zweifelsohne Nelaphine. Sie würde Tobi sofort erkennen. Sie kannte jeden, oder hatte ihn zumindest schon einmal gesehen.
Veni stand auf, deutete den anderen liegen zu bleiben und scheuchte Tobi dann ins Nebenzimmer und drückte ihn auf den Boden. Mit den Füßen voran schob er sich unters Bett und Veni ließ die Decke vom Bett hängen, sodass man Tobi nicht sehen konnte, bevor er die Tür öffnete.
„ Oh Rafi, dich hatte ich hier nicht erwartet. Ist Stegi da? Ich muss kurz mit ihm sprechen." Mit einem Nicken trat er zu Seite und ließ Nelaphine eintreten. Da diese kleinen Hütten nur zwei Räume besaßen, musste sie nicht sonderlich weit laufen, um Stegi zu sehen.
Dieser lag mittlerweile krampfend auf dem Fellbett und wimmerte vor Schmerz. Er hatte unterschätzt, wie weit der Weg doch war und wie lange Nala dafür brauchen würde.
„ Ist alles ok bei dir?" Stegi versuchte zu antworten, doch er wurde mit jeder Sekunde schwächer und schwächer. Nala würden bald die Kräfte verlassen, ob sie nun da war, oder nicht. Wellen an Schmerz zogen sich durch seinen Körper, schwächten ihn nur noch mehr. Er konnte kaum noch die Augen offen halten.
„ Ihm geht es mehr oder minder gut. Er ist noch von der Jagd erschöpft und Nala ist noch auf Streifzug.", erklärte Tim, fuhr Stegi sanft durch die verschwitzten Haare. Für die Berührung hatte er nur ein Ächzen übrig. Selbst so eine leichte Berührung löste Schmerzen aus.
„ Was ist passiert? Man hat euch heute Morgen nur zwei bewusstlose Körper ins Dorf schleppen sehen. Was sind das für Kleider?" Oh nein. Nelaphine trat ins Schlafzimmer auf das Bett zu und nahm die Klamotten in die Hand und begutachtete sie. Tobi unter dem Bett, der ihre Schuhspitzen sah, hielt den Atem an, traute sich nicht, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.
„ Die sind aber nicht von hier. Wo kommen die her?" Fieberhaft überlegten die drei, was sie als Ausrede verwenden konnten. Doch da kniete Nelaphine sich schon hin und sah unters Bett. Tobi hatte die Augen geschlossen. Er wusste, es war vorbei. Morgen würden sie am Galgen hängen. Hätten sie ihn doch bloß bewusstlos im Schnee erfrieren lassen.
„ Wen haben wir den hier? Komm da unten raus." Ängstlich robbte Tobi unter dem Bett hervor, richtete sich auf und klopfte sich den Staub von den Kleidern.
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Von Geheimnissen, Komplexen und verbotener Liebe Stexpert/ Venation FF
Ficción GeneralStegi kann sich nicht erinnern, was ihm da im Wald über den Weg gelaufen war. Nur dass er eine andere Elfe gefunden hatte und diese von dem Wesen nieder geschlafen wurde. Dementsprechend beunruhigt ist er, als er aufwacht. Doch dem anderen geht es g...