Verzeihen

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„ Verarschen kannst du wen anders. Was hast du raus?", hackte Veni weiter auf ihm rum und machte Druck. Tim musste doch wesentlich leichter zu knacken sein als Stegi. Dazu besaß er die Willensstärke gar nicht. „ Da ist nichts Veni. Wirklich. Glaubst du nicht, dass ich dir sagen würde, wenn ich was wüsste?" Entweder Tim war ein verdammt guter Lügner, oder er wusste wirklich nichts. Glauben tat er ersteres, abtun tat er zweiteres. Aus Tim war nichts rauszubekommen. Auch Veni ließ Tim jetzt in Ruhe. Gemeinsam frühstückten sie. Das Gespräch lenkte langsam weg von Stegi zu erfreulicheren Themen. Die Stimmung konnte sogar wieder ausgelassen werden. Zumindest bis Stegi sich aus seinem Zimmer raus bewegte. Sofort schwang die Stimmung um. Im Raum wurde es kalt, die Distanz zwischen ihnen war zum greifen. Stegi schaute Tim mit dem Arsch nicht an. Im Gegensatz dazu sah Tim ihm mitleidig hinterher. Sie litten beide unter dem Verhalten des anderen. Das konnte sich doch keiner mit ansehen. „ Stegi ich glaub du hast was mit Tim zu klären.", versuchte Tobi vorsichtig ein Gespräch zwischen den beiden in Gang zu bringen. „ Ich hab nichts zu entschuldigen. Tim muss mir die Entschuldigung liefern. Und ich geb mich nicht mit so ner Standard scheiße zufrieden. Sowas ist unterste Schublade." Ok Stegi war richtig sauer. Fest knuffte er Tim in die Seite und deutete mit strengem Blick in Richtung von Stegi. Sehen konnte er sie nicht, da er mit dem Rücken zu ihnen stand. Wenigstens erhob Tim sich und ging auf Stegi zu. Hoffentlich blockte er jetzt nicht. Von hinten legte Tim seine Arme um Stegis Taille. Somit konnte Stegi ihm schon mal nicht abhauen. „ Mir tut es leid Stegi. Ich wollte das nie. Bitte du musst mich auch verstehen. Du hast probiert dich umzubringen. Ich hab das nicht getan, um dir zu schaden. Verstehst du den nicht, dass ich Angst um dich habe?" Ehrlichkeit war gut. Damit konnte er bei Stegi noch was gutmachen. Veni lehnte sich zu ihm rüber und flüsterte ihm etwas zu:„ Lassen wir die beiden alleine? Ich denke sie brauchen ein bisschen Ruhe, um sich wieder zu vertragen." Tobi nickte und wollte bereits aufstehen, da schubste Stegi Tim mit Wucht von sich. Fast hätte es ihn rückwärts umgehauen, doch er konnte sich gerade so fangen. Sie waren beide aufgesprungen, um Tim gegebenenfalls zu fangen. „ Wann hab ich dein Vertrauen bitte verloren? Ich will dir nichts." „ Halt deine Klappe Tim. Du weißt, wo mein Problem liegt. Und die gehen nicht weg, wenn ich ständig unter Beobachtung stehe. Mich macht das krank. Du machst mich krank." Damit scheuerte Stegi Tim eine. Ein lautes Klatschen hallte durch den Raum. Erschrocken schlug Tobi sich die Hände vor den Mund und riss die Augen auf. Das war jetzt nicht passiert. Tobi packte Stegi an den Schultern und zerrte ihn von Tim weg, um ihn dann gegen die Wand zu drücken. Was war bloß in ihn gefahren. „ Sag mal tickst du noch richtig?!", schrie er Stegi an und schüttelte ihn. Am liebsten hätte er Stegi noch weitaus mehr an den Kopf geworfen, doch Veni brachte ihn relativ schnell zur Vernunft. „ Wow hey Tobi bleib ruhig. Du darfst jetzt nicht den selben Fehler machen. Lass Stegi in Ruhe. Bitte." Er ließ Stegi los, bedachte ihn noch mal mit einem feindseligen Blick, bevor er sich zu Tim umwandte. Im Moment war sein Wohlergehen wichtiger. Sollte Stegi sich um sich selbst kümmern. „ Geht's?", fragte er besorgt. Ganz anders als mit Stegi empfand er Mitleid. Tim Warnlicht nur dabei einen Freund zu verlieren, jetzt wurde er sich noch von seiner großen Liebe geschlagen. Der Handabdruck des blonden zeichnete sich deutlich leuchtend rot vom Rest seiner Haut ab. „ Ne seit Stegi so geworden ist ist nichts mehr ok. Was ist los mit dir Stegi? Wo ist dein gottverdammtes Problem?" Stegi wurde mit einem Mal unheimlich klein. Sie standen zu dritt da, er nur alleine. Vor ihren Augen sackte Stegi zusammen und fing bitterlich an zu weinen. Jetzt war es eindeutig zu viel für Stegi gewesen. „ Ich kann nicht mehr.", gab Stegi unter Schluchzen von sich. Tobi hätte ihn da liegen lassen. Sollte er selbst sehen, wie er klar kam. Seine Empathie für Stegi war deutlich gesunken. Einer schien ihm aber noch ne Chance zu geben. Tim löste sich aus Venis griff und ging auf das kleine Häufchen elend zu. Vor ihm ging Tim in die Knie, legte eine Hand unter sein Kinn und drückte es hoch, sodass Stegi ihn ansehen musste. Über seine Wangen kullerten Tränen, seine Augen waren glasig und seine Unterlippe zitterte. Ohne große Umschweife nahm er Stegi in den Arm und drückte ihn beruhigend gegen seine Brust. „ Schhhh is gut. Alles wird gut meine Maus. Fehler passieren. Das ich dir Nyra aufgebunden hab tut mir leid. Ich wollte wirklich nur deine Sicherheit. Vergessen wir das einfach ok?" Tobi fasste es nicht, dass Tim nach allem was Stegi getan hatte immer noch so zärtlich und freundlich zu ihm war. Von ihm hörte Stegi ne Standpauke bekommen. Heulend oder nicht. Aber Tim stand in einem anderen viel engeren Verhältnis zu Stegi. Ihn einfach so aufzugeben war wohl kaum möglich für Tim. „ Nicht doch kleiner. Hör auf zu weinen. Es ist ok. Komm wir setzen uns ins Wohnzimmer und kuscheln ein bisschen." Tim war wirklich unfassbar. Nach allem behandelte er Stegi so, als wäre nichts gewesen. Kopfschüttelnd wand Tobi sich Abend warf einen Blick nach draußen. Das Schneetreiben von heute Nacht hatte nachgelassen. Nur noch vereinzelt fielen Flocken vom Himmel. Dennoch lag eine dicke Schneeschicht vor der Tür. Sie würde niemals raus kommen. Sprich keine Möglichkeit für einen von ihnen zu fliehen, sollten sie Krach haben. Ganz klasse. Als er sich umdrehte, hatte Tim Stegi auf dem Arm und streichelte beruhigend über seinen Rücken. Du bist wahnsinnig Tim. Mehr fiel ihm dazu nicht ein. Wenigstens schien Stegi sich beruhigen zu lassen. „ Wie machen wir jetzt weiter? Ich möchte nicht ständig streiten oder das einer sich noch ernsthaft verletzt? Wenn du dich nicht zusammen reißen kannst werden wir gehen. Dann war's das aber zwischen uns. Zumindest von meiner Seite aus."

Von Geheimnissen, Komplexen und verbotener Liebe Stexpert/ Venation FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt