Offenes Herz

37 5 0
                                    

Warnung sehr viel Blut und offene Wunden.

Tim stellte sich neben die junge Ärztin, die rechts und links von Stegis Brustkorb Tücher hinlegte, um eventuell Blut zu stoppen. Ein paar Tücher lagen noch neben Stegis Kopf. „ Ok sobald der Schnitt an der Brust sitzt, wird Stegi Blut verlieren. Viel Blut. Die Blutung musst du stoppen, ohne die Wunde zu schließen. Wir gehen seitlich an das Herz ran. Heißt ich werde Stegi die zweite und dritte Rippe brechen. Das sollte hoffentlich reichen, dass du an sein Herz ran kommst. Ihn aufzutauen ist dann dein Job. Du musst sein Herz dafür wirklich berühren. Ich hoffe du hast damit kein Problem." Werden wir sehen. Das klang nicht sonderlich einladend. Sie griff jetzt zu einem Skalpell. Ihr Blick wanderte fragend zu Tim, der zweifelnd nickte. Sobald sie den ersten Schritt gesetzt hatte, trat Blut in ungesunder Menge aus. Spritzte auf auf sein Oberteil, die Wand und den Boden. Tim musste eine Hand in die Blutlache legen, um die Wunde zu heilen. Statt sie zu heilen, ließ er sein Feuer über die Wunde wandern, um die Gefäße zu veröden. Hätte er geheilt, würde sich die Wunde zusammen ziehen. Das konnte er nicht verhindern. Die junge Elfe tupfte derweil das Blut weg. Tim hatte die ganze Zeit nur auf Stegis Brust geschaut. Jetzt wo er kurz in Stegis Gesicht sah, wurde er bleich im Gesicht. Es war eine Sache nur Haut und Blut zu sehen, oder das Gesicht dazu. Tobi hatte es richtig gemacht und die Augen geschlossen. „ Nicht schwach werden. Wir brauchen dich Tim. Schau mich an. Tief durchatmen und ruhig bleiben." Tim tat wie ihm geheißen und sah zu der Ärztin. Atmete langsam tief durch und konzentrierte sich dann wieder auf Stegi. Oder besser gesagt das Stück Haut und Blut, unter dem sein Herz lag. Sie setzte einen identischen Schnitt an der selben Stelle, um bis zum Brustkorb vor zu kommen. Auch diesmal verödete Tim die Haut direkt. Er konnte mittlerweile Stegis Rippen sehen. Und darunter auch einen Teil seines schlagenden Herzens, sowie die Eissplitter, die sich daraus heraus bohrten. Das blutverschmierte Skalpell fand nun keine Verwendung mehr, wurde daher zur Seite gelegt. „ Die Abstände zwischen seinen Rippen sind etwas größer. Es reicht, wenn ich ihm eine Rippe breche. Das ist echt unschön. Wenn du das nicht verträgst, Augen und Ohren zu." Als sie zu einem Hammer artigen Objekt griff, schloss Tim seine Augen und hielt sich so gut es ging die Ohren zu. Ein ekelhaftes knacken nach dem anderen ertönte. Tim wusste, dass er dieses Geräusch nie mehr aus dem Gedächtnis bekam. Etwas grauenhafteres hatte er nie gehört. „ So Tim der Weg ist frei." Vorsichtig öffnete er die Augen. Bei Stegi fehlte die dritte Rippe fast komplett. Der Knochen lag neben ihm auf dem Tisch. Tim legte seine Hand auf die Stelle, wo Stegi nun eine Rippe fehlte. Vorsichtig taute er die Eissplitter weg, und bahnte sich den Weg zwischen den Organen durch zu Stegi Herz. Das kleine Organ schlug noch verlangsamt. Tim ekelte es wirklich dieses fleischige, sich bewegende Stück anzufassen. Doch er tat es dennoch, wenn auch mit geschlossen Augen. Stegis Herzschlag so deutlich zu spüren war seltsam erleichternd, auch wenn das Gefühl an sich absolut ekelig war. Es zeigte ihm, dass Stegi noch nicht tot war. Das Stegis Körper noch kämpfte. Vorsichtig schloss er seine Finger um das Herz von Stegi und erwärmte dann seine Hand stark. Sofort spürte er, wie das Eis wieder zurück ging. Tim versuchte an all die schönen Momente zu denken, die er mit Stegi erlebt hatte. Seine liebliche Art, das glückliche Lachen. Stegis verspielte und teils auch verpeilte Seite. Jede glückliche Erinnerung, die er mit Stegi verband. Tim spürte, wie seine Kräfte stärker und auch wärmer wurden und das Eis immer mehr zurück drängten. Tim konzentrierte sich auf die Liebe zu Stegi. Plötzlich schlich sich jedoch ein Bild in seine Gedanken, welches ihn all das schöne vergessen ließ. Stegis offener Blut verschmierte Körper auf dem Tisch, er mit seinem nicht mehr schlagenden Herz in der Hand. Seine Kräfte waren im Begriff zu schwinden und er drohte Stegi los zu lassen. Doch sein Arm wurde gepackt und in festen Griff genommen. „ Bloß nicht aufhören. Es wirkt." Diese Worte verdrängten den Gedanken wieder. Seine Gedanken schweiften zu jedem Mal, wo er Stegi in den Arm nehme oder in den Armen halten durfte. Jedes stumme ich liebe dich seinerseits. Jede Berührung, die weit über Freundschaft hinaus ging. Das kribbeln in seinem Körper, wenn Stegi Schutz bei ihm suchte, oder ihn berührte. Jedes Wort Stegis, welches sein Herz höher schlagen ließ. Jedes liebliche kichern des blonden, wenn er lachte oder Tim ihn kitzelte. Das einzige Mal, das er in Stegis grün gelbe Augen blicken durfte. Jeder zärtliche Kuss, den er Stegi auf die Stirn gegeben hatte. Tim hörte etwas brechen. Es war das Eis in Stegis Herz gewesen. Knisternd und knackend splitterte der Kern und zerschmolz zu Wasser, welches aus den feinen Löchern trat, welche sich das Eis gebohrt hatte. Tim ging dazu über die kleinen Schäden zu heilen. Er wollte mehr von alle dem. Wollte öfter in diese wunderschönen Augen schauen. Wollte durch diese blonden Haare fahren und Stegi küssen, bis er keine Luft mehr bekam. Und er könnte, wenn Stegi aufwachte. „ Es ist alles weg. Du kannst deine Hand wegnehmen. Ab hier brauch ich deine Hilfe nicht mehr." Tim zog seine Hand langsam zwischen den warmen Organen hervor und wischte sie an einem der Tücher ab. Die fehlende Rippe wurde nun wieder eingesetzt und eine undefinierbare Flüssigkeit wurde auf die Enden getropft. Erstaunt beobachtete Tim, wie die Knochen problemlos wieder zusammen hielten. Lange zusehen konnte er dem nicht. „ Tim kannst du mich kurz ablösen. Ich krieg selbst kaum mehr Luft.", fragte Tobi kurzatmig. Natürlich tauschte er sofort mit Tobi der sich neben ihm auf den Boden fallen ließ und versuchte zu Atem zu kommen. Er beatmete Stegi selbst weiter über den Mund, wobei er seine Gedanken endlich abschalten konnte. Die Ärztin nähte derweil mit Nadel und Faden die Wunde zu. „ Ok Tim du kannst aufhören. Ich müsste dich nur noch mal kurz bitte, die Wunde ein bisschen zu heilen."

Von Geheimnissen, Komplexen und verbotener Liebe Stexpert/ Venation FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt