Zwischen den Fronten

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Stegi kuschelte sich an Tim und schloss die Augen wieder. Er wollte einfach nur noch Ruhe. Beruhigend drückte Tim ihn an sich. Auch wenn Stegi nach heulen zumute war, unterdrückte er den Impuls. Er hatte genug Tränen vergossen. Er musste sich jetzt sammeln und auf das emotionale Chaos vorbereiten, welches ihm bevorstand. Doch ihm wurde ein großer Strich durch die Rechnung gemacht, als es plötzlich leise an der Tür klopfte und jemand in den Raum trat. Ein kurzer Blick nach oben reichte, damit er wusste, dass es Tobi war. „ Wusste ich's doch, du bist nicht mehr in deiner Trance. Konntet ihr zwei das unter euch klären, oder braucht ihr Hilfe." Tobi war nicht nur hier, um ihn zu fragen, ob mit Tim alles wieder in Ordnung war. Meist durchschaute er die Absichten der anderen ziemlich schnell. Hier merkte selbst ein Blinder mit Krückstock, sodass etwas faul war. „ Dann ist ja gut. Dann können wir ja noch mal in Ruhe darüber reden, dass du angeblich nichts weißt. Das kauft dir keiner mehr ab. Sag es jetzt oder ich muss mir Stegi vornehmen." Da hatte er seinen Grund. Tobi wollte von einem von ihnen Information haben. Konnte er nur hoffen, dass Tim dicht hielt. Zumindest bis morgen. Sofort sie dann überhaupt noch miteinander redeten. Zu seiner Erleichterung schwieg Tim Tobi an. Damit lag es an ihm zu entscheiden, was er sagte. „ Morgen ok? Ich werd es euch sagen, aber unter meinen Bedingungen. Ich muss da eh noch ne Kleinigkeit vorbereiten. Bitte mach mir nicht mehr Stress, als ich schon hab." Er wollte nicht, dass jetzt so kurz davor alles aus dem Ruder lief. Wobei war es das nicht eh schon? Immerhin hatte er Tim abgefahren und sich mit Veni verkracht. Als er Tobi richtig in Augen sah, hatte dieser skeptisch eine Augenbraue gehoben und sah ihn zweifelnd an. „ Gib mir die Zeit bitte noch. Das ist nicht einfach für mich.", bat Stegi leise. Er brauchte wirklich noch etwas Zeit und das nicht nur für die Vorbereitung. Was er bis jetzt von sich gegeben hatte, war zwar nicht förderlich für seine Psyche, aber nichts was ihn ihn Gefahr bringen würde. Dieses letzte Puzzlestück war gleichzeitig das größte und gefährlichste. Für sie alle. „ Mh sich das du nicht im letzten Moment doch noch nen Rückzieher machst? Wäre nicht das erste Mal." Noch mehr misstrauen. Konnten sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Er hatte sich das jetzt vorgenommen und er würde das morgen tun. Zur Not mit Tims Hilfe. Ein zurück gab es erst ab dem Zeitpunkt, wo Stegi klinisch oder Hirntod war. Gut oder er sein ganzes Erinnerungsvermögen verlor. „ Werd ich nicht. Ich weiß, ich kann keine Garantie drauf geben, aber ich werd es machen." Tobi sah nicht gerade überzeugt aus. Er war skeptisch mit allem recht. Immerhin hatte Stegi bis jetzt immer zurückgezogen. Aber morgen musste er einfach ansetzen und das Problem aus der Welt schaffen. Die Chance bekam er sonst nie wieder. „ Ich vertrau dir nicht. Sobald es brenzlig wird, machst du immer nen Rückzieher. Das hast du in den letzten Wochen dauernd gemacht. Wieso jetzt nicht." „ Is gut jetzt Tobi. Stegi hat nen Grund, warum ausgerechnet morgen. Das lässt sich nicht mehr wiederholen. Du wartest einfach ab und machst ihm nicht noch mehr Druck.", ging Tim dazwischen, weil er merkte, wie sehr Stegi darunter zu leiden hatte. Er wusste keine Verteidigung mehr, obwohl klar war, dass Stegi keinen Rückzieher mehr machen konnte. „ Misch du dich da nicht ein. Immerhin bist du genauso schau wie wir auch." Stegi versuchte tief durchzuatmen, damit er nicht gleich wieder anfing zu weinen. Dieses Gezanke der beiden vertrug er nicht. Auch wenn Tobi Tim nur anblaffte, weil er Stegi misstraute. „ Und ich kenne Stegi ein bisschen länger als du. Er wird es morgen machen.", fauchte Tim zurück. Klar er wollte ihn beschützen, aber das konnte er auch selbst. „ Stop jetzt. Merkt keiner von euch beiden, dass Stegi gleich heult? Lasst ihn in Ruhe, alle beide." Das Veni so für ihn einstand hatte er nach dem fast Bruch ihrer Freundschaft nicht erwartet. Doch er war dankbar. Wahrscheinlich tat er es in erster Linie nicht mal für ihn, sondern weil er seinen besten Freund nicht in Streit bringen wollte mit Tobi. „ Seit wann bist du auf Stegi Seite?", fragten Tim und Tobi gleichzeitig, jedoch mit unterschiedlichem Unterton. Tobis war ungläubig, Tims nur ein wenig aber trotzdem misstrauisch. „ Gar nicht. Aber ich möchte nicht, dass ihr beide streitet. Also hört auf." Hatte er ja gesagt. Was mit ihm war, war Veni grad egal. Es sollte eigentlich schmerzen, dass Veni ihn nach all den Jahren der Freundschaft so behandelte, doch er konnte ihn verstehen. Stegi war schließlich nicht sonderlich nett gewesen, geschweige denn hatte er sich groß um ihre Freundschaft gekümmert. „ Ich versteh sowieso nicht, warum ihr überhaupt streitet. Ihr seid doch beide auf seiner Seite." Der Unterton in Venis Stimme machte schnell klar, dass er nicht sehr erfreut darüber war. Er nahm es den beiden übel und das wollte Stegi nicht. Etwas zittrig auf den Beinen erhob Stegi sich und sah zu Veni. „ Auf ein Wort unter vier Augen?", bat Stegi, ohne ihm in die Augen zu sehen. Unter dem stechenden Blick würde ihm nur unwohl werden. Wenigstens war er bereit ihm zuzuhören, denn er ging rüber ins Wohnzimmer und schloss die Tür hinter Stegi. „ Ich hab versprochen dir eine Chance zu geben, also was ist?" Veni klang jetzt viel ruhiger und entspannter. Oder er tat zumindest so. Stegi atmete noch einmal tief durch, dann begann er zu reden. „ Ich mach's morgen. Gib mir diese eine Nacht noch zur Vorbereitung. Aber bitte verurteilen mich nicht voreilig und lass mich ausreden. Und kein Wort zu jemand anderem. In erster Linie würdest du mich töten und dich selbst in den Kerker bringen." Das war nämlich ein großer Grund, warum er so lange geschwiegen hatte. Denn er brachte sie mal wieder alle in Gefahr. So wie mit Tobi. „ So schlimm kann es doch gar nicht sein? Für Hochverrat müsstest du schon was ziemlich krasses angestellt haben."

Von Geheimnissen, Komplexen und verbotener Liebe Stexpert/ Venation FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt