„ Wie kannst du Stegi überhaupt noch in die Augen sehen? Nachdem er dir so lange jeden Tag ins Gesicht gelogen hat?", fragte Veni verständnislos. Im Moment hatte er keine Sympathie für Stegi übrig und die gegenüber Tim schrumpfte auch erheblich zusammen. Warum hatte er da schon nichts gesagt. Sie hatten ihn sogar anschließend kurz gefragt, ob er was wusste und er hatte sie ebenso belogen. Wie dreist konnte er bitte werden. „ Er ist mein Freund. Und ehrlich ich kann ihn irgendwo auch verstehen. Es bring nichts jetzt weiter auf ihm rum zu hacken. Er ist schließlich immer noch unser Freund." „ Kann man von mir nicht mehr behaupten.", erwiderte Tobi kalt. Tim schlug sich eine Hand vor den Mund. Bitte lass das nicht wahr sein. Genau davor hatte Stegi Angst gehabt. Genau deswegen hatte er geschwiegen. Er wollte Tobi als Freund behalten und jetzt hatte er ihn verloren. Stegi musste am Boden sein. „ Du hast ihm die Freundschaft gekündigt?", fragte Tim sicherheitshalber noch mal nach. Vielleicht hatte er es Stegi nicht direkt ins Gesicht gesagt. Dann konnte er noch was kitten. „ Nicht nur ich." Oh scheiße. Tim schüttelte fassungslos den Kopf. Mittlerweile war er nicht mehr besorgt, sondern sauer. Sie hatten nicht mal eine Sekunde nachgedacht. Sie hatte Stegi verletzt und von sich gestoßen, ohne ihm die Chance zu geben, sich zu erklären. Tim musste sich beherrschen, nicht allen nacheinander eine zu scheuern. „ Sag mal spinnt ihr? Stegi hat schon einmal probiert sich umzubringen. Da könnt ihr doch nicht sowas bringen. Habt ihr auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, wie es Stegi dabei geht?" Mit Sicherheit nicht und das war es auch, was ihn so wütend machte. Klar war er auch sauer auf Stegi gewesen, doch er wusste das er Stegi restlos zerstören würde, wenn er das nach außen zeigte. Er hatte gelernt mit Stegi umzugehen und ihm das auch mit der Zeit zu verzeihen. Was brachte es bitte, wenn er Stegi von sich stieß. Sie verloren dabei alle. „ Ich seh nur, dass es Tobi ziemlich dreckig geht. Und ich bin ziemlich wütend.", brachte Veni mit unterdrückter Wut in der Stimme hervor und sah von Tobi zu ihm hoch. Tobi lag immer noch am Boden. Zusammengekauert wie ein Häufchen elend und Veni kniete schützend vor ihm und hatte beide Arme um ihn gelegt. „ Habt ihr Stegi gefragt, warum er das getan habt? Habt ihr eine Sekunde auch nur selbst über seine Gründe nachgedacht?", fragte Tim aufgebracht und sah den beiden nacheinander in die Augen. Das Tobi wütend und verletzt war, gut das verstand er. Sowas brauchte auch Zeit. Aber Basti und Veni hatte Stegi genauso belogen wie ihn und er hatte ihm auch verzeihen können. „ Welche Gründe? Wahrscheinlich ist er ein Spion, der sich unser Vertrauen erarbeiten wollte." Am liebsten hätte er Basti eine reingehauen. Er hatte seine Hand in einem Impuls gehoben, ließ sie aber wieder sinken. Das brachte sie ebensowenig weiter. Er musste jetzt Ruhe bewahren und probieren Stegi hier so gut wie möglich wieder raus zu bringen. „ Bullshit. Habt ihr auch nur eine Sekunde damit verschwendet daran zu denken, dass Stegi Feuerkräfte benutzt? Ich weiß nicht wie es geht und Stegi kann euch das auch nicht sagen. Aber er hat keine Eiskräfte, wie er es als Eiselfe haben sollte. Deswegen wurde er damals auf Wunsch von Nelaphine, seinen Eltern und Lydia hier her gebracht. Und was denkt ihr ist einfacher zu verstecken. Ein paar grüne Augen und blonde Haare, oder seine Kräfte bei einer Prüfung vor dem Dorf? Gerade du hättest das wissen müssen Tobi. Stegi hat nichts davon freiwillig getan. Kam es euch auch nur einmal in den Sinn, dass Stegi hier seine Kräfte andauernd verwendet hat. Um dich zu wärmen, um Feuer zu machen. Das sind nur ein paar Bespiele.", versuchte Tim ihnen die offensichtlichen Gründe zu nennen, damit sie endlich mal verstanden, dass der Fehler nicht bei Stegi lag, sondern bei ihnen und in ihrer Denkweise. Veni schien es jetzt so langsam mal zu dämmern, dass der Fehler bei ihnen lag. Den mit einem Mal wirkte er schuldbewusst. „ Nein tatsächlich nicht. Mir ist das nicht mal aufgefallen. Wir haben gerade wohl echt scheiße gebaut." Allerdings. Und Venis schuldiger Blick half Stegi auch nicht weiter. Apropos wo war er überhaupt. „ Wo ist Stegi jetzt?" „ Weiß nicht er ist vorhin rausgestürmt. Kurz bevor du gekommen bist." „ Was?" Sie wollten ihn doch verarschen. Sie wussten, wie schlecht es Stegi ging und ließen ihn dann einfach gehen. Jetzt hätte er echt gerne allen eine geklatscht. Dafür war aber keine Zeit. Sie mussten Stegi finden, bevor es zu spät war. „ Ok aufstehen und mitkommen. Wir müssen Stegi finden, bevor er sich was tut. Wenn er sich auch nur ein Haar krümmt mach ich euch verantwortlich.", gab Tim gehetzt von sich und zerrte Veni und Tobi vom Boden hoch. Auf verletzte Gefühle konnte er keine Rücksicht mehr nehmen. Sie würden auf ewig Stegi auf dem Gewissen haben, wenn er sich ihretwegen umbrachte. Tobi taumelte ein wenig, wirkte allgemein ein wenig unsicher. Seine Beine zitterten noch wie Wackelpudding und das blieb Veni nicht unbemerkt. „ Soll ich dich tragen kleiner?", fragte Veni den kleineren, griff aber schon mal nach seiner Hand und zog ihn ein wenig vorwärts. Sie durften den Anschluss nicht verlieren. „ Geht schon.", versuchte Tobi abzuwinken, machte allerdings mit dem nächsten Schritt fast Bekanntschaft mit dem Boden. Daher griff Veni ihm einfach unter den Arm und legte seine Hand bei Tobi an die Taille, um ihn zusätzlichen Halt zu geben. Gemeinsam versuchten sie zu den anderen aufzuholen. Tim hatte ein wenig gewartet, damit sie nicht all zu weit abfielen. Wenigstens folgten ihm alle, ohne großes Theater. Ansonsten hätte er sie wohl einfach mitgeschliffen. Selbst Tobi. Relativ zügig folgten sie Tim, während er den Weg Richtung Wald einschlug. So konnte er den See und das Baumhaus auf dem Weg noch mit abklappern. Denn leider hatte er die Vermutung, dass Stegi dort nicht war. Sollte Stegi abgespeichert haben, dass er von allen verlassen wurde, würde er sich einen ruhigen, aber besonderen Ort suchen und sich dann im schlimmsten Fall das Leben nehmen. „ Wo sollen wir ihn bitte suchen? Wir haben keinen Anhaltspunkt.", wollte Tobi besorgt wissen. Seine Atmung war schon schwer genug und er musste sich zunehmend bei Veni abstürzen. Scheinbar war endlich zu ihm durchgesickert, wie schlecht es um seinen besten Freund stand. Tim fuhr sich nachdenklich durch die Haare. Sie würden Stegis Lieblingsorte abklappern und danach... die Klippe. „ Ich weiß glaub, wo er ist. Betet das ich falsch liege. Denn wenn es so ist, schwebt Stegi in Lebensgefahr." Dort hatte er Stegi das erste mal getroffen. Deswegen bedeutete es ihm auch so viel. Daher wäre es auch der letzte Ort, an dem er sein wollte. Und er hatte keinen Zweifel daran, dass Stegi sich wirklich da runter stürzen würde, wenn ihm alles hoffnungslos schien. Tim verfiel ins rennen. Sie durften ihn nicht verlieren.
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Von Geheimnissen, Komplexen und verbotener Liebe Stexpert/ Venation FF
General FictionStegi kann sich nicht erinnern, was ihm da im Wald über den Weg gelaufen war. Nur dass er eine andere Elfe gefunden hatte und diese von dem Wesen nieder geschlafen wurde. Dementsprechend beunruhigt ist er, als er aufwacht. Doch dem anderen geht es g...