Das Ende?

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Einigermaßen ruhig, zog ich mir gerade meine Schuhe über die Füße. Ich würde jetzt mit Steph runter fahren und sie in ihre neue Arbeit einweisen. Danach würde ich nochmal alle Entwürfe für das erste Hotel durch sehen, alle Kosten nochmal berechnen und dann die fertigen Dokumente meinen Anwälten schicken, um sie danach den Bauunternehmen weiterzuleiten.

Mit erhobenem Kopf trat ich aus meiner Tür und begab mich zusammen mit Steph zum Aufzug, welcher direkt vor den Nasen der Jungs platziert war. Augenverdrehend stieg ich in die Blechbüchse ein, drückte auf das gewisse Stockwerk und setzte mal wieder mein Pokerface auf. Bei der Arbeit war es mir extrem wichtig den Abstand zu meinen Kollegen zu waren, weshalb ich auf der Arbeit immer die kalte Maske über meinem Gesicht trug.

Nachdem ich meiner Freundin also ihren neuen Arbeitsplatz gezeigt und ihr alles soweit erklärt hatte, begab ich mich nun in mein Büro und widmete mich der einzigen Sache in meinem Leben, welche gerade einwandfrei verlief. Meiner eigenen Hotelkette.

Das erste Hotel, sollte direkt an der Küste Miamis gebaut werden und Platz für insgesamt knapp 3000 Gäste haben. Mehrere Pools, Wellnessangebote und wenn alles klappen würde 4 Sterne. Bestenfalls also viel verdienende Kundschaft. Kinderlieb würde es aber auch, durch einen extra Aufenthalts- und Betreuungsbereich für die Kleinsten, sein. Als ich Mary die Pläne zeigte war sie begeistert und auch Stephs Augen leuchteten verzückt auf.

Als ich die letzten Details durchdacht hatte, scannte ich alles ein und schickte es meinen Anwälten, damit sie heute Nachmittag bei dem Meeting, welches ich extra angesetzt hatte, alle gut vorbereitet wären. Lächelnd schloss ich die Akte und lehnte mich zufrieden in meinem Stuhl zurück. Bald würde ich also ein Hotel leiten und kurz darauf noch eins und noch eins und noch eins. Die Vorfreude, welche sich durch meinen Körper zog brachte mich augenblicklich zum Grinsen und auch die Vorstellung wie wunderschön alles hinterher aussehen sollte, ließ mich zufrieden durchatmen.

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"Und sie sind sich sicher, dass es dadurch keine finanziellen Schwierigkeiten für die Firma gibt Mrs Queens?", skeptisch sah mich einer unserer Finanzberater an.

"Im Gegenteil sogar! Die Firma wird so viel verdienen, dass wir meinetwegen alle gleichzeitig in die Rente lassen könnten. Wir werden so viel Gewinn machen, dass es im Nachhinein nicht nur einen Grund zum Feiern gäbe.", professionell Lächelte ich den alten Herrn vor mir an, welcher nochmal skeptisch seinen Blick über die Unterlagen schweifen, sich dann aber auch zufrieden in seinen Stuhl sinken ließ.

Nun hatte ich also alle überzeugt, eine Genehmigung und das einzige was fehlte war der Mann an meiner Seite. Größtenteils zufrieden schickte ich nun die Entwürfe dem Bauunternehmen und lehnte mich dann auch endlich zurück in meinen Stuhl. Lange hielt diese Freude aber nicht, da es plötzlich an meiner Tür klopfte. Kalt bat ich den Störenfried hinein, welcher kein anderer als mein werter Herr Gatte war.

"Was kann ich für dich tun?", meine Stimme schnitt wie tausend Klingen durch die Luft. 

"Reden? Du musst mir nicht antworten aber ich bitte dich mir die Chance zu geben alles zu erklären. Gib uns noch nicht auf Mad.", mit einigen Schritten begab er sich in das innere meines Büros.

"Ich habe uns nicht aufgegeben. Das hast du schön selbst getan.", mit verschränkten Armen sah ich Kyle entgegen. Als meine Worte bei ihm ankamen schnellte sein Blick zum Boden.

"Du verstehst das nicht Baby.", stellte er leise fest und blickte mir wieder in die Augen.

"Lass uns heute Nachmittag einen Kaffee trinken okay? Dann können wir alles in Ruhe klären.", ein einfaches 'nein' meinerseits trieb ihm die Verzweiflung aufs Gesicht.

"Alles was du mir sagen willst kannst du mir auch hier und jetzt sagen. Aber bitte beeil dich ich habe viel zu tun.", mit geschlossenen Augen atmete er durch und setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber.

Man konnte ihm ansehen, dass er mit sich am kämpfen war. Er wollte hier nicht mit mir sitzen und reden. Er hasste meinen Arbeitsplatz, weil er sich hier immer unwohl fühlte. Dieses Unwohlsein seinerseits nutzte ich mir zum Vorteil und lehnte mich gemütlich in meinem Stuhl zurück.

"Rede.", abwartend sah ich ihn an.

"Ja, Allison war da aber ich wusste nicht, dass sie kommen würde. Das wir davor nicht mehr miteinander geredet haben war auch nicht wegen ihr oder so. Ich hatte einfach viel Stress auf der Arbeit und angst etwas falsches zu sagen. Allison ist auch noch nicht lange hier. Sie ist vor ca einer Woche plötzlich auf der Wache aufgetaucht und Ben, ein Kollege von mir, hat sie einfach eingeladen mit uns was trinken zu gehen. Ich wusste nicht wie du drauf reagieren würdest und es gab einfach nicht den richtigen Zeitpunkt, um es dir zu erzählen. Glaub mir Madison ich will nichts von Allison und nach der Nacht als du uns erwischt hast, habe ich sie nie wieder auch nur mit der Kneifzange angefasst oder auch nur im Traum daran gedacht. Die einzige die ich will bist du aber ich finde trotzdem, dass du dich überarbeitest. Guck dich doch mal an. Du bist 19 und eröffnest bald dein erstes eigenes Hotel. Du leitest eine riesige, Milliarden schwere Firma und hast eine unglaubliche Verantwortung. Ich weiß nicht, ob das gut für dich ist.", vorsichtig nahm er meine Hand.

"Bitte vergib mir Madison. Es tut mir wirklich leid, dass ich dir nichts erzählt habe. Wenn du dich trennen willst dann tu es aber denk bitte noch mal drüber nach und hör auf dein Herz. Es wird nie wieder vorkommen.", nun war ich es, die weg sah. 

"Ich denke bis heute Abend drüber nach. Geh jetzt.", hauchte ich und entzog ihm meine Hand. Nickend stand er auf, flüsterte ein 'ich liebe dich' und verließ mein Büro.

Traurig schloss ich meine Augen. War das das Ende? Musste ich hier den Schlussstrich ziehen oder konnte ich weiter machen wie vorher. Ich habe ihm schon mal verziehen und er hatte sie wirklich nicht angefasst, als ich da war. Sie stand ja nicht mal neben ihm. Verzweifelt ließ ich meinen Kopf auf meine Hände sinken, als es wieder klopfte. Noch bevor ich antworten konnte, trat eine mitfühlend lächelnde Steph in mein Büro.

Schweigend zog sie mich in eine Umarmung und strich mir sanft über den Kopf. Mein Blick fiel auf das Telefon, welches nicht ganz aufgelegt hatte. Meine Freundin hatte also jedes einzelne Wort mithören können. 

"Was soll ich denn jetzt machen? Ich kann nicht mehr einfach nur sauer auf ihn sein.", mit vorgeschobener Lippe sah ich sie an. 

"Vergib ihm. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr zusammen gehört. Komme was da wollte.", lächelnd drehte ich meinen Kopf zu ihr. 

"Du bist die beste Freundin die es auf dieser Welt gibt.", nuschelte ich und umarmte sie so fest ich konnte.

The GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt