Patentante

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Mit einem leisen 'ping' öffneten sich die Türen des Fahrstuhls und mit einem fetten Grinsen trat ich in das Apartment. Ich wusste, dass er heute die Nachtschicht hatte, weshalb ich mich nicht mal umzog sondern mich so wie ich war in die Küche stellte und anfing ihm etwas zu kochen, damit ich es ihm gleich auf die Arbeit bringen könnte. Wir hatten allen Grund zu feiern. Mittlerweile war unser Streit knapp zwei Wochen her und es wurde langsam kalt in Chicago. In Miami schien aber wie immer die Sonne, weshalb ich es umso mehr begrüßte, dass das Bauunternehmen den Bau in nicht mal einer Woche beginnen würde. Dadurch, dass ich gut zahlte, hatten sie ca. ein halbes Jahr geschätzt, bis alles soweit stand. Ein Jahr bis zur Eröffnung.

Ich war froh, dass es jetzt alles so schnell ging. Normalerweise dauerte es mehrere Jahre bis man ein neues Hotel eröffnen konnte doch allein durch den starken Einfluss unserer Firma, konnten wir alles um längen beschleunigen. 

Immer noch glücklich, legte ich mir eine Schürze um und fing an das Hänchen in Streifen zu schneiden, um es danach zu Panieren, damit es darauf hin in der Pfanne vor sich hin braten konnte, während ich das Gemüse klein schnitt und alles schön verpackte. Zum Schluss machte ich meinem Freund noch etwas leckeres zu Trinken und packte alles in meine Tasche. Schnell packte ich noch mein Portemonnaie in meine Tasche, schnappte mir meine Autoschlüssel ein und fuhr dann zur Polizeiwache in unserem Viertel.

Lächelnd stieg ich aus meinem Wagen und begab mich in das Polizeigebäude. Sogar als ich Officer -nun eigentlich Detective- Simpson begegnete sank meine Stimmung nicht. Im Gegenteil sogar. Ich grüßte ihn freundlich und fragte nach, wo ich denn meinen Partner finden würde. Irritiert von meiner Nettigkeit zeigte er in eine Richtung und erklärte mir den Weg zum Aufenthaltsraum der Streifenpolizisten. 

Mit einem Klopfen stand ich vor der Tür und wartete, bis ich hineingebeten werden würde. Als die dann geschah, trat ich lächelnd ein. Mein Blick schweifte über die Menschen, bis ich an dem einzigen mir bekannten Gesicht hängen bleib. Ben, welcher sich extra nochmal persönlich dafür entschuldigt hatte Allison eingeladen zu haben, sah mir überrascht entgegen. 

"Hat Kyle wieder scheiße gebaut oder bin ich wieder schuld?", fragte er lachend, stand auf und zog mich in eine leichte Umarmung. 

"Quatsch, ich hab ihm Essen gemacht und wollte es ihm vorbei bringen. Wo ist er denn?", automatisch legte ich meinen Kopf ein wenig schräg und blickte ihm entgegen. 

"Er ist vor ner halben Stunde auf nen Einsatz gefahren. Sollte also bald wiederkommen. Was ist denn der Grund für dein Dauergrinsen?", allein als er mich auf meine Laune ansprach, hätte ich anfangen können, wie eine 16 jährige vor Freude zu quietschen. 

"Ich habe die Bestätigungen und Einschätzungen vom Bauunternehmen bekommen. In einem Jahr hab ich mein eigenes Hotel.", glücklich klatschte ich in meine Hände. In meiner Arbeit ging ich auf. Nicht so sehr wie bei der Feuerwehr aber dies war nicht mehr wirklich von Bedeutung. Seit meinem Unfall hatte ich panische Angst vor engen Räumen, was natürlich nicht sehr gut bei der Feuerwehr ankam. 

"Freut mich für dich. Meinst du denn nicht, dass das dann doch ein wenig zu schnell geht?", skeptisch sah Ben mich an.

"Natürlich geht es schnell aber es ist alles von vorne bis hinten komplett durchgeplant. Von der Außenbeleuchtung bis hin zu der Bewertung. Alle Anwälte und Berater haben zugestimmt und der Kredit ist auch abgeschlossen. Das ist also so ziemlich das einzige was im Moment am sichersten klappen wird.", als sich plötzlich zwei starke Arme um meine Taille schlossen, sollte mich jetzt der wundervolle Duft meines Freundes umhüllen, was aber nicht geschah. Eher roch er nach Zigaretten, Blut, Alkohol und jeglichen Ausscheidungen von Menschen.

Mit gerümpfter Nase drehte ich mich um. Als ich sah, dass er okay war, musste ich automatisch wieder lächeln. 

"Du wirst nicht glauben was passiert ist.", grinste er und blickte ihm verwirrt in seine wunderschönen Augen.

"Detective Simpson kam mir gerade entgegen und meinte, du hättest ihn gegrüßt und sogar angelächelt und nach dem Weg gefragt. Hast du Drogen genommen?", fragte er skeptisch und sah mir tief in die Augen.

"Klar, ganz viele.", schmunzelte ich und biss mir auf die Lippe.

"Ich muss dir was erzählen.", grinste ich ihn an und er legte lächelnd seinen Kopf schief.

"In nem Jahr hab ich mein eigenes Hotel.", quietschte ich und er wirbelte mich lachend durch die Luft.

"Das ist großartig Baby.", flüsterte er und gab mir einen Kuss.

"Ich hab dir Essen mitgebracht.", fiel mir auf einmal ein und ich hielt ihm die Schüssel mit dem Essen hin.

"Und Trinken", grinste ich und hielt ihm auch noch die Flasche hin.

Dankend nahm er die Sachen an und nach einer Verabschiedung machte ich mich wieder auf den Weg raus. Da es aber erst knapp 20 Uhr war und ich wusste, dass das Baby Mary auf zack hielt, rief ich sie kurzerhand an und fragte, ob ich vorbei kommen dürfte, was sie bejahte.

Immer noch lächelnd parkte ich mein Auto vor dem Haus und begrüßte die kleine Familie herzlich.

Nach einem großen Kaffee und vielen Gesprächen, stellte Mary mir diese eine Frage. Sie fragte mich ob ich die Patentante ihres Kindes werden wollen würde. Natürlich stimmte ich zu. Sie meinte, dass sie gesehen hat, wie gut ich mit Kindern konnte und genügend Geld und feste Standbeine hätte, falls es zum schlimmsten Fall kommen sollte.

Ich verstand sie. Hätte ich Mariah behalten hätte ich auf die selben Kriterien geachtet. Ein Kind braucht Sicherheit. Und das um jeden Preis. Wir redeten noch lange weiter, auch als klein Zack schon schlief, fanden wir kein Ende, was dazu führte, dass wir uns erst gegen 2 Uhr morgens verabschiedeten. 

Als ich dann zuhause ankam spürte ich nichts als Glück. Es war nun wirklich alles perfekt und daran konnte nichts mehr dran geändert werden. Zumindest hoffte ich das wirklich von Herzen. Ich mochte meine Arbeit, ich führte eine eigentlich ziemlich glückliche Beziehung und hatte alle die ich brauchte um mich herum. Genügend Geld stand mir auch zur Verfügung und bald würde ich Patentante eines wunderbaren kleinen Jungen sein. Kurz um, ich konnte die Zukunft kaum erwarten. 

The GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt