Zurück ins Leben

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Ich sah an mir herunter und stockte. Ein weißer Latzrock, kombiniert mit einem braun, karierten Hemd schmückten meinen sehr klein aussehenden Körper. Wo war ich hier und was war passiert? 

"Madison? Da bist du ja Prinzessin!", ein warmer Schauer kletterte meinen Rücken hinunter, als ich diese Stimme hörte. Diese eine Stimme, welche ich unter Millionen anderer wieder erkennen würde.

"Mum?", mit Tränen in den Augen drehte ich mich zu besagter um.

"Es ist also soweit, hm?", mitleidig blickten mich die blauen Augen an, welche ich eins zu eins geerbt hatte.

"Was?", hörte ich meine kindliche Stimme sagen.

"Du hattest einen Unfall, Baby. Ich bin hier um dir zu sagen, dass du kämpfen musst. Michael macht sich schreckliche Vorwürfe und Mary hätte beinahe die Wehen gekriegt, als sie hörte, was passiert ist. Du bist eine Kämpferin, kleines, mach nicht die selben Fehler wie ich und gib dein Leben zu schnell auf.", wie Regen prasselten die Erinnerungen auf mich ein. Der Streit mit Michael, Kyles erster Arbeitstag, mein eigentlicher erster Arbeitstag, Mary, der Unfall...

"Ich will nicht weg von hier Mummy.", meine kleinen Augen sahen sie so traurig an, dass sie sich zusammen reißen musste nicht gleich mit zu weinen.

"Ich weiß Liebling aber wer passt denn sonst auf deine Brüder und deinen Vater auf, wenn du weg bist?", Tränen kullerten über meine Wängchen.

"Aber du musst doch auf mich aufpassen.", ich umklammerte ihre Beine und sie kniete sich zu mir herunter.

"Das tue ich immer, Darling. Auch wenn du mich nicht mehr siehst. Ich werde immer da sein und dir über die Schulter gucken und auch wenn du es mir vielleicht nicht glaubst, ich bin so unendlich stolz auf dich.", nun kullerten auch der wunderschönen jungen Frau vor mir die Tränen über die Wangen. 

"Ich liebe euch vier alle so sehr, das glaubst du gar nicht. Und auch deinen Vater werde ich nie allein lassen.", fest drückte sie mich an sich. 

"Es ist Zeit zu gehen, Baby. Wir sehen uns wieder.", kurz darauf hörte ich nur noch ein ständiges Piepen und meine Sicht verschwamm.

Als ich versuchte meine Augen zu öffnen, hörte ich gleich die besorgte Stimme meines Dads. Offenbar hatte er meinen Fehlversuch gesehen.

"Dad.", wisperte ich verzweifelt und er nahm meine Hand.

"Hast du schmerzen? Weißt du was passiert ist?", durchlöcherte er mich Augenblicklich mit seinen Fragen.

"Mir gehts gut.", lächelte ich traurig, als ich an die Worte meiner Mum dachte. Sie würde nicht wollen, dass ich verzweifelt bin.

"Soll ich Kyle anrufen?", fragte er mich liebevoll und zeigte sein Handy.

"Darf ich reden?", stellte ich die Rückfrage.

Mit einem Nicken gab er mir sein teures Telefon und ich wählte Kyles Nummer. Als ich seine hektische Stimme war nahm, konnte ich nicht anders als leise zu lachen.

"Wenn du weiter so panisch bist, stirbst du mir noch an nem Herzinfarkt weg.", schmunzelte ich und sofort kehrte Stille ein.

"Du bist wach.", ich hörte wie er mit den Tränen kämpfte.

"Oh Gott sei dank du bist wach.", sein gedämpftes Schluchzen klang durch den Hörer. Wie lang ich wohl weg war?

"Ich mach mich sofort auf den Weg.", nach diesem Satz hörte ich nur noch das ständige Tuten.

Still vor mich hin lächelnd gab ich meinem Dad sein Handy zurück, welcher in der Zwischenzeit den Arzt hergeholt hatte. Dieser ging mit mir einige Sachen durch, machte ein paar Übungen mit mir und setzte mich in Kenntnis darüber, dass mein Unfall bereits mehrere Wochen her war. In ein paar Tagen würde ich in die Reha müssen, um viele Dinge neu zu erlernen. Diese würde ich aber auch nach spätestens 3 Wochen hinter mir haben.

Als der Arzt weg war, stürmte auch schon ein Kyle in Uniform in mein Zimmer. Kurz darauf folgte ein freundlich lächelnder Mann, welcher mir zunickte und sich als Officer Jefferts vorstellte und der zuständige Ausbilder für Kyle war.

Glücklich küsste Kyle mich innig, bis wir von dem Räuspern meines Vaters unterbrochen wurden.

"Ich verstehe ja, dass ihr lange getrennt wart aber ich sehe meiner Tochter nicht so gerne bei so etwas zu.", lachend gab mir Kyle einen letzten Kuss auf die Stirn und kuschelte sich dann noch für ca 2 Min zu mir, bevor sein Partner und er wieder gehen mussten.

.                                     .

Knappe 4 Wochen später atmete ich zum ersten Mal seit fast 3 Monaten die Luft meiner Wohnung ein. Die Kisten waren mittlerweile weg und die Küche und das Sofa waren etwas unordentlich aber sonst sah alles so aus, wie ich es verlassen hatte. 

"Gefällt es dir noch?", fragte mein Freund neben mir und stellte meine Taschen auf der Theke unserer Küche ab.

"Ich finde da fehlen noch ein paar Bilder aber sonst ist es perfekt.", voller Liebe strahlend sah ich meinem Freund in die Augen, welcher wie eine Raubkatze auf mich zu kam.

"Wir haben unsere Wohnung noch gar nicht eingeweiht.", raunte er in mein Ohr und stellte meine Krücken an die Wand, woraufhin er mich auf seine starken Arme hob.

"Ich muss mich schonen hat der Arzt gesagt.", entschuldigend blickten meine blauen Augen zu seinen grün-braunen hinauf.

"Dann lass uns wenigstens etwas bestellen und einen Film schauen.", entschlossen sah er mich an und ich schüttelte mit dem Kopf.

"Wir gehen einkaufen und kochen selbst.", ich weiß nicht, ob ihr euch noch daran erinnern könnt aber als ich mich gerade mit den Jungs angefreundet hatte, waren Kyle und ich zusammen einkaufen und ich hatte mich Hals über Kopf in ihn verliebt.

Man konnte genau beobachten, als ihm ein Licht auf ging, da er sofort anfing zu grinsen. Auf dem Weg in die Tiefgarage, überlegten wir uns schon ein Rezept. Mit meinen Krücken bewaffnet, humpelte ich auf den Range Rover meines Freundes zu und setzte mich schmunzelnd in den Wagen. Trotz den vergangenen Tagen lief mein Leben gerade perfekt. 

Mit Kyle lief es hervorragend, während der Reha hatte ich mich schon eingearbeitet und mit Michael hatte ich mich auch ausgesprochen. Mary trug einen riesigen Babybauch vor sich her und wir hatten uns versprochen uns jeden Samstag zum Brunch zu treffen. Xiomara schickte mir beinahe täglich Fotos von der kleinen Prinzessin, welche vor ein paar Tagen ihre ersten Schritte gemacht hatte. 

Es war mal wieder tiefster Winter in Chicago und dementsprechend gekleidet watschelten Kyle und ich auch in den kleinen Bio-Unverpackt-Supermarkt hinein. Glücklich suchten wir uns die benötigten Dinge zusammen und sahen uns dann noch ein paar Schaufenster an. In einem Schaufenster eines Juweliers, vielen mir eine wunderschöne Kette und ein atemberaubender Ring ins Auge. Schnell machte ich Kyle auf den schlichten und doch schönen Schmuck aufmerksam, welcher nur kopfschüttelnd lachte.

"Hast du mal auf den Preis geguckt Honey? Du hast definitiv einen sehr exklusiven Geschmack.", grinsend zog er mich weiter durch die Einkaufsmeile der Stadt, bis wir wieder im Auto saßen und ich einfach nur wunschlos glücklich war und meine zweite Chance zurück ins Leben zu kommen in vollen Zügen genoss und wertschätzte. 

The GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt