Lebensrettung

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"Ryan hat schwere Verletzungen. Sein ganzer Bauch ist blau, er hat einen tiefen schnitt oberhalb der Brust der stark blutet und eine Kopfplatzwunde. Er muss hier raus, das packt er nicht mehr lang.", teilte ich meinen Kollegen mit.

"Du musst die Blutung stillen. Nimm sein Oberteil oder so.", meldete sich Mary über Funk.

"Okay, halt durch Ryan, das wird jetzt weh tun.", sagte ich, bevor ich seine Strickjacke nahm und sie fest auf die Wunde drückte.

"Wenn du die Blutung gestillt hast, guckst du dir seinen Bauch ganz genau an. Wo befinden sich die blauen Flecken genau?", fragte Mary weiter und ich erklärte es ihr. In dem Moment riss sich Ryan die Sauerstoffmaske vom Gesicht und übergab sich. Ich legte ihm die Maske schnell wieder an und informierte Mary über Funk.

"Ryan hat grad Blut gekotzt. Ihr müsst uns hier raus holen verdammt.", schrie ich in das Funkgerät und drückte meine mittlerweile blutverschmierte Hand weiter auf seine Wunde.

"Rüstgruppe holt sie daraus, der Junge lebt nicht mehr lange.", hetzte Mary über Funk.

"Wir brauchen noch 5 Minuten.", antwortete Michael.

"Das sind 5 Minuten zu viel, der Junge muss jetzt raus, sonst stirbt er.", mischte sich nun auch Diana ein.

"Wir könnten eine Leiter rüber legen und ihn mit dem Spineboard rüber holen, Lieutenant.", meldete sich nun auch Diaz.

"Hört auf zu Diskutieren und holt meinen Bruder hier raus, verdammt.", schnauzte ich sie an, worauf hin nichts mehr kam.

"Okay Madison, wir geben dir jetzt so eine gelbe Trage ins Auto. Du musst Ryan dadrauf legen und dann über die Leiter, welche wir am Auto angelegt haben, zu uns schieben.", erklärte mir Michael die Situation. Ich nahm das Spineboard an, hiefte Ryan darauf und schob ihn über die Leiter den anderen Entgegen. Kurz bevor ich wieder im Auto war, platzte der erste reifen und etwas von der Säure spritzte in meine Richtung.

Schmerz spürte ich nicht, also ging ich weiter ins Auto und hielt meine anderen beiden Brüder bei Bewusstsein.

"Ryan ist auf dem Weg ins Krankenhaus. Wir müssen warte, bis die Säure eingedämmt ist, dann können wir auch raus.", klärte ich meine Brüder auf und sah mir die beiden auch genauer an. Bis auf eine Platzwunde und ein paar Kratzer ging es ihnen gut.

"Meine Beine sind eingeklemmt.", teilte mir Jayden mit.

"Wir kriegen euch hier raus. Keine Sorge.", beruhigte ich sie.

"Warum können wir nicht auch über diese verdammte Leiter?", fragte Dylan und fuchtelte wild mit den Händen.

"Eben ist schon ein Reifen geplatzt. Dabei spritzt die Säure und könnte einen von uns schwer verletzen. Es ist hier drin sicherer.", erklärte ich ihm und nahm die Hände von meinen beiden Brüdern.

"Wir schaffen das.", sagte ich und Jayden lächelte mich an.

"Ich bin stolz auf dich Kleines.", ich sah ihn mit Tränen in den Augen an. Es klang wie eine Art Verabschiedung.

"Okay, wir kommen jetzt. Du ziehst jetzt deine Jacke aus und legst sie zuerst über Jayden. Wir schlagen die Scheibe ein, befreien ihn und holen ihn dann aus dem Wagen. Dann legst du deine Jacke über Dylan und wir machen das selbe bei ihm. Als letztes kommst du raus.", teilte mir Michael über Funk mit.

"Verstanden.", sagte ich, zog meine Sauerstoffflasche ab, legte mein Funkgerät neben mich und legte dann meine dicke Jacke über Jayden.

Sie schlugen wie bereits gesagt die Scheibe ein und nach ein paar Minuten konnte ich meine Jacke über Dylan legen. Auch er wurde raus geholt und zuletzt halfen die Jungs mir aus Jaydens Auto.

"Kann ich mitfahren?", fragte ich die Sanitäter des Krankenwagens, welcher Jayden ins Krankenhaus fuhr.

"Natürlich Miss.", sagte er und ließ mich einsteigen.

"Dürfte ich mir das mal ansehen?", fragte er und deutete auf meinen Hals.

"Was ist da?", fragte ich und sah ihn verwirrt an.

"Eine ziemlich heftige Verätzung. Fühlen sie das nicht?", fragte er und deutete mir mich auf die Liege, neben meinen Bruder Jayden zu setzen. Dylan fuhr mit einem anderen.

"Nein Sir.", antwortete ich der Wahrheit entsprechend auf seine Frage.

Er gab mir die Anweisung meinen Kopf zu drehen und ich konnte mir einen Schmerzerfüllten Schrei nicht unterdrücken. Fuck tat das weh. Er legte mir einen Zugang, desinfizierte die Wunde und klebte dann eine Kompresse drüber. Er gab mir Schmerzmittel und Jayden sah mich nur besorgt an. Kurz darauf kamen wir auch schon im Chicago Med an.

"Verletzter mit Kopfplatzwunde und Feuerwehrfrau mit Verätzung am Hals. Der Verletzte hat vermutlich eine leichte Verätzung der Atemwege und eine leichte Gehirnerschütterung.", ich lief neben dem Sanitäter her, welcher meinen Bruder in einen Raum schob. Mit rein durfte ich nicht, allerdings wurde ich in einen anderen Raum geführt und dort nochmal durchgecheckt und professionell verbunden.

"Wie geht es den Geschwistern Queens? Ich bin der Onkel, sie wurden gerade eingeliefert.", hörte ich Michaels gestresste Stimme von draußen.

"Darf ich dann gehen?", fragte ich und der Arzt nickte mir zu.

"Madison.", Nolan kam entgeistert auf mich zu, "Warum sagst du denn nicht, dass du etwas von der Säure abbekommen hast?"

"Mir gehts gut, das ist halb so schlimm.", meine Jacke hatte ich in der linken Hand und mit der anderen zog ich ihn an mich ran.

"Versprochen.", flüsterte ich in sein Ohr und küsste kurz darauf die Stelle darunter.

"Madi.", hörte ich wieder Michael, welcher erleichtert auf uns zu kam.

"Wie geht es Ryan?", fragte ich und sofort lag meine ganze Aufmerksamkeit auf ihm.

"Er ist gerade aus dem OP. Er hatte innere Verletzungen aber du hast ihm das Leben gerettet. Ich bin so stolz auf dich.", er umarmte mich fest und küsste meinen Kopf. Meinen Helm hatte ich eben der Drehleiter mit gegeben.

"Jayden und Dylan sind auch stabil, sie sollen nur eine Nacht zur Beobachtung hier bleiben. Und jetzt sagst du mir bitte, wieso du auch eingeliefert werden musstest.", er sah mich mahnend an.

"Als wir Ryan raus geholt haben und ich wieder rein sollte, ich ein Reifen geplatzt und ein bisschen von der Säure ist auf mich gespritzt. Der Sanitäter wollte, dass ich mich durchchecken lasse, weil ich nichts gespürt habe. Die Wunde ist jetzt aber gesäubert und verbunden. Ich kann ohne Probleme weiter arbeiten.", ich grinste ihn an, er schmunzelte aber nur, schlug mir leicht auf den Hinterkopf und wir begaben uns zu dem Rest des Teams.

Ich hatte eine Frau verloren, dafür konnte ich aber meinen Brüdern das Leben retten. Der Tag war anstrengend und verdammt mieß, keine Frage, aber das gehörte dazu. Das Leben war nun mal nicht immer leicht.

The GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt