Das Unbekannte

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Am nächsten Morgen war ich bereits vor meinem Wecker wach. Müde rieb ich mir den Schlaf aus den Augen und blinzelte erstmal. Nervosität machte sich in mir breit und ich stand mit einem schlechten Gefühl im Bauch auf. Ich hatte bereits zwei Stunden vor Dienstbeginn ein schlechtes Gefühl, das konnte nichts Gutes bedeuten. Nachdem ich mir dessen bewusst wurde, quälte ich mich widerwillig aus meinem warmen, gemütlichen Bett und torkelte ins Bad. Da ich nicht wusste, was ich anziehen sollte, stieg ich nach dem Duschen gleich in meine Uniform. Meine Haare band ich wie immer geflochten zurück in zwei Zöpfe. Mein Makeup fiel heute ebenfalls nicht spektakulär aus, weshalb ich es bei Concealer und Mascara belies. Fertig machte ich mich auf in die Küche, wo ich mir einen Kaffee für den Weg und etwas gesundes zum Frühstück machte. Nach dem Essen schnappte ich mir meine zuvor gepackte Tasche und lief zum Auto, welches ich startete und zu meinem Arbeitsplatz steuerte.

Bereits 20 Minuten vor Schichtbeginn, stand ich vor der Wache, was ich ausnutzte um ein wenig mit der 3. Schicht zu quatschen. Sobald die ersten von meiner Schicht eintrafen, gingen auch die ersten der 3. Schicht, was bedeutete, dass ich nun im Dienst war. Kaum waren auch schon alle von uns da, kam auch schon der erste Einsatz rein, als hätte er nur darauf gewartet, dass wir vollzählig waren. Es ging zu einem Wohnungsbrand in die Weststreet. Innerhalb von 7 Minuten standen wir vor dem angegebenen Haus. Von außen waren weder Rauch, noch Flammen zu sehen. Louis entschied, dass wir trotzdem reingehen würden und die Rüstgruppe das Umfeld erkunden sollte. Mit Atemmasken und allem was dazu gehörte gingen wir in das Mehrfamilienhaus und klopften an jede Tür. Niemand öffnete. 

"Irgendwas stimmt hier nicht.", flüsterte ich Louis zu, welcher nur skeptisch nickte. 

"Rückzug, hier ist nichts.", mit einem letzten Blick ins oberste Geschoss drehte er sich um und ging seinem Team hinterher. 

Keine Minute nachdem wir das Haus verlassen hatten, flog das Gebäude in die Luft. Geschockt hielt ich die Luft an. Das konnte doch nicht sein!

"Chief kommen sie sofort zum Einsatzort. Wir sind grad knapp einem Anschlag entkommen.", die Rüstgruppe rannte auf uns zu, Michael schloss mich erleichtert in seine Arme.

"Gehts allen gut?", ein Nicken ging durch die Runde. Der Chief und die Cops trafen beinahe zeitgleich ein.

"Ist jemand verletzt?", jeder schüttelte den Kopf.

"Löscht das Haus. Lieutenants zu mir.", der Chief duldete keinen Widerspruch, weshalb wir taten was er sagte und danach wieder zur Wache fuhren.

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Einige Einsätze später war es bereits Nachmittag und wir kochten grade Mittagessen, als wir den Einsatz reinbekamen, dass sofort alle verfügbaren Rettungswägen zu einer Highschool am Rande der Stadt fahren sollten. Da ein RTW unterbesetzt war, sprangen Mary und ich kurzerhand ein und fuhren zum Einsatzort. Angekommen war bereits die Hölle los. Wir hatten die Anweisung ABC-Schutzkleidung zu tragen, weshalb wir uns in schale warfen und dann zum Schulleiter gingen. Anscheinend waren wir erst der zweite Rettungswagen vor Ort, was für uns bedeutete, dass wir mit die schwerste Arbeit hatten. Der Seuchenschutz war bereits alarmiert. Ich wusste, dass mein Bauchgefühl mich niemals täuscht. Die Schüler kamen uns mit blau unterlaufenen Lippen, Nasenbluten und erbrochenem auf den Klamotten entgegen. Was zum Teufel war hier bitte los? 

"Ich hab das schonmal irgendwo gesehen.", grübelte Mary, während sie sich einen der Highschool Schüler genauer ansah, "Das gesamte Gebiet muss sofort abgeriegelt werden. Ich weiß, was hier los ist. Die Krankheit nennt sich labia caeruleum. Zu Deutsch "Blaue Lippen" es fängt alles mit blauen Lippen an, dann kommen die Kopfschmerzen, das Nasenbluten, die Übelkeit und nach einigen Minuten tritt Atemnot ein. Wir müssen uns beeilen sonst erstickt hier einer nach dem anderen."

Wir teilten uns auf. Jeder, der bereits Atembeschwerden hatte, wurde an einen anderen Rettungswagen überwiesen, welcher denjenigen versorgte und in ein Krankenhaus brachte, was auf solche Fälle ausgerichtet war. Zum glück hatten wir in Chicago eins. 

Glücklicherweise, fehlten heute zwei Jahrgänge der allgemein schon kleinen Schule, welche nur insgesamt 589 Schüler besuchten. Das bedeutete für uns, dass wir uns nur um höchstens ca. 300 Schüler kümmern mussten. Die, die keine Anzeichen zeigten wurden in die Aula gebracht, die bei denen sich die ersten Symptome zeigten wurden auf den Schulhof gebracht, wo sie nach und nach ins Krankenhaus gebracht wurden. Einer der Schüler war bereits gestorben, wie wir erschrocken feststellen mussten, als wir die Toiletten durchsuchten. Er war offenbar bewusstlos geworden und mit dem Nacken auf eines der Waschbecken geknallt, wobei er sich das Genick brach und sofort verstarb. Auch unsere Rüstgruppe und Drehleiter rückten nun zur Unterstützung nach. Ebenfalls in voller Seuchenschutzmontur. Sie gingen nun durch die Räume und sahen nach Schülern, welche es eventuell nicht mehr mit raus geschafft hatten.

Nach 4 Stunden Schüler sortieren und behandeln, hatte dieser Albtraum endlich ein Ende. Zurück auf der Wache wurden wir alle für den restlichen Tag frei gestellt, da die 2. Schicht bereits für uns eingesprungen war. Für mich war aber scheinbar anderes geplant, da der Chief mich unverzüglich in seinem Büro sehen wollte.

"Madison du wirst für 2 Wochen zurück ins Internat fahren.", ließ er die Bombe direkt platzen, "Wir wissen leider noch nicht wer hinter dem Anschlag von heute morgen steckt, weshalb wir dich keinem Risiko aussetzen dürfen. Außerdem darfst du wegen dem Einsatz heute in der Highschool, genau wie Mary zwei Wochen nicht arbeiten, falls auch Symptome bei euch auftreten sollten. Ich weiß, du bist den ersten Tag erst wieder hier aber ich muss dich jetzt bitten auf direktem weg ins Internat zu fahren. Nicht erst noch kurz nach Hause sondern direkt nach Cranesville zurück."

Erschüttert nickte ich, nahm meine Sachen zusammen und setzte mich trotz meiner bösen Gedanken in meinen Wagen und machte mich auf den sehr zeitaufwendigen Weg zurück ins Internat. Die ganze Zeit schwirrten mir aber nur vier Fragen durch den Kopf: Wie würde Kyle auf mich reagieren? Wie würden wir miteinander auskommen? Was passiert am Ende der zwei Wochen? Wie würde ich auf Kyle reagieren?

Mister Andrews wusste anscheinend auch schon bescheid, ich hatte aber ausdrücklich darum gebeten es nicht einmal meinen Jungs zu erzählen. Kein unnötiges Aufsehen erregen, das war grade meine oberste Priorität, vielleicht würden die Gesichter der Jungs ja auch ganz lustig sein, wenn ich gegen Mitternacht vor der Tür stehe, in Uniform, mit zerzausten Haaren und vermutlich auch noch von einem der Einsätze ein wenig Rus auf der Stirn. Dazu kam, dass ich mich eben noch irgendwie geschnitten hatte, es nicht mitbekommen habe und nun Blut im Gesicht hatte. Einen Schreck würden sie auf jeden Fall kriegen.

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SOOOOOO hier ist die versprochene Fortsetzung. Ich hoffe diesmal auch lang genug. Und nein ich habe keine Ausrede für euch... Ich war einfach nicht Motiviert genug zu schreiben und genauso wenig kreativ. Jetzt bin ich aber mit reichlich Ideen wieder da! Luv U<3

The GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt