Das Molly's

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Um 19 Uhr fing ich an mich fertig zu machen. Ich hatte bis vor zwei Stunden geschlafen. Nun stand ich vor meinem Kleiderschrank und wusste nicht was ich anziehen sollte. Dann fiel es mir wieder ein: ein Kleid, welches ich mir in Chicago mit Steph gekauft hatte. Ich hatte es noch nie getragen, da ich nie einen richtigen Anlass hatte, es war nicht zu schick aber auch nicht zu lässig. Es hatte ein interessantes Muster, war schwarz und am Dekolletee, den Armen und an den Oberschenkeln durchsichtig.

Schnell ging ich duschen, zog mir passende Unterwäsche an, eine Hautfarbene Strumpfhose drüber und zum Schluss das ungetragene Kleid. Meine Haare wurden geföhnt und gelockt, um dann locker über meine Schultern zu hängen. Dezentes Make-up bedeckte mein Gesicht und eine kleine schwarze Tasche beinhaltete meine wichtigsten Sachen. Zum Schluss zog ich mir noch schwarze hohe Schuhe an und stöckelte die Treppe hinunter zu meiner Garderobe, wo ich mir eine Lederjacke überzog.

Da ich noch nie in meiner Garage war, noch genügend Zeit und irgendwie Hoffnungen auf ein eigenes Auto hatte, führten mich meine Schritte in die anliegende Garage und tatsächlich: ein schwarzer Chevrolet Impala von 1967 stand vor mir. Sofort musste ich grinsen. Alt hin oder her. Ich liebte dieses Auto. Anscheinend hatte Dad sich Hilfe von meinen Brüdern geholt, was meine Geschmäcker anging.

Ich schloss das Auto mit dem Schlüssel auf, welcher auf einer Ablage daneben lag und ließ mich hinein sinken um den Motor auf gluckern zu lassen und fuhr in die Richtung des Molly's.

Nach guten 15 Minuten hielt ich vor der Bar und stieg grinsend aus. Der Impala wurde abgeschlossen, meine Hand strich leicht über das schwarz lackierte Blech und meine Füße führten mich in die Bar.

"Hey Mad, gut siehst du aus.", rief mein Onkel und ich gesellte mich zu der 2. Schicht der Feuerwache 51.

"Danke", lächelte ich und ließ mich in seine Arme ziehen.

"Wie gehts dir?", flüsterte er so leise, dass nur ich es hören konnte.

"Gut, schätze ich.", mein schwerer Kopf lehnte sich an seine Schulter und kurze Zeit später stand schon ein Bier vor mir.

"Ich muss doch noch fahren.", ich verzog entschuldigend mein Gesicht.

"Erstens, Alkoholfrei, zweitens, seit wann hast du ein Auto?", Williams stand hinter der Bar und sah mich verwirrt an.

"Weiß ich auch nicht. Da stand jedenfalls eben der Wagen in meiner Garage und ich nahm den Schlüssel uns fuhr her.", die Jungs sahen mich belustigt an und ich nahm einen Schluck von der alkoholfreien Brühe.

"Also mit Alkohol schmeckt das trotzdem besser.", lachte ich und schüttelte meinen Kopf.

"Hey, Leute", unterbrach uns plötzlich eine raue Stimme hinter mir.

"Scheiße.", murmelte ich kaum hörbar doch sah nur wie der Officer vor mir sich anspannte.

"Queens. Schön sie wieder zu sehen.", er zwang sich ein Fake-Lächeln auf und nickte leicht mit dem Kopf.

"Die Freude ist ganz auf meiner Seite.", lächelte nun auch ich und begab mich mit einer leisen Entschuldigung zur Toilette.

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"Gut sehen sie aus. Steht ihnen besser als die Sträflingskleidung.", Officer Simpson sah mich an, während ich meine Zigarette ansteckte.

"Danke, sie sehen auch so aus, als hätte man ihnen den Stock aus dem Arsch gezogen.", grinste ich und ihm entfloh ein leises Lachen.

"Frech wie immer.", stellte er fest und schüttelte leicht den Kopf.

"Seit wann sind sie hier in Chicago?", ich zog abwartend an meiner Zigarette.

"Meine Schwester hat sich bei mir gemeldet. Da hier ein Platz frei war, wechselte ich kurz nach deiner Urteilsverkündung nach Chicago.", der Officer lehnte sich entspannt an die Wand.

"Familie über allem nicht wahr?", mit einem Nicken wurde meine Frage beantwortet.

"Reden sie immer so mit den Menschen, deren Leben sie teilweise zerstört haben?", angespannt drehte ich den Glimmstängel zwischen Zeigefinger und Daumen.

"Madison-", sofort drückte ich die Zigarette aus und ging zurück in die Bar.

"Worüber habt ihr geredet?", fragte Louis misstrauisch.

"Nichts besonderes, Vergangenheit und so.", murmelte ich als Antwort und sah nachdenklich auf die halb leere Falsche in meiner Hand.

"Woher kennt ihr euch?", weiter ging die Fragerei.

"Ist das nicht egal?", seufzend sehnte ich mir nichts lieber als Alkohol her.

"Woher kennt ihr euch, Madison?", mehr Nachdruck.

"Er hat mich festgenommen.", hauchte ich so leise, dass ich mich selbst kaum verstand.

"Oh.", mehr kam nicht. Nur ein einfaches Oh.

"Tut mir leid, ich will euch den Abend nicht versauen. Ich sollte sowieso noch ein paar Sachen auspacken."

"Madison, bleib hier.", seufzte der beste Freund meines Onkels.

Ich sah ihn nur mit einem leeren Blick an.

"Er hat auch nur seinen Job gemacht."

"Ich war unschuldig.", weiterhin kopfschüttelnd verließ ich die kleine gemütliche Bar und setzte mich in meinen Wagen. Was ein scheiß Abend.

Als dann aber plötzlich die Beifahrertür auf ging und Nolan neben mir saß verlor ich den Glauben an die Menschheit.

"Was möchtest du Nolan?", stöhnte ich genervt auf und ließ meinen Kopf gegen das Lenkrad sinken.

"Reden.", antwortete er monoton.

"Dann rede. Ich werde jetzt nach Hause fahren und mich vermutlich betrinken. Letzte Chance aus zu steigen."

"Ich komme mit. Du wirst dich nicht betrinken.", mit gehobenen Augenbrauen sah ich zu ihm rüber und startete den Motor.

"Erst vögeln, dann reden, das sind mir die liebsten.", murmelte ich vor mich hin und starrte weiter auf die Straße.

"Madison.", knurrte der Mann neben mir.

"Nolan.", zischte ich zurück.

"Du kannst mich so viel provozieren wie du willst. Ich werd dich nicht allein lassen.", Nolan lehnte sich in dem Sitz meines Impalas zurück und sah aus dem Fenster.

Es war bereits halb eins und ich merkte, wie die Müdigkeit durch meine Knochen floss.

"Officer Simpson hat dich festgenommen, richtig?", mit einem Nicken parkte ich vor meinem Haus.

"Na los, steig aus. Ich werde dich nicht in meinem Auto schlafen lassen, du erfrierst mir noch.", mit diesem letzten Satz stieg ich aus, lief auf mein Haus zu und schmiss die Schuhe in irgendeine Ecke. Mit einer Flasche Whiskey bewaffnet, schüttete ich zwei Gläser voll mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit.

Ich ließ mich auf das Sofa sinken, welches Liam vor kurzem noch als Bett missbraucht hatte.

"Ich habe es zuhause in LA gehasst. Immer. Nichts wäre mir lieber als meinen Dad zu umarmen und mich bei ihm auszuheulen. Nur leider hasst er mich.", ich lachte ironisch auf, exte den Rest des Glases und erhob mich von dem großen, schwarzen Sofa.

"Das Gästezimmer ist die erste Tür links, wenn du hoch kommst. Guck dich um wenn du möchtest. Oben ist ansonsten nur mein Schlafzimmer, ein Bad und noch ein Gästezimmer.", mit einem letzten Blick über die Schulter verließ ich den Raum und ging die Treppen nach oben, wo ich mich umzog, abschminkte, meine Zähne putzte und erschöpft in mein großes weiches Bett fiel.

The GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt