Krank

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Der Rest des Tages ist relativ ruhig verlaufen. Wir aßen alle zusammen, saßen noch ein wenig auf der Couch und redeten einfach nur bis ziemlich spät in die Nacht. Ich kann mich nicht mehr erinnern, dass ich irgendwann ins Bett gegangen war also musste ich wohl auf der Couch eingeschlafen sein. 

Ich streckte mich und spürte etwas hartes unter mir. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und sah die vier Jungs tief und fest schlafend. Kyle halb unter mir. Als ich auf die Uhr sah, bemerkte ich, dass es erst 6 Uhr war. Ich war tot müde.

"Komm wieder her und schlaf noch ein bisschen.", meldete sich plötzlich ein raues Murmeln und ich sah zu Kyle, welcher mich anlächelte und seine Arme ausstreckte. Ich machte es mir wieder in seinem Arme gemütlich und schloss die Augen. Nach ein paar Minuten war ich dann wieder eingeschlafen und schlief so gut wie lange nicht mehr.

Erst durch leises murmeln und einen Blitz wurde ich wach.

"Mach doch den Blitz aus du Idiot. Willst du, dass sie aufwachen?", zischte eindeutig Liam.

"Zu spät.", knurrte Kyle mit einer extrem rauen Stimme und ich brummte nur und vergrub mein Gesicht in seiner Brust. Er drückte mich ein wenig fester an sich und fragte dann unsere Mitbewohner wie lange es noch bis zum Unterricht dauerte. 

"Wir haben heute nur nachmittags Sport. Alles andere fällt aus weil die Lehrer auf ner Weiterbildung sind. Nur halt der Coach nicht weil wir eine Aufsichtsperson oder so brauchen. Deshalb haben wir auch heute zusammen mit Madison.", ich bin um sonst wach.

Ich brummte mal wieder und versteckte ich noch mehr in Kyles Armen und unter der Decke.

"Da ist aber jemand müde.", lachte Killian und ich brummte mal wieder nur. Ich hatte Kopfschmerzen und mir war schlecht.  

Scheiße, ich musste kotzen. Etwas zu schnell sprang ich auf und sprintete zur Toilette, wo ich mich keine 10 Sekunden später übergab und danach erschöpft gegen die Wand lehnte.

Ich stand vorsichtig auf und sah die Jungs besorgt vor der Tür stehen. 

"Mir gehts gut.", lächelte ich schwach und stützte mich am Türrahmen ab.

"Bist du dir sicher?", fragte Kyle und kam auf mich zu und griff vorsichtig meine Hand.

"Du bist eiskalt.", stellte er erschrocken fest und im nächsten Moment konnte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten und fiel in Richtung Boden, bevor ich allerdings aufkommen konnte, packte mich Kyle an der Hüfte und hob mich hoch. 

"Ich bring dich zur Krankenstation.", ich nickte und schnappte nach Luft. Es fühlte sich schrecklich an, als würde dir jemand so fest auf die Brust drücken, dass alles Brechen würde und du nichts mehr machen könntest, nicht mal sterben oder ohnmächtig werden. 

Ich sah nichts mehr scharf. So langsam bemerkte ich die Tränen, welche meine Wangen herunter rannten. Meine Hand krallte sich in Kyles Shirt und ich rang weiter nach Luft.

Als er mich auf etwas weiches Ablegte griff ich nach seiner Hand. Er sollte mich nicht allein lassen.

Ich bekam etwas auf Mund und Nase gedrückt, was mir half zu Atmen. Wenige Augenblicke später konnte ich zwei Personen erkennen, welche mich auf etwas anderes legten und meinen Puls maßen.

Danach wurde ich in einen Krankenwagen geschoben und mir wurde ein Atemgerät umgebunden, Kyles Hand fand meine wieder und schon fuhr der Wagen los. Mir wurde ein Zugang gelegt und ich wurde an den Tropf und den Monitor angeschlossen und kurze zeit später wurde alles schwarz. Endlich. 

Als ich das nächste mal aufwachte war ich im Krankenhaus und jemand küsste gerade meine Stirn und legte sich neben mich.

"Kyle?", fragte ich voller Hoffnung und tatsächlich erklang daraufhin seine raue Stimme. Er hole einen Arzt, welcher mir die Situation erklärte und dann wieder verschwand.

Ich hatte eine Blutvergiftung und musste Notoperiert werden, weshalb ich jetzt noch 4 Tage im Krankenhaus bleiben musste und danach 3 Tage noch Bettruhe hatte. Außerdem tauschte er das Beatmungsgerät gegen eine Sauerstoffbrille, damit ich mich mit Kyle unterhalten konnte. Ach und ich musste eine Schlaufe um meinen Arm tragen um meine Schulter zu entlasten. zum glück die linke.

Sie mussten mir ein Stück Metall aus der Schulter entfernen, welches angefangen hatte sich in meinem Blut freizusetzen.

"Ich hatte so eine angst um dich.", murmelte Kyle und strich eine Sträne hinter mein Ohr.

"Du weißt doch, dass ich nicht so schnell klein zu kriegen bin.", lachte ich leicht und schmiegte mich an ihn.

"Wie ist das in deine Schulter gekommen?", fragte er vorsichtig.

"In meinen ersten paar Wochen im Gefängnis ein paar Prügeleien und ein paar Messerstechereien. Ich schätze bei einer von denen muss es dort rein gekommen sein. Es wurde nicht weiter drauf geachtet und ich wurde in Einzelhaft gesteckt. Die einzigen mit denen ich Kontakt haben durfte, waren die Wärter. Ich war im Hochsicherheitstrakt inhaftiert. Deshalb bin ich auch zu euch aufs Zimmer und deshalb wird alles was ich sagen sehr ernst genommen.", ich spielte gedankenverloren mit seiner Hand und er strich mir behutsam über den Arm.

"Ich bin froh, dass du bei uns bist.", meinte er nach einiger Zeit und ich drehte meinen Kopf zu ihm. Er war mir verdammt nah. 

Sein Atem streifte über meine Lippen und ich bekam augenblicklich eine Gänsehaut. Ich öffnete meinen Mund leicht doch kein Wort verließ meinen Mund. Er näherte sich mir langsam. Es war doch noch viel zu früh für einen Kuss oder? Scheiß drauf. Ich legte meine Lippen vorsichtig auf seine und er zog mich behutsam näher an sich. Unsere Lippen bewegten sich langsam und vorsichtig und doch im Einklang aufeinander.

Als wir uns trennten hielt ich meine Augen weiterhin geschlossen.

"Das war der Wahnsinn.", man hörte das grinsen aus seiner Stimme. Langsam öffnete auch ich meine Augen.

Ich konnte einfach nicht aufhören zu grinsen. Kyle sah mir tief in die Augen und legte seine Hand an meine Wange.

"Du bist der Wahnsinn.", er legte seine Lippen an meine Stirn und ich hatte angst, dass gleich ein Arzt wegen meines schnellen Herzschlags kommen würde. Ich lächelte und kuschelte mich weiter an ihn. Als dann allerdings die Jungs rein kamen war es vorbei mit der Ruhe.

"Was machst du denn für Sachen?", fragte Jackson und schmunzelte. 

"Und wie Kyle dich getragen hat. Glatt zum verlieben. Schnapp ihn dir.", flüsterte er mir noch ins Ohr. Ach ja, ich hatte vielleicht vergessen zu erwähnen, dass Jackson schwul war. Mega cool oder?

Naja jedenfalls unterhielten wir uns noch ein wenig und Liam stellte ein paar Sachen, die sie für mich mitgebracht hatten vor den Schrank.

Irgendwann mussten sie dann aber leider alle gehen und ich blieb mal wieder allein zurück. Später brachte mir eine Schwester noch mal irgendwas gegen die Schmerzen, worum ich ihr sehr dankbar war. 

Irgendwie schaffte ich es dann auch endlich mal einzuschlafen und fiel erschöpft in einen Traumlosen Schlaf.

The GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt