Als ich nach einigen Stunden am Internat ankam, war ich mehr als K.O.. Wir hatten einen anstrengenden Tag auf der Arbeit und dann auch noch die lange Autofahrt. Was meine Müdigkeit allerdings in den Hintergrund stellte, waren einerseits die Nervosität, welche meinen Körper flutete, andererseits aber auch der Bärenhunger, welcher in meinem Bauch rebellierte. Am liebsten würde ich jetzt essen, duschen und dann direkt schlafen. Nicht mehr, nicht weniger. Kyle musste ich auch nicht unbedingt begegnen. Natürlich wusste ich, dass ich nicht drumherum kommen würde, da wir uns ein Zimmer teilten und er, auch wenn wir seit einigen Wochen nicht mehr miteinander geredet hatten, mein Freund war. Außerdem schliefen die Jungs um diese Uhrzeit nie. Es war erst knapp 23 Uhr, was ich dem guten Verkehr, allerdings auch meiner schnellen Fahrweise zu verdanken hatte. Meine Wunde hatte ich mit einem kleinen Verband versorgt, welchen ich noch verpackt im Handschuhfach gefunden hatte und da ich nichts versauen wollte, musste er hat hinhalten. Müde stieg ich aus meinem alten Wagen und schlug die Tür hinter mir zu. Irgendwie schleppte ich mich in den Aufzug und dann noch den Gang runter zu unserem Zimmer. Da mein Schlüssel ebenfalls glücklicherweise in meinem Handschuhfach lag, schloss ich so leise wie möglich die Tür auf und spähte erstmal vorsichtig hinein. Doch selbst jetzt lagen bereits vier fassungslose Augenpaare auf mir, bzw. meinem Kopf.
Langsam atmete ich ein letztes mal durch, trat dann endgültig ein und schloss die Tür hinter mir. Das Zimmer war ordentlich. Wie sie es vor meiner Abreise vor einigen Monaten versprochen hatten. Die Küche führte kein eigenes Leben und alles sah so aufgeräumt aus, wie ich es hinterlassen hatte. Drei der vier Jungs sprangen auf und überhäuften mich mi Fragen, meine Aufmerksamkeit galt aber nur dem einzigen Jungen, welcher sitzen geblieben war und nun verletzt weg sah. Kyle. Mein Freund. Er konnte mir nicht mal in die Augen gucken, so verletzt war er.
Ohne auch nur eine einzige der Fragen zu beantworten, ging ich in die Küche und suchte nach Essen. Schnell schnappte ich mir einen Apfel und aß ihn in Lichtgeschwindigkeit auf. Danach machte ich mich auf den weg zu meinem Zimmer. Mit einem letzten "Ich geh duschen", verschwand ich in meinem Zimmer, suchte mir frische Klamotten raus und lief dann auf direktem Wege ins Bad, wo ich mir meine Uniform abstreifte, meine Zöpfe löste und den Verband von meiner Hand entfernte, um kurz darauf duschen zu gehen.
Ich weiß nicht genau wie lange ich das Wasser über meinen Körper fallen ließ, doch als ich in meine Jogginghose stieg, fühlte es sich an, als wären Jahre vergangen. Endlich sauber trat ich aus dem Bad und schmiss meine verschwitzte Uniform augenblicklich in die Waschmaschine. Danach drehte ich mich um und sah sofort in die schönsten zwei Augen, welche es auf der Welt für mich gab. Kyle war zu mir in die Küche gekommen und musterte mich nur wortlos.
"Es tut mir leid.", sagten wir beide gleichzeitig. Verwirrt verzog ich mein Gesicht.
"Was tut dir denn leid? Du hast keinen Fehler gemacht. Ich hätte dich nicht einfach allein lassen sollen, sondern da bleiben oder mit dir ab hauen sollen. Ich konnte nicht mehr hörst du? Ich hab das alles nicht mehr ausgehalten. Dieses 'Perfekt' sein. Ich konnte es nicht. Und doch habe ich mein eigenes Versprechen gebrochen, dich niemals im Stich zu lassen. Ich habe dich dem Mann überlassen, welchen ich von allen am wenigsten leiden kann und das tut mir mehr als leid. Es tut mir leid, dass ich nicht mal den Mut dazu hatte, dir zu schreiben, geschweige denn dich anzurufen.", reuevoll blickte ich zu Boden.
"Hör auf dir Vorwürfe zu machen, Madison. Ich wusste, dass du ihn hasst. Ich hätte sehen müssen wie unwohl du die gefühlt hast und doch habe ich es nicht, sondern hab auch noch den Kontakt zu dir abgebrochen. Als du eben hier durch die Tür kamst. Es tat mir alles so leid. Ich war so froh dich endlich wieder zu sehen. Aber als ich sah, wie schrecklich und zugleich heiß du in dieser dreckigen Uniform und mit den verstrubbelten Haaren aussahst konnte ich dir nicht mehr standhalten.", er kam ein paar Schritte auf mich zu.
"Madison, ich bitte dich, verlass mich nicht.", sanft nahm er mein Gesicht zwischen seine Hände.
"Ich sollte dich anflehen, nicht du mich, Kyle.", paralysiert sah ich in seine Augen.
"Das heißt du verlässt mich nicht?", wenn ich mich nicht ganz täuschte, sah ich kleine Tränen in seinen Augen aufblitzen.
"Ich hätte keinen Grund, du bist der Mann mit dem ich meine Zukunft verbringen möchte.", vorsichtig schlang ich meine Arme um seinen Körper. Überglücklich presste er mich an sich und wirbelte mich durch die Luft. Zum ersten mal seit Wochen fühlte ich mich komplett. Ich hatte die Feuerwehr, Kyle und die Familie die ich mir schon immer gewünscht hatte.
Nachdem er mir noch einen Kuss auf die Stirn hauchte, gingen wir zu den anderen ins Wohnzimmer uns sahen noch ein wenig fern. Nach einigen Fragen wie, hast du schonmal in Brand gestanden, was fühlst du, wenn du in brennende Häuser rennst und ob ich mich wie ein Superheld fühle, weil ich weiß, dass ich mit meinem Beruf, Menschen das leben rette.
Außerdem erklärte ich ihnen natürlich auch noch, weshalb ich vorübergehend wieder da war, was mir einige traurige Blicke bescherte, da sie gehofft hatten, dass ich länger als nur zwei Wochen bleiben würde. Als dann die Nachrichten automatisch angingen, staunten wir alle fünf nicht schlecht. Anscheinend war die Presse sowohl bei der Explosion, als auch bei der Schule heute dabei und filmten alles mit. In den Nachrichten hörte man nur noch die Wörter Queens, Feuerwehr und Anschlag. Zudem stellten die Reporter schon jetzt irgendwelche Theorien auf, wer da einen Anschlag auf uns verüben wollte, wer getroffen werden sollte, ob sich die Krankheit aus der Schule verbreiten würde oder wieso denn ein wohlhabendes und doch so anscheinend verzogenes Mädchen wie ich etwas für andere Menschen tun würde.
Irgendwann wurden mir die Fragen aber doch zu viel und ich verabschiedete mich von den Jungs, Kyle gab ich einen Kuss und ging dann erschöpft ins Bett.
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The Girl
Teen FictionMadison Queens wurde verurteilt, sie kommt auf Bewährung raus. Ihr Vater entscheidet jedoch, dass sie auf ein Internat muss. Sie wird mit Polizei-Bewachung dort hin gefahren und gefesselt ins Gebäude geführt. Da es mitten im Unterricht ist, kann sie...