Emotionen

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In meinem Zimmer prügelte ich auf den Boxsack ein, welchen ich mir hier kurz nach meiner Ankunft aufhängen ließ. Irgendwann, als mir das Blut meiner Hände schon über die Arme lief und auf den Boden tropfte, ließ ich mich kraftlos auf den Boden fallen und fing an zu weinen. 

Nach einigen Minuten des Schluchzens ging ich an meine Tasche. Ich holte die Packung Zigaretten und das Päckchen Pillen raus. Ich ging in die Küche und nahm die Flasche Whiskey hinten aus dem Schrank. Die Jungs waren alle über 18 also machte ich mir da keine Gedanken drüber und ging zurück in mein Zimmer. Ich nahm erst einen Schluck der meiner Meinung nach widerlichen Flüssigkeit, öffnete dann das Fenster um mich kurze Zeit später auf die Fensterbank fallen.

Ich nahm noch einen Schluck und zündete dann meine Zigarette an. Nach ein paar tiefen Zügen und vielen weiteren Schlücken des Alkohols, fühlte ich, wie das drücken langsam von meiner Brust verschwand. Ich nahm zwei von den Pillen auf meine Hand und ließ die Packung danach unachtsam auf den Boden fallen. Mit einer schnellen Bewegung landeten die Pillen in meinem Mund und ich spülte sie mit einem weiteren großen Schluck des Whiskeys runter. Ich lehnte mich zurück und ließ meinen Tränen weiter freien lauf. Die Flasche fand wieder den Weg an meine Lippen und weitere drei großzügige Schlücke der bitteren und doch leicht süßlichen Flüssigkeit fanden ihren weg meine Speiseröhre herunter.

Als die Flasche fast leer war, ich die Wirkung des Alkohols und der Drogen deutlich spüren konnte, ging ich von meiner Fensterbank, schloss das Fenster so gut es ging und nahm ziemlich unschwer erkennbar wütende Stimmen von den vier Jungs wahr.

Sogar ich erkannte in meinem Zustand, wie wütend einer von ihnen den anderen an brüllte doch da ich auf die Toilette musste interessierte es mich herzlich wenig. Der Alkohol brannte leicht in meinen Wunden, dies störte mich jedoch auch nicht weiter. Das mein Shirt Runter gerutscht war und man die Hälfte meiner Brüste und meines BHs sah interessierte mich auch nicht wirklich und so mit machte ich mich, so gut es ging auf den Weg aus meinem Zimmer. 

Die Tür sah ich zwei bis acht mal, meine Möbel hüpften auf und ab und meine Beine gehorchten mir auch nicht. Taumelnd schaffte ich es dann an die Tür, wischte meine Tränen ab, womit ich mir die Wunden an der Hand wieder aufriss und das Blut ungehindert weiter auf den Boden tropfte. Ich schaffte es nach ein paar versuchen sogar meine Tür zu öffnen grinste die Jungs an und machte mich auf den Weg zur Toilette. 

Auf dem Weg fiel ich allerdings hin und schimpfte dann mit meinen Beinen, was sie sich denn raus nahmen, so mit mir umzugehen. Ich hiefte mich wieder hoch, mehr oder weniger, und nahm dann das erste mal so richtig meine Hände wahr. 

"Hehe, guck mal Kyle, ich blute.", sagte ich stolz und hielt ihm meine Hand hin. Zumindest vermutete ich, dass er es war. Es hätte genau so gut eine Zimmerpflanze oder eine einfache Tür sein können. 

Wie sich herausstellte, war es nicht Kyle, sondern unsere Theke, die die Küche vom Rest der Wohnung abgrenzte. Wie war ich denn bitte hier gelandet?

"Madison?", fragte eine dunkle Stimme plötzlich vorsichtig hinter mir. 

"Ja?", fragte ich, drehte mich so schnell ich konnte um und kam wieder ins Taumeln. Die Person drehte mich wieder ein Stück zurück und sah mir in die Augen.

"Scheiße, wie viel hast du getrunken?", hörte ich sie gedämpft fragen. 

"Naja, Jay war so gemein und dann war ich traurig... Ich hab dann halt ein bisschen getrunken und noch was anderes aber das verrate ich dir nicht.", ich grinste ihn an und streckte ihm die Zunge raus.

"Was hast du noch genommen?", fragte die Person, welche ich nun als Kyle enttarnt hatte und sah mich ernst an.

"Was bekomme ich wenn ich es dir sage?", fragte ich, und legte meinen Kopf schief.

"Rein gar nichts.", antwortete er und setzte mich auf einen der Stühle.

"Dann sag ich es dir auch nicht.", ich verschränkte meine Arme und erinnerte mich plötzlich, dass ich ja auf die Toilette musste.

"Komm schon, bitte.", ich hörte schon fast, wie er einen Schmollmund zog, stand allerdings auf und machte mich diesmal auf in Richtung Toilette.

Die Wirkung hielt ca 3-12 std an und ich merkte, dass sie bereits langsam schwächer wurde. 

Ich ging auf die Toilette zu und plötzlich wurde mir Kotzübel. Nachdem ich mich mal wieder in die Toilette übergeben hatte, lehnte ich mich an die Wand. Das wurde mir allerdings irgendwann zu langweilig und ich ging, nachdem ich noch mein Geschäft erledigt hatte wieder raus, wo Kyle schon auf mich wartete.

"Küss mich.", hauchte ich ihm wie aus dem nichts zu, da ich plötzlich unglaubliche lust auf ihn hatte.

"Ich werd dich nicht Küssen wenn du in  diesem Zustand bist.", er verschränkte seine Arme und ich merkte, dass ich langsam wieder normal sehen konnte.

"Und wenn ich dir sage was ich noch genommen habe?", ich sah ihn an und kam auf ihn zu. Ich drückte ihn in mein Zimmer und schloss die Tür hinter uns.

"Du bist nicht bei klarem Verstand, Madison.", stellte er fest und nahm meine Hände in seine.

"Was hast du gemacht?", fragte er und sah auf den Boxsack und gleich darauf auf den Boden gleich unter diesem. 

"Es sieht aus als hättest du jemanden ausgeweidet.", er sah sich weiter um und bleib bei dem Päckchen auf dem Boden vor der Fensterbank stehen. Sei Blick glitt weiter hoch und nun sah er auch die leere Whiskey Flasche und die Packung Zigaretten. 

"Was sind das für Pillen?", fragte er leise und sah nun wieder mir in die Augen.

"Ecstasy.", antwortete ich und verlor eine Träne, da ich langsam wieder zu Verstand kam.

"Es tut mir leid.", fügte ich leise hinzu und verlor weitere Tränen, während ich mein Gesicht im Kyles Brust drückte.

"Es tut mir so leid.", krächzte ich und fing noch mehr an zu weinen. Kyle legte langsam seine Arme um meinen Körper und küsste mich auf den Kopf.

"Wie wärs mit einer Dusche und dann ganz viel Wasser und kuscheln?", fragte er leise und ich nickte schwach. Er ging aus meinem Zimmer, legte schon mal ein paar Handtücher hin und ich sammelte zumindest schon mal die leere Flasche und das ausgeschüttete Päckchen ein. Das Päckchen verstaute ich wieder tief unter meinen Sachen und die Flasche stellte ich in die Küche.

Immer noch leicht benommen hiefte ich mich ins Bad, wo Kyle schon auf mich wartete und mir aus meinen Klamotten half, da ich das noch nicht so gut hin bekam. Er stellte mich zusammen mit meiner Unterwäsche unter die Dusche, machte das Wasser an und schmiss, während ich das Wasser über meine dreckige Haut prasseln lief, meine Kleidung in die Waschmaschine.

Als er damit fertig war, befahl er mir mich umzudrehen und massierte das Shampoo in meine Haare ein. Danach schäumte er meine Haut mit Duschgel ein, ließ dabei natürlich die nicht entblößten Bereiche aus. Er schob mich wieder unter das Wasser und kam mit in den leicht abgesenkten bereich, um mich wieder vorsichtig von dem Schaum zu befreien. Als er auch das erledigt hatte, haft er mir in ein Handtuch und ging kurz raus, damit ich mir frische Unterwäsche anziehen konnte und er mir frische Klamotten holen konnte, da ich dies eben vergessen hatte. 

Kyle kam mit einem seiner Pullis wieder, und strich vorsichtig über meine Narben über der Brust und am Bauch. Mit Tränen in den Augen streifte er mir den Pulli, welcher bis über meine Knie ging, über und küsste mich auf die Stirn. 

Er half mir in die Küche und ich konnte wirklich sagen, dass es mir elend ging. Der Schmerz von Jaydens Worten, das Brennen meiner Wunden auf den Händen und die Nachwirkungen des Ecstasys trafen gerade alle aufeinander und ich nahm kaum noch wahr, wie Kyle mich auf einen Stuhl setzte, die Ärmel seines und meines Pullis hoch streifte und meine Knöchel verband. 

"Ich hab Jessica fast umgebracht.", flüsterte ich und Kyle stockte in seiner Bewegung. 

"Ich weiß. Jeder weiß es. Sie hat es jedem erzählt und lässt es so aussehen als wärst du die Böse. Ich weiß, dass sie es verdient hatte. Ich glaub fest an das gute in dir.", ich lächelte schwach und ließ ihn weiter meine Hände verbinden. Danach setzte er mich auf die Couch und brachte mir Wasser, bevor er sich zu mir setzte, den Fernsehr an schaltete und mich zudeckte, damit meine Beine nicht so frei waren. Ich kuschelte mich an ihn und schloss meine Augen. Kurze Zeit später fiel ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

The GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt