Kapitel 50

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Talea's Sicht

"Wie geht's dir?", fragte Samu und ließ sich auf den Stuhl neben mir sinken. Die Frage brachte mich ins Grübeln. Wie ging es mir wirklich?
Ich war müde und erschöpft, hatte Kopfschmerzen und machte mir Sorgen um meinen Bruder, doch anders als noch am Tag zuvor verspürte ich sowas wie einen kleinen Funken Hoffnung.
Da war ein Licht, irgendwo am Ende des Tunnels.
Und das nicht zuletzt wegen Samu.
Es tat gut mit jemandem darüber reden zu können und mit seinen Sorgen und Ängsten nicht länger alleine sein zu müssen.
Wir beide hatten Angst um Osmo, doch Samu gab mir das Gefühl, dass alles wieder gut werden würde und langsam aber sicher begann auch ich daran zu glauben.
"Mir geht's gut. Und dir?", entgegnete ich und ließ meinen Blick zu seiner Schulter schweifen.
"Gut, schätze ich.", sagte er und lächelte zaghaft.
Samu hatte unheimlich viel Glück gehabt, dass er nicht schwerer verletzt worden war.
Er war glimpflich davongekommen und würde sicher bald aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Im Gegensatz zu Osmo.

"Ich werde dann mal Duschen gehen.", sagte er, ging zum Schrank und kramte ein paar Sachen daraus hervor, mit denen er im Bad verschwand.
Nur wenige Sekunden später hörte ich ein lautes Poltern, gefolgt von einem geflüsterten aber wütend klingenden "Fuck!".
Ich sprang auf und lief zu ihm.
Da die Tür noch halb offen stand, ging ich davon aus, dass er noch angezogen war und kein Problem damit hatte, dass ich ebenfalls das Bad betrat.

Samu sah mich nicht an, obwohl er zweifelsohne mitbekommen hatte, dass ich jetzt direkt vor ihm stand.
Angestrengt und mit leicht gequälter Miene versuchte er, sich das T-Shirt auszuziehen.
Das erwies sich mit nur einer Hand und einer Schulter, die er kaum bewegen konnte, offenbar als echte Herausforderung.
"Soll ich dir helfen?", fragte ich zögerlich und kaute auf meiner Unterlippe herum.
Samu sah zu mir auf und wirkte so verärgert, dass ich sofort einen Schritt zurückwich.
Ich wollte ihm nur meine Hilfe anbieten, ihm jedoch keinesfalls zu nahe treten.
"Tut mir leid.", seufzte er und schüttelte den Kopf, so als würde er sich über sich selbst ärgern.
"Könntest du vielleicht...?", begann er seinen Satz und sah an sich herunter. Ich schluckte schwer und überwand die Distanz zwischen uns.
"Klar.", entgegnete ich leise, umfasste den Saum des T-Shirts und schob es langsam nach oben.
Wieder und wieder streiften meine zittrigen Finger seine warme Haut.
Das was ich hier tat erinnerte mich so sehr an damals, dass ich beinahe vor Anspannung nach Luft schnappte. Allerdings war der Grund dafür, dass ich ihm das T-Shirt abstreifte, damals ein anderer gewesen.
Verdammte Erinnerungen.
Das ließ meine Nervosität nicht schwinden. Ganz im Gegenteil.

Samu lächelte zaghaft, nachdem ich ihm das graue Stück Stoff, das nach einer Mischung aus ihm selbst und Krankenhaus roch, über den Kopf gezogen hatte.
Den Rest erledigte er selbst und das war auch gut so.
Das hinderte mich jedoch nicht daran, wie angewurzelt stehen zu bleiben und dabei zuzusehen, wie er als letztes seinen verletzten Arm aus dem Kleidungsstück befreite.
Mein Blick huschte über seinen nackten Oberkörper, über seine muskulösen Arme, das Pflaster an seiner Schulter und über seine V-förmig zulaufenden Muskeln, die in seiner tief sitzenden Jogginghose endeten.
Heilige Scheiße. Dieser Mann ist der absolute Wahnsinn.

"Danke.", murmelte Samu und blickte betreten zu Boden.
Ich deutete das als Zeichen dafür, dass ich jetzt wieder verschwinden konnte. Mit noch immer zittrigen Händen und wild klopfendem Herzen ging ich zurück zu meinem angestammten Platz.
Ich konnte definitiv nicht leugnen, dass Samus Nähe noch immer diese gewisse Wirkung auf mich hatte, die alles in mir zum Kribbeln brachte.

Forever Yours / Samu & TaleaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt