Kapitel 37

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Talea's Sicht

"Kommst du mit ans Lagerfeuer?", fragte Osmo und riss mich damit aus meinen Gedanken.
Gedanken, die sich hauptsächlich um Samu und die Frage nach dem 'Warum?' drehten.
Warum hatte er das getan?
Warum hatte er es darauf angelegt, nochmal mit mir im Bett zu landen, obwohl er in einer Beziehung mit einer Frau war, um die andere Männer sich geradezu reißen würden?

"Gleich. Ich muss erstmal auf die Toilette. Kannst du mir zeigen, wo ich hin muss?", entgegnete ich und erwiderte sein Lächeln im Schein des Lagerfeuers.
Osmo führte mich durch den dunklen Garten zur Eingangstür von Rikus Haus.
"Die zweite Tür auf der rechten Seite.", sagte er und wandte sich dann ab, um wieder zu den anderen zurückzukehren.
"Danke!", rief ich ihm hinterher und verschwand im Badezimmer.

Als ich nach einigen Minuten wieder heraus kam, lehnte Samu an der Wand neben der Tür. Ich erschreckte mich fast zu Tode, als ich ihn im halbdunklen Flur erblickte.
War er mir etwa gefolgt, um mich jetzt hier abzufangen?
"Talea, warte!", sagte er leise, als ich mit schnellen Schritten an ihm vorbeiging, ohne ihm noch weitere Beachtung zu schenken.
Ich schloss den Reißverschluss meiner Jacke und eilte zur Tür.
Doch Samu hatte offenbar andere Pläne. Er folgte mir und hatte mich mit nicht mal drei Schritten, die auf dem gefliesten Boden widerhallten, eingeholt.
Sanft aber bestimmt umfasste er mein Handgelenk und zwang mich so, stehen zu bleiben und mich zu ihm umzudrehen.
"Was willst du, Samu?", fauchte ich und wandte mich aus seinem Griff.
Ich wollte nicht, dass er mich berührte. "Mit dir reden.", murmelte er und machte einen Schritt auf mich zu, sodass er groß und breitschultrig vor mir aufragte.
"Es gibt nichts mehr zu reden. Ich glaube, es ist alles gesagt.", erwiderte ich und versuchte angestrengt, seinem Blick standzuhalten.
Ich durfte nicht nachgeben, durfte nicht wieder schwach werden.
"Es tut mir leid. Ich hätte ehrlich zu dir sein müssen. Ich wollte dich nicht verletzen."
Schuldgefühl und Verunsicherung schwangen in seiner Stimme mit.
"Du hast mich nicht verletzt, Samu. Es war nur Sex. Mehr nicht. Für wen hältst du dich?"
Es kostete mich viel Kraft, trotz meiner Wut, die von Sekunde zu Sekunde größer wurde, ruhig zu sprechen.
Ich wollte ihn nicht anschreien und auch nicht vor ihm in Tränen ausbrechen.
Ich durfte ihm nicht das Gefühl geben, dass er so viel Macht über mich, über meinen Körper und über meine Gefühle besaß, um solche Reaktionen auszulösen.
"Ich dachte das zwischen uns wäre etwas besonderes. Immerhin war ich damals der erste Mann, der...", begann er seinen Satz, doch ich ließ ihn nicht ausreden.
Das ging eindeutig zu weit.
Das was er da sagte passte nicht zu dem, was er getan hatte.
Seine Worte waren die größte und dreisteste Lüge, die mir jemals aufgetischt wurde.
"Das bereue ich bis heute.", sagte ich aufgebracht und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Talea..", flüsterte Samu und hob langsam seine Hand, um sie an meine Wange zu legen. Aber das war zu viel für mich. Ich verlor die Kontrolle.
"Fass mich nicht an.", schrie ich und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Samu ließ von mir ab und taumelte einige Schritte rückwärts.
Mein plötzlicher Wutausbruch hatte ihn offenbar genauso sehr überrascht, wie mich selbst.
Er schwieg, doch er sah mich noch immer so eindringlich an, dass es mich beinahe einschüchterte.
"Ich will dich nie wieder sehen. Du mieses Arschloch.", flüsterte ich, drehte mich um und entfernte mich mit schnellen Schritten von ihm, während mir heiße Tränen in die Augen stiegen.

Ich kehrte zu Osmo und den anderen zurück, setzte mich auf einen der freien Plätze am Lagerfeuer und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
Ich lehnte mich zurück und beobachtete gedankenverloren die lodernden Flammen, die angenehme Wärme spendeten.
Vor meinem inneren Auge lief das was gerade eben passiert war immer wieder wie ein Film ab.
Samus trauriger Blick hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt und verursachte schon jetzt ein ziemlich schlechtes Gewissen.
Ich hatte überreagiert.
Ihm war deutlich anzusehen, dass meine Worte ihn verletzt hatten. Normalerweise war ich kein Mensch, der schnell aus der Haut fuhr, doch dieses ständige Hin und Her mit Samu hatte mir so sehr zugesetzt, dass ich meine Emotionen einfach nicht mehr kontrollieren konnte.
Doch jetzt hatte er hoffentlich begriffen, dass es besser war, wenn er sich in Zukunft von mir fernhielt.

Forever Yours / Samu & TaleaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt