Kapitel 4

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Samu's Sicht

"Ich glaube, da gibt es nicht viel zu erzählen.", murmelte sie und wandte schüchtern den Blick ab.
Sie war jung, doch sie hatte mein Interesse geweckt.
Dass ihre Freundin offenbar nur mit diesem dunkelhaarigen Typen beschäftigt war, spielte mir in die Karten. So hatte ich freie Bahn gehabt, um sie anzusprechen.
Schon als wir den Club betreten hatten, war sie mir aufgefallen.

Einer der Vorteile als halbwegs bekannter Musiker war, dass die Frauen plötzlich Interesse zeigten. Obwohl unsere Fanbase noch recht klein war, mangelte es nicht an unmoralischen Angeboten.
Das gefiel mir irgendwie.
Ich genoss es, im Mittelpunkt zu stehen und von den Ladys angehimmelt zu werden.

"Naja, ich bin 18 Jahre alt, ich lebe hier in Köln und studiere Rechtswissenschaften. Ach ja, und das da ist meine beste Freundin und Mitbewohnerin Anna.", sagte sie und deutete auf die dunkelhaarige Lady, die wie wild mit diesem Typen knutschte.

Nervös schaute Talea zwischen mir und ihrem halbvollen Glas, das sie mit ihren Fingern umklammert hielt, hin und her.
"Und du?", fragte sie und lächelte schüchtern.
Ich nahm einen großen Schluck von meinem Gin Tonic und begann dann zu erzählen: "Ich lebe in Helsinki und bin mit meiner Band Sunrise Avenue hier in Deutschland auf Tour.".
"Wow. Beeindruckend.", murmelte Talea.
Das Bändchen an ihrem Handgelenk verriet, dass sie auf unserem Konzert gewesen war, deshalb sparte ich mir weitere Details über meine Bandkollegen und unsere Musik.

Sie war wirklich sehr schüchtern und zurückhaltend, doch ihr Verhalten weckte meinen Jagdinstinkt.

"Warum sprichst du so gut deutsch, wenn du eigentlich in Finnland lebst?", fragte sie und sah mich aus ihren auffälligen blauen Augen an.
"Mein Großvater war Deutscher. Und da ich mit der Band oft in Deutschland und Österreich unterwegs bin, hab ich versucht, ein bisschen die Sprache zu lernen.", erklärte ich.

Deutsch ist schwierig. Verdammt schwierig. Ich konnte zwar vieles verstehen, doch es bereitete mir oft Probleme, die richtigen Worte zu finden und mich auszudrücken.

Talea's Sicht

Nach dem zweiten Gin Tonic spürte ich die Wirkung, die der Alkohol auf mich hatte, immer deutlicher.
Meine Beine fühlten sich schwer an und diese merkwürdige Wärme hatte sich in meinem gesamten Körper ausgebreitet.
Meine anfängliche Nervosität verflog langsam und Samus Bemerkungen entlockten mir immer häufiger ein dümmliches Kichern.
Ich war nicht mehr ich selbst, doch es fühlte sich nicht falsch oder befremdlich an. Ich hatte Spaß und fühlte mich irgendwie wohl in seiner Nähe.
"Tanz mit mir.", sagte Samu und streckte mir einladend seine Hand entgegen.
Sein charmantes Lächeln machte es schwierig, ihm diesen Wunsch auszuschlagen.
"Ich weiß nicht.", entgegnete ich zögerlich und ließ meinen Blick durch den gut gefüllten Club schweifen.
Die Tanzfläche war voll mit Menschen, die sich zur Musik bewegten.
Samu trat näher an mich heran und griff sanft nach meiner Hand, um mich von seinem Vorschlag zu überzeugen.
"Okay.", murmelte ich schließlich zustimmend und folgte ihm mit zittrigen Knien.
Im Vorbeigehen warf ich einen Blick zu Anna, die offenbar wieder wahrnahm, was um sie herum geschah.
Sie grinste breit und reckte beide Daumen nach oben, als ich mich gemeinsam mit Samu entfernte.

Wir mischten uns unter die anderen Partygäste und begannen uns ebenfalls im Rhythmus der Musik zu bewegen.
Das flackernde Licht und der Nebel, der in der Luft lag, gaben mir das Gefühl, in eine andere Welt abgetaucht zu sein.
Samu blickte mit seinem strahlenden Lächeln auf mich hinab. Er überragte mich bestimmt um gute 20 Zentimeter.
Seine Schultern waren breit und ein Tattoo zierte seinen linken Oberarm. Als ich meinen Blick an seinem Körper hinabwandern ließ, entdeckte ich ein weiteres auf seinem rechten Unterarm. Jedoch konnte ich nicht erkennen, was dort in dunklen Buchstaben geschrieben stand.

Dieser Mann war wirklich attraktiv.
Als ich bemerkte, dass sein eindringlicher Blick noch immer auf mir ruhte, nahm ich für einen kurzen Moment an, dass er vielleicht das gleiche über mich dachte.
Natürlich nicht. Was für ein Blödsinn. Ich schob diesen Gedanken auf meinen übermäßigen Alkoholkonsum und verwarf ihn schnell wieder.
Im nüchternen Zustand hätte ich mir sowas sicher nicht eingebildet.
Was sollte ein Mann wie er auch von mir wollen.

Forever Yours / Samu & TaleaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt