Kapitel 57

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Samu's Sicht

Unzählige Male war ich die Stufen zu Osmos Wohnung hinaufgegangen, doch diesmal war es anders.
Ich war nervös, denn diesmal war es nicht er, der mich hinter dieser Tür erwartete, sondern Talea.
Mein Herz klopfte viel schneller als sonst, als ich die Klingel betätigte.
Ich zupfte meinen Pullover zurecht und fuhr zum gefühlt hundertsten Mal mit der Hand durch meine Haare.
Wenige Sekunden später öffnete Talea langsam die Tür und sah mich überrascht an.
Hatte sie etwa gedacht, ich mache Witze, als ich am Telefon zu ihr sagte, dass ich vorbeikomme um sie abzuholen?

"Du warst schnell.", bemerkte sie erstaunt und öffnete die Tür weiter, sodass ich eintreten konnte.
"Meine Wohnung ist ja auch nur ein paar Straßen entfernt.", entgegnete ich und sah mich beiläufig um.
Es war deutlich zu erkennen, dass hier momentan auch eine Frau lebte.
Alles wirkte viel geordneter und aufgeräumter, sogar ein paar dekorative Elemente waren in Osmos Wohnung eingezogen, obwohl er eigentlich gar kein Freund von solchen Kleinigkeiten war.

Talea schaltete den Fernseher aus, zog sich einen Pullover über und sah sich verunsichert im Wohnzimmer um. "Können wir los?"
"Ich denke schon.", entgegnete sie mit einem schüchternen Lächeln.
Sie schloss die Tür hinter uns ab und folgte mir wortlos zu meinem Auto, das ich direkt vor dem Haus geparkt hatte.

Da es in Strömen regnete hatte ich kurzerhand entschieden, nicht zu Fuß zu gehen, sondern das Auto zu nehmen. Ich öffnete die Beifahrertür und bedeutete ihr einzusteigen.
"Danke.", murmelte sie schüchtern und errötete leicht.
Offenbar war sie es nicht gewohnt, dass man sie so zuvorkommend behandelte.

Ich setzte mich hinters Steuer, schnallte mich an, was angesichts meiner schmerzenden Schulter nicht ganz unkompliziert war, und lenkte das Auto dann zurück auf die Straße und in die Richtung meiner Wohnung.
Es war bereits nach 20 Uhr und die Straßen in dem ohnehin schon recht ruhigen Bezirk Helsinkis, waren dementsprechend leer.
Etwa fünf Minuten später hatten wir unser Ziel auch schon erreicht.
Ich stellte das Auto in einer der wenigen freien Parklücken vor dem Haus ab und stieg zeitgleich mit Talea aus.
"Hier wohnst du?", fragte sie ungläubig und sah sich mit großen Augen um.
Die Wohngegend war nichts besonderes.
Relativ ruhig und anonym.
Häuser im Altbaustil grenzten an moderne Neubauten.
Hier und da gab es ein gemütliches Cafe oder eine kleine Bar.
Mir gefiel es hier. Anders als in Deutschland war ich hier einfach nur einer von vielen. Die Leute erkannten mich zwar, aber derart hysterische Ausmaße, wie ich sie sonst oft erlebte, blieben glücklicherweise aus.
Die Leute machten keine große Sache aus meiner Berühmtheit und das war auch gut so.

Schweigend stiegen wir die Treppen zu meiner Wohnung hinauf.
Mit jeder Stufe die ich nahm wurde mir bewusster, wie sehr die vergangenen Tage im Krankenhaus meinem Körper zugesetzt hatten.

Talea's Sicht

Im Handumdrehen hatte Samu die Tür geöffnet.
Er hielt sie auf und bedeutete mir einzutreten.
Mit zögerlichen Schritten betrat ich den halbdunklen Flur, blieb dann jedoch stehen um auf ihn zu warten.
Samu nahm mir die Jacke ab, ich zog meine Schuhe aus und folgte ihm dann in den angrenzenden Raum, aus dem gedimmtes Licht drang.
"Fühl dich wie zu Hause.", sagte er und schenkte mir ein herzliches Lächeln.
Es wirkte nicht gekünstelt. Es war echt und es unterstrich seine Aussage.
Aus seinem Mund klangen diese Worte nicht wie eine unbedeutende Floskel, die man Gästen gegenüber eben sagte.

"Du hast es schön hier."
Ich ließ meinen Blick durch das riesige Wohnzimmer schweifen, an das eine halboffene Küche grenzte.
"Komm mit. Ich führe dich ein bisschen herum.", sagte er und streckte mir einladend seine Hand entgegen.
Ohne zu zögern ergriff ich sie und folgte ihm durch die Wohnung.
Er zeigte mir zuerst sein Arbeitszimmer, in dem unzählige Gitarren standen, das riesige Bad und das Gästezimmer am Ende des Flurs. Dann führte er mich eine Treppe hinauf und wir landeten in einem weiteren langen Flur, von dem ebenfalls mehrere Türen abgingen. Samu zeigte mir das Schlafzimmer und den kleinen angrenzenden Raum, den er zum Ankleidezimmer umfunktioniert hatte.
Ein absoluter Traum für jede Frau. Auch in der oberen Etage gab es ein riesiges Badezimmer, das eher einem supermodernen Wellnessbereich glich, und ein weiteres Wohnzimmer, das sich fast über die gesamte Ebene erstreckte.
Samus Wohnung war riesig und sehr modern eingerichtet, doch trotzdem wirkte sie einladend und gemütlich.
Ich fühlte mich sofort unheimlich wohl.

Forever Yours / Samu & TaleaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt