Kapitel 80

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Talea's Sicht

Die Strecke, die wir vorhin schon gegangen waren, kam mir diesmal deutlich länger vor.
Lag das vielleicht daran, dass ich voller kribbelnder Vorfreude auf das war, das später folgen sollte?
Wer weiß.
Es gab jedenfalls schlimmeres, als am Abend durch die menschenleeren Straßen dieser wunderschönen Stadt zu schlendern.
Die vielen Lichter verliehen dem ganzen einen besonderen Charme und ließen fast schon romantische Stimmung aufkommen.

"Helsinki ist wunderschön.", bemerkte ich ganz beiläufig, als wir eine große Kreuzung überquerten und somit langsam aber sicher das unmittelbare Stadtzentrum verließen.
Ich konnte gar nicht genug von all den atemberaubenden Eindrücken bekommen.
Die Ruhe im Vergleich zu deutschen Großstädten, die Freundlichkeit und Gelassenheit der Menschen und die unzähligen wunderschönen Orte.
Und obwohl noch einige Monate vor mir lagen, beschlich mich beim Gedanken an meine Rückkehr nach Deutschland schon jetzt Wehmut.

"Du könntest hierher ziehen.", scherzte Samu und grinste teuflisch.
"Was soll ich hier? Außer Osmo habe ich hier doch niemanden. Vor allem keinen Job.", antwortete ich und zuckte mit den Schultern.
Wir gingen schweigend weiter.
Im Licht der Straßenlaternen war in einigen hundert Metern Entfernung schon das Haus zu erkennen, in dem sich Samus Wohnung befand.

"Du hast mich.", antwortete er irgendwann leise auf meine Aussage, die ich fast schon wieder vergessen hatte.
Hatte ich gerade richtig gehört?
War es ihm mit mir bereits jetzt so ernst, dass er mich dauerhaft hier bei sich haben wollte?
Seine Worte hatten mich so dermaßen aus dem Konzept gebracht, dass ich augenblicklich wie angewurzelt stehengeblieben war.
Samu, dem das natürlich nicht entging, blieb ebenfalls stehen, machte einen Schritt auf mich zu und und legte seine Hände sanft an meine Wangen.
Sofort stieg Hitze in mir auf.
"Du bedeutest mir sehr viel. Ich will, dass du das weißt."
Seine Worte klangen ernst, doch sie waren gleichzeitig so liebevoll und rührend, dass mein Herz einen kleinen Sprung machte.
Verräterisches Ding.

Ehe ich mich versah hatte er seine Lippen auf meine gelegt und seine starken Arme um mich geschlungen. Einfach perfekt.
Mit geschlossenen Augen und auf Zehenspitzen stehend erwiderte ich diesen unheimlich zärtlichen Kuss, der sich plötzlich nach so viel mehr anfühlte.
Von Tag zu Tag schien jede Berührung, jeder Kuss, jedes Wort, immer mehr an Bedeutung zu gewinnen.
Aber empfand Samu das genauso wie ich?

"Lass uns reingehen.", murmelte er zwischen zwei Küssen, drehte mich dann behutsam um und schob mich vor sich durch die Tür.
Auch auf dem Weg nach oben konnten wir einfach nicht voneinander ablassen. Er blieb immer wieder stehen, um mich zu küssen.
Fast schon verzweifelt versuchte er die Wohnungstür zu öffnen, nachdem das im ersten Anlauf nicht geklappt hatte, weil seine rechte Hand viel zu sehr damit beschäftigt war, mich festzuhalten und aufzupassen, dass ich mich keinen Zentimeter von ihm entfernte.
"Endlich.", seufzte er, nachdem er das Schloss entriegelt hatte.
Schneller als ich gucken konnte hatte er mich in seine Wohnung befördert, mich mit dem Rücken an die Wand dirigiert und seine Lippen wieder auf meine gepresst, so als wäre es das einzige, das zählt.
Dachte er, ich würde mich aus dem Staub machen, wenn er das nicht tat? Wohl kaum.
Ich vermutete sogar, dass ich diejenige war, die einfach nicht genug davon bekommen konnte, doch als er fast schon stürmisch seinen Mund auf meinen presste, wusste ich, dass es ihm genauso ging.
Wir waren vollkommen verrückt nacheinander.

Als Samu seine Hände unter den Stoff meines Pullovers wandern ließ und sanft an meinem Rücken entlangfuhr, konnte ich ein wohliges Seufzen nicht unterdrücken.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen und seine Augen funkelten plötzlich wieder auf diese besondere Weise.

Forever Yours / Samu & TaleaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt