Forever Yours / Samu & Talea

Kapitel 16

Talea's Sicht

Als wir den Club erreichten, in dem das Konzert von Sunrise Avenue stattfand, hatte der Einlass gerade begonnen. Unzählige, überwiegend weibliche, Fans standen dicht gedrängt in der langen Schlange und warteten.
Da Osmo uns Backstage-Pässe besorgt hatte, mussten wir uns nicht anstellen. Wir gingen direkt zum Seiteneingang, der von einem breit gebauten Security-Mitarbeiter bewacht wurde.
Er musterte uns skeptisch, als wir uns langsam näherten.
Nachdem wir unsere Pässe und die Eintrittskarten vorgezeigt hatten, wurde der Ausdruck auf seinem Gesicht jedoch eine Spur freundlicher.
Er bedeutete uns kurz zu warten und funkte dann einen Kollegen an, der wenig später auftauchte und uns hineinbegleitete.
Wir folgten ihm wortlos durch den endlos scheinenden Gang und mein Herz klopfte immer schneller.
Im Vorbeigehen betrachtete ich die Bilder, die rechts und links an den Wänden hingen.
Auf ihnen waren verschiedene Künstler zu sehen.
Vermutlich waren sie alle schon mal in diesem Club aufgetreten.

Als wir uns dem Ende des Gangs näherten, öffnete sich plötzlich eine Tür auf der linken Seite und Osmos blonder Wuschelkopf spähte hinaus.
Als er uns hinter dem riesigen Security-Mann entdeckte, verzogen sich seine Lippen zu einem breiten Grinsen.
"Da seid ihr ja endlich.", rief er und kam auf uns zu.
Meine Mutter zog ihn sofort in eine feste Umarmung und schien ihn gar nicht wieder loslassen zu wollen. Danach kam er zu mir, schlang seine Arme um mich und hob mich hoch.
Das hatte er schon mit mir gemacht, als ich noch ein kleines Kind gewesen war.
"Schön, dass ihr es nach so vielen Jahren endlich mal zu einem unserer Konzerte geschafft habt.", scherzte er und umarmte auch Anna.

Dass ich schon mal auf einem Konzert von Sunrise Avenue gewesen war, wusste er nicht. Damals war er noch nicht Teil der Band gewesen.
Doch das war nur einer der Gründe, warum ich ihm nie davon erzählt hatte.
Ein weiterer Grund, so vermutete ich, befand sich ebenfalls in dem Raum, aus dem er gerade eben gekommen war.

Nach etwas Smalltalk wollte Osmo uns seine Bandkollegen vorstellen.
Obwohl ich fest daran geglaubt hatte, dass es mich komplett kalt lassen würde, Samu wiederzusehen, war ich plötzlich ziemlich nervös. Deshalb ließ ich meiner Mutter und Anna auch den Vortritt, als Osmo uns in die Garderobe führte.

Wir betraten einen hell erleuchteten Raum, in dem unzählige Kisten verteilt waren.
In der Mitte des Raumes, der eigentlich eher einer Abstellkammer glich, stand ein großer Tisch mit 6 Stühlen, neben der Tür befand sich ein großer Kühlschrank und an den Wänden hingen mehrere riesige Spiegel.
Aus einem zweiten Raum, der an diesen grenzte und dessen Tür offen stand, drang Stimmengewirr.
"Die Jungs sind da drüben. Da ist unser Aufenthaltsraum.", erklärte Osmo und führte uns zu ihnen.
Vier Männer saßen auf einem riesigen U-förmigen Sofa, das gut die Hälfte des Raumes einnahm.
Als sie uns erblickten, unterbrachen sie ihr Gespräch auf Finnisch.
Ich ließ meinen Blick durch die Runde schweifen und blieb sofort bei Samu hängen.
Als sich unsere Blicke trafen, wandte ich meinen sofort wieder ab.
Mein Herz klopfte schneller. Noch schneller, als es das ohnehin schon tat, seit wir dieses Gebäude betreten hatten.

"Darf ich vorstellen? Das ist meine Mutter, das ist meine Schwester Talea und das ist ihre beste Freundin Anna."
Osmo sah zwischen uns und seinen Bandkollegen hin und her und lächelte freudig.
Ihm war deutlich anzumerken, wie sehr er sich freute, dass wir hier waren.
Ich hingegen war mir nicht mehr so sicher, ob ich mich freuen oder lieber die Flucht ergreifen sollte.
Da letzteres allerdings keine Option war, setzte ich ein angespanntes Lächeln auf und versuchte mich zusammenzureißen.

Die Männer erhoben sich, um uns zu begrüßen.
"Schön euch kennenzulernen.", sagte Samu und zwinkerte uns zu.
Allein der Klang seiner Stimme weckte Erinnerungen, die ich eigentlich längst vergessen hatte.
Das dachte ich zumindest.

Immer wenn ich ihn ansah (und das war leider ziemlich häufig der Fall, weil ich einfach nicht anders konnte), trafen sich unsere Blicke, so als würde er mich ebenfalls beobachten.