Kapitel 68

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Talea's Sicht

Nach dem Essen räumte Samu das benutzte Geschirr in die Spülmaschine und schenkte uns dann Wein nach. "Magst du Eishockey?", fragte er ganz beiläufig, während ich ihm ins Wohnzimmer folgte.
Im Kamin flackerte das Feuer und es war angenehm warm. Genau das richtige für einen gemütlichen Abend. "Keine Ahnung. Ich hab mich nie sonderlich dafür interessiert.", erwiderte ich schulterzuckend.

Sport war überhaupt nicht meine Welt. Einzig die Fußballweltmeisterschaften hatte ich in den letzten Jahren hin und wieder verfolgt.
Auch wenn ich nicht viel Ahnung von Fußball hatte, bot diese Sportart, bei der man unzählige gestählte Männerkörper betrachten konnte, durchaus eine willkommene Abwechslung.
Zumindest manchmal.

"Bist du bereit, das zu ändern?", fragte Samu und blickte mich mit einem herausfordernden Grinsen an.
"Ich denke schon.", entgegnete ich und nahm obligatorisch einen großen Schluck von meinem Wein.
Ganz nach dem Motto: mit genügend Alkohol werde ich das schon überstehen.
Er schaltete währenddessen den Fernseher ein und machte es sich neben mir auf dem Sofa bequem.
Auf dem Fernsehbildschirm begannen die Männer in roter Montur plötzlich wie angestochen von links nach rechts zu laufen. Sie schienen beinahe über die Eisfläche zu schweben.
Dann versammelten sie sich in einem Kreis und schlugen wie wild mit ihren Schlägern gegeneinander um sich dann wenig später wieder auf dem Spielfeld zu verteilen.
Offenbar hatten wir es gerade noch rechtzeitig zum Beginn des Spiels geschafft.
Samu spannte sich neben mir merklich an, als es schließlich los ging.
Eishockey war offenbar seine Welt und seine kindliche Begeisterung dafür war fast schon beängstigend.

Er erklärte mir die einzelnen Positionen der Spieler und versuchte mir die Regeln näher zu bringen. Jedoch ohne langfristigen Erfolg, wie ich vermutete.
Wenn die gegnerischen Spieler die Spieler des IFK Helsinki, wohlgemerkt seine Lieblingsmannschaft, wie ich sehr schnell begriffen hatte, foulten, schnaufte er aufgebracht und begann auf Finnisch zu fluchen.
Dieser verrückte Kerl.

Es war äußerst unterhaltsam, das Spiel mit ihm anzusehen, in das er total vertieft war.
Insgeheim war ich sogar ziemlich dankbar für diese Art von Abendunterhaltung, denn das Eishockeyspiel lockerte die Stimmung merklich auf.
Das hielt ich nach unserem ernsten und vor allem sehr ehrlichen Gespräch auch für durchaus angebracht und sehr angenehm.
Keiner von uns wurde von betretenem Schweigen in Verlegenheit gebracht. Wir waren einfach nur gute Freunde, die gemeinsam Eishockey schauten und Wein tranken.
Ganz genau, nur gute Freunde.

Samus Begeisterung war ansteckend. Nach dem zweiten Drittel des Spiels führte der IFK mit 2:1 und seine Freude war dementsprechend groß.
Nachdem wir während der 15minütigen Pause auf der Terrasse frische Luft geschnappt hatten, was nach einer ganzen Flasche Wein, die wir gemeinsam geleert hatten, auch definitiv notwendig gewesen war, machten wir es uns wieder auf dem Sofa bequem.
Samu schnappte sich die kuschelige Decke, die bis dahin ordentlich zusammengelegt auf der Sofalehne lag, und breitete sie über unseren Beinen aus.
Sowohl der Alkohol als auch die ungezwungene Stimmung hatten dazu beigetragen, dass ich mich gar nicht mehr unwohl in seiner Nähe fühlte.
Im Gegenteil.
Als er seinen Arm um mich legte, kuschelte ich mich bereitwillig an seine Schulter.
Ich atmete den Geruch von herbem Duschgel und Mann ein, den er versprühte.
Hmm. Himmlisch.

Das hatte allerdings den Nebeneffekt, dass ich mich nicht mehr so ganz auf den Rest des Spiels konzentrieren konnte.
Falls ich das im Laufe des Abend überhaupt irgendwann gekonnt hatte... Plötzlich waren da viel zu viele andere Dinge, die mich ablenkten.
Das gleichmäßige Heben und Senken seines Brustkorbs, seine Berührungen an meinem Arm, die Wärme, die von ihm ausging.
Als das Spiel schließlich abgepfiffen wurde, war Samu sichtlich erleichtert. Und ich auch.
"Wie hat es dir gefallen?", fragte er und seine Augen leuchteten noch immer vor Begeisterung.
Ich musste zugeben, dass ich durchaus mitgefiebert hatte, nachdem ich die Regeln und den Sinn des Spiel halbwegs verstanden hatte.
Das war ihm sicher nicht entgangen. "Es war sehr...unterhaltsam.", entgegnete ich und ließ mich von seinem überaus freudigen Lächeln anstecken.
"Na wenn das so ist, kannst du ja beim nächsten Mal mitkommen.", schlug er vor und zwinkerte mir zu.
Ein Ausflug mit Samu?
Das klang so herrlich normal.
Doch schon beim Gedanken daran, noch mehr Zeit mit ihm zu verbringen, beschleunigte sich mein Herzsschlag.
"Okay.", gab ich lächelnd zurück und nickte entschlossen.

Forever Yours / Samu & TaleaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt