Kapitel 62

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Talea's Sicht

Als ich die Augen aufschlug, war ich für einen kurzen Moment vollkommen orientierungslos.
Wo bin ich?
Warum liege ich in diesem Bett?
Erst als ich mich aufsetzte und mich im Zimmer umsah, fiel es mir wieder ein. Samu.
Ich lag in seinem Bett.
Das Bett, in dem ich gestern Abend an ihn gekuschelt eingeschlafen war. Verdammt.
Wir waren definitiv zu weit gegangen. Ich war zu weit gegangen, hatte eine Grenze überschritten, der ich mich eigentlich nicht mal mehr nähern wollte.
Das hier war nicht gut für mich.
Noch immer war ich der festen Überzeugung, dass Samu nicht der Typ Mann war, den man zu nah an sich heranlassen sollte, wenn man sich davor schützen wollte, verletzt zu werden.
Allerdings hatte ich die Befürchtung, dass es dafür längst zu spät war.

"Guten Morgen.", brummte Samu und spähte durch die halb geöffnete Tür ins Schlafzimmer. Er lächelte träge und sah einfach hinreißend aus, mit seinen verwuschelten blonden Haaren und seinem nackten Oberkörper.
"Möchtest du Frühstück?"
"Ja, gerne.", antwortete ich und krabbelte unter der Bettdecke hervor. Samus Bettdecke.
Meine lag noch immer nahezu unberührt auf der anderen Seite des Betts.
Hatte ich die ganze Nacht in Samus Armen gelegen?
Heilige Scheiße.
Ich spürte, wie mir augenblicklich die Röte ins Gesicht stieg.
Wenig später tappste ich ins Bad. Ich trug noch immer eines von Samus T-Shirts, das zwar viel zu groß, jedoch herrlich bequem war.
Ich putzte meine Zähne, zog mich an und band meine Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammen. Nachdem ich mich noch ein letztes Mal prüfend im Spiegel betrachtet hatte, machte ich mich unsicheren Schrittes auf den Weg in die Küche.
Es duftete schon herrlich nach Kaffee und frischen Brötchen.
"Hast du gut geschlafen?", fragte Samu mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.
"Ja. Sehr gut sogar.", erwiderte ich wahrheitsgemäß.
Ich hatte schon lange nicht mehr so ruhig geschlafen wie in der vergangenen Nacht.
Samus Nähe hatte definitiv ihren Teil dazu beigetragen, daran bestand kein Zweifel.
Er bedeutete mir, mich an den Tisch zu setzten, den er liebevoll gedeckt hatte. Frische Brötchen, Obst, Kaffee, Orangensaft.
Einfach perfekt.
Wir machten uns über die Leckereien her und schwiegen dabei die meiste Zeit. Doch es war keine bedrückende Stille. Anders als erwartet fühlte es sich überhaupt nicht merkwürdig oder befremdlich an, hier mit ihm zu sitzen, nachdem ich die Nacht bei ihm verbracht hatte.
In seinem Bett. Eng an ihn gekuschelt und mit klopfendem Herzen.
Doch so schön es auch gewesen war - das durfte nicht nochmal passieren.
Ich durfte mich nicht zu sehr darauf einlassen. Und vor allem durfte ich mich auf gar keinen Fall in ihn verlieben.

Nach dem Frühstück räumten wir gemeinsam das Geschirr in die Spülmaschine und gingen dann hinaus auf die Terasse, die zu Samus Wohnung gehörte.
Warme Sonnenstrahlen trafen auf meine Haut und machten die kühle Morgenluft deutlich angenehmer.
"Du hast es wirklich schön hier.", sagte ich und ließ meinen Blick durch die Gegend schweifen.
Die Blätter der Bäume leuchteten bereits in einem satten Grün und die Vögel zwitscherten munter. Als ich mich wieder zu Samu umdrehte, ruhte sein Blick auf mir.
Er lächelte geheimnisvoll und verschränkte die Arme vor der Brust. "Was ist denn?", murmelte ich und blickte verunsichert zu Boden.
Obwohl es bestimmt nicht seine Absicht war, schüchterte er mich mit solchen Gesten doch immer wieder ein. Wenn er so lässig und vor Selbstbewusstsein strotzend vor mir stand, wurde mir erst wieder bewusst, mit wem ich es hier überhaupt zu tun hatte.
Samu Haber.
Er hätte jede Frau haben können und doch war ich diejenige, die hier bei ihm war und die er auf diese Art und Weise ansah, die jedes Herz höher schlagen ließ.
"Nichts.", murmelte er und machte einen Schritt auf mich zu. Dann noch einen.
"Du bist nur so verdammt schön. Ich kann einfach nicht wegschauen."
Mir stockte der Atem.
Warum sagte er sowas?
Ich dachte, ich hatte ihm klargemacht, dass das was mal zwischen uns gewesen war nicht noch einmal passieren würde.
Freunde. Wir sind nur Freunde.
Dass in meinen Gedanken hin und wieder etwas anderes vorging musste er nicht erfahren, aber trotzdem erwartete ich, dass diese Spielchen aufhörten.
"Warum sagst du sowas?", fragte ich anklagend und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust.
Eine typische Abwehrhaltung.
Ich fühlte mich angegriffen. Von seinen Worten und seinen Floskeln, mit denen er die Frauen vermutlich um den Finger wickelte.
Aber nicht mit mir. Nicht nochmal. "Weil es die Wahrheit ist.", sagte er leise aber entschlossen und machte einen Schritt auf mich zu.
Nein, nein, nein.
Ich wich zurück, umrundete ihn und flüchtete in die Küche.
Wenn er mir so nah kam, konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen. Früher oder später würde ich schwach werden und das Spiel wieder von vorne mit ihm spielen. Doch er folgte mir. "Warum läufst du weg?", seufzte er und schloss die Terassentür hinter sich.
Ich hatte ihm den Rücken zugedreht und meine vor Nervosität zitternden Hände auf der Arbeitsfläche der Küche abgestützt.
Einatmen, ausatmen.

Forever Yours / Samu & TaleaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt