Kapitel 17

143 8 0
                                    

Samu's Sicht

Ich grübelte ununterbrochen und versuchte herauszufinden, warum Osmos Halbschwester mir so verdammt bekannt vorkam.
Ich war mir ziemlich sicher, dass ich ihr schon mal begegnet war, doch ich wusste nicht mehr wo und wann.

"Komm Samu. Wir müssen uns so langsam auf den Weg machen.", ertönte Rikus Stimme neben mir und riss mich aus meinen Gedanken.
Ich schnappte mir eine Flasche Wasser und folgte den Jungs, angeführt von unserem Manager Mikko, hinter die Bühne.

Obwohl wir vor einem verhältnismäßig kleinen Publikum spielten, war das erwartungsvolle Jubeln der wartenden Fans fast schon ohrenbetäubend laut.
Es war wie ein Rausch. Das Blut pulsierte heftig in meinen Adern und Adrenalin schoss durch meinen ganzen Körper.
Ich schnappte mir meine Gitarre, atmete noch einmal tief durch und betrat dann als letzter die Bühne.

Diese Club-Tour war definitiv etwas besonderes. Wir hatten uns damit einen weiteren Traum erfüllt und genossen jede einzelne Show in vollen Zügen.
Unser neues Album "Heartbreak Century" verkaufte sich gut und der Weg für unsere große Tour im März 2018 war geebnet.
Natürlich war es stressig, ständig unterwegs zu sein. Jeden Tag in einer anderen Stadt, jede Nacht in einem anderen Hotelbett oder zusammen mit den Jungs im Tourbus.
Es war nicht immer einfach, doch das war mein Leben.
Wir hatten hart dafür gearbeitet und wir hatten den Durchbruch geschafft.

Dass ich so selten zu Hause bin, war in der vergangenen Zeit auch zu einem der häufigsten Streitthemen mit meiner Freundin Vivianne geworden.
Es passt ihr nicht, dass die Musik und die Band mein Lebensmittelpunkt waren.
Sie würde am liebsten meine ganze Aufmerksamkeit und meine gesamte Zeit für sich beanspruchen, doch das funktionierte nicht, wenn man arbeitete.
Die Musikbranche ist kein Job wie jeder andere. Wenn Konzerte anstehen, gibt es keine geregelten Arbeitszeiten und keine freien Wochenenden.
Mich störte das nicht, denn ich liebte es Musik zu machen und auf der Bühne zu stehen.
Vivi betrachtete das ganze jedoch etwas anders und kleine Meinungsverschiedenheiten arteten oft in hässliche Streits aus, in denen wir uns anschrien und uns gegenseitig Vorwürfe machten.

Ich hatte oft darüber nachgedacht mich von ihr zu trennen, doch ich brachte es einfach nicht übers Herz.
Ich konnte mich noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, nach einer mehrwöchigen Tour nach Hause zu kommen und alleine in meiner Wohnung zu sitzen.
Ohne jemanden, der die freien Tage mit mir verbrachte und mir die Nächte versüßte.

Talea's Sicht

"Wow. Er ist so verdammt heiß.", flüsterte Anna und verdrehte die Augen.
Natürlich wusste ich, wen sie meinte. Ich antwortete jedoch nur mit einem breiten Grinsen und schüttelte mit gespielter Entrüstung den Kopf.
Keine Frage, Samu war heiß. Verdammt heiß.
Ich würde sogar behaupten, dass er 10 Jahre nach unserer ersten Begegnung noch viel attraktiver war.
Er war älter geworden, doch das machte ihn definitiv nicht weniger anziehend.
Das Gegenteil war der Fall.
Er wirkte größer, erhabener, männlicher.
Und er hatte noch immer dieses gewisse Etwas, das mich davon abhielt, meinen Blick von ihm abzuwenden.
Auch seine Stimme hatte sich verändert.
Sie war tiefer und kraftvoller und mit so vielen Emotionen geladen, dass kaum ein Song verging, bei dem sich die feinen Härchen auf meinen Armen nicht aufstellten, weil ich eine Gänsehaut bekam.

Nach ungefähr zwei Stunden winkten Osmo und seine Bandkollegen dem Publikum noch ein letztes Mal zu und verschwanden dann im dunklen Bereich hinter der Bühne.
Anders als die anderen Zuschauer, die jetzt nach und nach aus der Halle strömten, blieben wir noch eine Weile stehen, um uns dann wieder unseren Weg in den Backstagebereich zu bahnen.
Der Security-Mann, der vor der Absperrung neben der Bühne stand, betrachtete unsere Pässe mit einem emotionslosen Gesichtsausdruck und bedeutete uns dann einzutreten.

"Da seid ihr ja."
Osmo eilte mit großen Schritten auf uns zu. Auf seinem Gesicht, das von einem leichten Schweißfilm bedeckt war, lag ein zufriedenes Grinsen.
Man hatte ihm während der Show deutlich angesehen, wie viel ihm die Musik bedeutete und wie viel Spaß er auf der Bühne hatte.
Meine Mutter zog ihn in eine liebevolle Umarmung und lächelte voller Stolz.
Nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, führte Osmo uns hinter sich her durch die endlos langen Gänge, bis wir wieder den Aufenthaltsraum der Jungs erreichten.
Meine Mutter räusperte sich kurz und tätschelte seine Schulter.
"Ist es in Ordnung, wenn ich mich auf den Heimweg mache? Ich hatte einen ziemlich langen Tag. Wir sehen uns doch Morgen zum Frühstück, oder?"
Sie lächelte entschuldigend und sah abwechselnd zwischen Osmo, Anna und mir hin und her.
"Na klar. Soll ich dir ein Taxi rufen?", fragte er und umarmte sie nochmal.
"Das ist nicht nötig.", erwiderte sie lächelnd und verabschiedete sich dann auch von Anna und mir.

"Aber ihr bleibt noch, oder?", fragte Osmo und sah uns prüfend an.
"Klar.", kam es wie aus der Pistole geschossen von Anna.

Forever Yours / Samu & TaleaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt