Kapitel 97

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Samu's Sicht

Ich hatte lange überlegt, ob ich diesen Schritt wirklich machen sollte.
Aber als dann fast 24 Stunden vergangen waren und Talea nicht ein einziges Mal auf einen meiner Anrufe oder eine meiner Nachrichten reagiert hatte, wurde ich unruhig.
Ich wollte sie nicht einfach aufgeben, denn sie bedeutete mir inzwischen enorm viel und daran hatte sich nichts geändert.
Die Bindung, die wir zueinander aufgebaut hatten, durfte doch nicht an einem blöden Missverständnis wie diesem zerbrechen, das alles so aussehen ließ, als hätte ich sie hintergangen.
Das mit Vivi war längst vorbei.
Da war nichts mehr und ich konnte auch mit absoluter Gewissheit sagen, dass da nie wieder etwas sein würde.

Für Talea hatte jedoch alles ganz anders ausgesehen.
Vor allem weil Vivi sie mit ihrem bescheuerten Verhalten noch provoziert hatte.
Aber das war keine Entschuldigung.
Ich hätte sofort reagieren müssen und nicht einfach nur dastehen wie ein Vollidiot, während ich dabei zusah wie das Herz der Frau, die ich liebte, vor meinen Augen in Stücke brach.

Fest entschlossen stieg ich ins Auto um mich auf den Weg zu Talea zu machen. Ich hätte die kurze Strecke auch zu Fuß gehen können, immerhin wohnte Osmo nur ein paar Straßen entfernt, aber ich wollte einfach nur so schnell wie möglich zu ihr.
Jetzt. Sofort.
Sonst würde ich womöglich den Verstand verlieren.

Mit jedem Meter, den ich mich ihr näherte, wurde ich nervöser.
Meine Hände waren schweißnass und mein Herz klopfte aufgeregt.
Wie wird sie reagieren?
Wie sollte ich Osmo erklären, dass ich dringend mit Talea reden musste? Fragen über Fragen, über die ich mir bereits stundenlang den Kopf zerbrochen hatte, aber auf die ich bisher noch keine Antwort finden konnte.
Und jetzt war es zu spät, denn meine zitternden Finger hatten schon die Klingel betätigt und ich hörte, wie sich jemand der Tür näherte.

"Samu, schön dich zu sehen."
Osmo begrüßte mich gewohnt fröhlich und bedeutete mir hereinzukommen. "Ich wusste gar nicht, dass du kommst.", sagte er etwas verwundert, als ich meine Schuhe im Flur auszog und ihm dann ins Wohnzimmer folgte. Verdammt.
Wie sollte ich hier mit ihr reden können ohne, dass Osmo Wind von der Sache bekam. Das war nahezu unmöglich.
Was für eine bescheurte Idee von mir.

"Ist alles in Ordnung bei dir?"
Mein bester Freund schien bemerkt zu haben, dass irgendwas nicht stimmte. Das brauchte mich allerdings nicht wirklich zu wundern, denn ich hatte noch keinen einzigen Ton gesagt, seit ich die Wohnung betreten hatte.
"Ja, alles in Ordnung. Ich bin hier, weil... Ist Talea da? Ich wollte mit ihr reden."
Er blickte fragend zu mir herüber, hakte jedoch nicht weiter nach.
"Sie ist gerade unterwegs. Ich weiß allerdings nicht wohin. Ich bin auch erst vor ein paar Minuten nach Hause gekommen. Aber du kannst gerne hier warten, oder ich rufe sie an und frage nach, wann sie wieder da ist."
"Nein, nicht nötig. Ich warte einfach noch einen Moment und wenn sie nicht kommt, dann rufe ich sie einfach später an."
Ich zwang mich zu einem Lächeln und verschränkte meine Finger miteinander.
Sie anrufen...
Ha. Wie denn, wenn sie schon die gefühlt 100 Anrufe in den letzten 24 Stunden einfach ignoriert hatte.

Ich versuchte so zu sein wie immer, doch der kritische Blick, mit dem Osmo mich musterte verriet, dass mir das nicht besonders gut gelang.

Forever Yours / Samu & TaleaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt